Moskau In Russland ist den Behörden zufolge ein Privatflugzeug abgestürzt, in dem auch der Söldnerchef Jewgeni Prigoschin an Bord gewesen sein soll. Das teilte die russische Luftfahrtbehörde Rosawiatsia am Mittwoch mit. Auch der Wagner-Kommandeur Dmitri Utkin habe sich an Bord befunden. Zuvor hatte die Behörden bestätigt, dass Prigoschin auf der Passagierliste stand.
Nach offiziellen Angaben waren zehn Menschen an Bord des Flugzeugs, drei Besatzungsmitglieder und sieben Passagiere. Alle zehn Personen seien vorläufigen Informationen zufolge ums Leben gekommen, teilte der russische Zivilschutz mit.
Zur Absturzursache gab es am Abend noch keine offiziellen Angaben. Die russischen Behörden leiteten Ermittlungen ein. Der Telegram-Kanal Grey Zone, den Prigoschin nutzte, bestätigte am Mittwochabend den Tod. Eine offizielle Bestätigung stand noch aus.
Grey Zone verbreitete aber die Version eines gezielten Abschusses durch die russische Luftwaffe. Überprüfen ließ sich diese Behauptung nicht. „Prigoschin starb als Ergebnis der Handlungen von Verrätern Russlands“, hieß es in dem Post. „Aber selbst in der Hölle wird er der beste sein!“
An der Absturzstelle wurden acht Leichen geborgen, meldete die russische Nachrichtenagentur RIA am Mittwoch unter Berufung auf Rettungsdienste. Der RIA-Meldung zufolge dauerten die Such- und Rettungsarbeiten an der Absturzstelle an.
Die Maschine vom Typ Embraer Legacy sei auf einem Flug von Moskau nach St. Petersburg gewesen, wo Prigoschins Firmen ihren Sitz haben. Twer liegt nördlich der Hauptstadt. Eine Stellungnahme der russischen Regierung lag zunächst nicht vor.
Unbestätigten Medienberichten zufolge gehörte die Maschine auch dem Wagner-Chef.
Prigoschins Telegram-Kanal spricht von einem gezielten Abschuss
Prigoschins Telegram-Kanal Grey Zone zufolge soll auch ehemalige Geheimdienstler Dmitri Utkin, der offizielle Wagner-Kommandeur, auf der Passagierliste gestanden haben. Den Angaben nach war noch ein zweites Flugzeug der Privatarmee auf dem Flug von Moskau nach St. Petersburg. Dieses habe kehrtgemacht und sei im Flughafen Ostafjewo südlich von Moskau gelandet.
Vor wenigen Tagen wurde ein Video von Prigoschin veröffentlicht, das aus Afrika stammen sollte. Der Unternehmer war bei Präsident Wladimir Putin nach der von ihm angeführten Revolte seiner Söldner am 23. und 24. Juni in Ungnade gefallen. Prigoschins Kämpfer hatten damals die südrussische Millionenstadt Rostow am Don eingenommen und bewegten sich danach auf Moskau zu, um nach eigenen Angaben mit Betrug, Korruption und Bürokratie aufzuräumen.
Putin warf Prigoschin Verrat vor
Bereits zuvor hatte Prigoschin monatelang die russische Militärführung kritisiert und ihr unter anderem vorgeworfen, seine in der Ukraine eingesetzten Kämpfer würden nicht ausreichend mit Munition versorgt.
Putin warf Prigoschin nach dem offenen Aufstand im Fernsehen Verrat vor und kündigte an, jeder, der die Waffen gegen die Armee erhebe, werde bestraft. Der Machtkampf zwischen Progoschin und Putin wurde nach zwei Tagen unter Vermittlung des belarussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko beendet.
Demnach erklärte sich Prigoschin dazu bereit, nach Belarus zu gehen. Im Gegenzug wurde keine Anklage gegen den Söldnerführer in Russland erhoben. Prigoschin und seinen Kämpfern sei Straffreiheit zugesichert worden, sagte damals Regierungssprecher Dmitri Peskow.
Die von Prigoschin und Utkin nach eigenen Angaben 2014 gegründete Söldner-Gruppe Wagner erlaubte es Russland, sich indirekt an zahlreichen Konflikten wie denen in Syrien, Mali, Libyen und der Zentralafrikanischen Republik zu beteiligen.
Biden nicht überrascht über Flugzeugabsturz
Im Angriffskrieg auf die Ukraine warb Prigoschin Häftlinge aus russischen Gefängnissen an. Die Truppe erlitt schwere Verluste in den Kämpfen um die ostukrainische Stadt Bachmut.
US-Präsident Joe Biden hat wenig überrascht auf den Flugzeugabsturz in Russland reagiert, bei dem Prigoschin getötet worden sein soll. Er wisse nicht genau, was passiert sei, er sei aber nicht überrascht, sagte Biden am Mittwoch.
Auf die Frage von Reportern, ob seiner Ansicht nach Russlands Präsident Wladimir Putin hinter dem Absturz stecke, sagte Biden: „Es gibt nicht viel, was in Russland passiert, hinter dem Putin nicht steckt.“ Er wisse aber nicht genug, um dies beantworten zu können.
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