Nach mehr als 60 Jahren streiken die Schauspieler und Drehbuchautoren in den USA erstmals wieder gemeinsam.
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San Francisco Seit Freitag streiken in Hollywood nicht nur die Drehbuchautoren, sondern auch die Schauspieler. Die ersten Auswirkungen gab es bereits davor: Die Darsteller boykottierten die Premierenfeier des Blockbusters „Oppenheimer“ in London. Regisseur Christopher Nolen teilte dem enttäuschten Publikum vor Ort mit, sie würden nun „Pappschilder für die Demonstrationen malen“.
Bei Netflix oder Amazon werden möglicherweise bald keine neue Serien-Staffeln mehr veröffentlicht. Auch der pünktliche Start von Filmen ist in Gefahr. Late-Night-Talkshows werden wegen des Streiks der Drehbuchautoren schon seit Anfang Mai nicht mehr produziert.
Stattdessen marschieren jetzt noch mehr Menschen vor den Zentralen von Netflix, Paramount und Warner Brothers. Sie versuchen, ein Bild von Zuversicht, sommerlicher Fröhlichkeit und Kampfgeist abzugeben.
Doch wahrscheinlich hat gerade erst ein zermürbender Kampf begonnen, der für alle Seiten mit finanziellen Einbußen und Unsicherheit verbunden ist.
Der Streik dreht sich nicht um ein paar Prozent mehr Gehalt oder längere Mittagspausen. Die Gewerkschaften fürchten, dass durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz immer weniger Schauspieler und immer weniger Drehbuchautoren gebraucht werden. Die KI-Entwickler haben in beiden Bereichen jüngst große Fortschritte gemacht.
Schon durch Streaming haben die Schauspieler verloren
Die Gewerkschaften wollen nun die gesamten Vergütungsstrukturen der Industrie neu definieren, solange sie noch die Macht dazu haben. Sie fordern, dass der Einsatz von KI klaren Regeln folgen soll, etwa wenn damit Dialoge geschrieben werden, oder wenn ein virtueller Schauspieler nach einem menschlichen Vorbild geschaffen wird.
Dazu sollen Regeln für Langfrist-Vergütungen von Streaming-Serien erarbeitet werden. Für Serien im TV gibt es bei jeder Wiederholung eine Vergütung für Schauspielende. Auch wenn eine Serie ins Ausland verkauft wird, profitiert der Schauspieler. Dadurch haben sie ein Einkommen, selbst wenn sie gerade kein Engagement haben.
Hollywood: Schauspieler und Drehbuchautoren streiken
Beim Streaming dagegen gibt es das Konzept der Wiederholung nicht. Ist eine Serie ein Erfolg, haben die Schauspieler davon nur wenig. Das will die Gewerkschaft ändern.
Die Studios dagegen wollen nun sogar alle Rechte an digitalen Ebenbildern von Schauspielern, auch auf Basis von nur einer Aufzeichnung oder sogar von bereits bestehendem Material. Die Rechte sollen für unbegrenzte Zeit und ohne Verpflichtungen weiterer Zahlungen gelten, etwa wenn neue digitale Serien aus dem vorhandenen Material erfunden und gedreht werden.
Disney-Chef giftet Streikende an
Beide Seiten stehen sich kompromisslos gegenüber. Bob Iger, CEO von Walt Disney, bezeichnete den Streik als eine „Schande“ und warf den Schauspielenden überzogene Vorstellungen vor.
Fran Drescher, Präsidentin der Schauspieler-Gewerkschaft SAG-AFTRA, erklärte dagegen, die Schauspieler seien Opfer der „Gier“ der Unternehmen. Die Masse ihrer 160.000 Mitglieder seien normale Arbeitnehmer, denen auf einmal die Existenzbasis entzogen werde. Hinter den gut verdienenden Hollywood-Stars werden diese Akteure oft vergessen, die in einer Serie oft nur ein oder zwei Mal auftauchen.
Durch den Streik haben nun auch Maskenbildner, Haarstylisten, Kostümbildner und -verleiher Bühnenarbeiter, Fahrer und Regieassistenzen keine Aufträge mehr. Sie können nur auf ein Ende hoffen – und darauf, nicht langfristig auch von KI ersetzt zu werden.
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