Istanbul Neben der geplanten Erhöhung der Unternehmenssteuern zur Finanzierung des Wiederaufbaus nach den schweren Erdbeben im Februar hebt die türkische Regierung auch die Mehrwertsteuern an. Für Waren und Dienstleistungen steigt der Steuersatz von bisher 18 auf 20 Prozent, wie am Freitag aus einer Ankündigung im Amtsblatt hervorgeht.
Für Grundgüter wie Toilettenpapier, Waschmittel und Windeln werde er ab sofort von acht auf zehn Prozent heraufgesetzt. Präsident Recep Tayyip Erdogan unterzeichnete außerdem noch weitere Entscheidungen, darunter eine Anhebung der auf Verbraucherkredite abzuführenden Bankversicherungs- und Transaktionssteuer von zehn auf 15 Prozent.
Die Registrierungsgebühr für Mobiltelefone, die aus dem Ausland mitgebracht werden, wird von 6091 auf 20.000 Lira (703 Euro) erhöht, wie aus dem Amtsblatt weiter hervorgeht.
Die Regierung will zudem mit höheren Unternehmenssteuern den Wiederaufbau nach den schweren Erdbeben im Februar finanzieren. Das geht aus einem Gesetzentwurf hervor, den die regierende AK-Partei von Präsident Erdogan in dieser Woche dem Parlament vorgelegt hat.
Dieser sieht unter anderem vor, die Körperschaftssteuer von derzeit 20 auf 25 Prozent heraufzusetzen. Für Banken und Finanzinstitute soll sie von aktuell 25 auf 30 Prozent steigen. Um den Außenhandel zu fördern, ist ein Rabatt von fünf Prozentpunkten für Exporteinkünfte von Unternehmen vorgesehen.
Wiederaufbau kostet 100 Miliarden Dollar
Bei den Erdbeben im Süden der Türkei kamen mehr als 50.000 Menschen ums Leben. Millionen wurden obdachlos. Unternehmensverbände, Ökonomen und Regierung sprachen von Kosten von mehr als 100 Milliarden Dollar für den Wiederaufbau. Die Regierung hat versprochen, mehr als 600.000 Häuser für die obdachlos gewordenen Menschen zu bauen.
Die türkischen Verbraucher leiden unter einer hohen Inflation, die ihre Kaufkraft drückt. Im Juni sank die Teuerungsrate zwar auf 38,21 Prozent, von 39,59 Prozent im Mai. Das von der Zentralbank angestrebte Inflationsziel von fünf Prozent bleibt allerdings in weiter Ferne.
Zu den größten Preistreibern gehören Lebensmittel und alkoholfreie Getränke, die fast 54 Prozent mehr kosteten als im Juni 2022.
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