Microsoft bietet die Teams-Software in Verbindung mit seinen Office-Produkten an.
(Foto: IMAGO/Lobeca)
Brüssel, Düsseldorf Die EU-Kommission bereitet ein Kartellverfahren gegen Microsoft vor. Grund dafür ist, dass der amerikanische Konzern seine Videokommunikationssoftware Teams mit seinem beliebten Office-Paket kombiniert und sich so womöglich einen unfairen Marktvorteil schafft.
Offiziell wollten sich weder die Kommission noch Microsoft zu den Ermittlungen äußern. Doch sie wurden dem Handelsblatt in Brüssel bestätigt. Zuerst hatte die Financial Times über den Fall berichtet.
Die Marktmacht amerikanischer IT-Konzerne beschäftigt die Kommission schon seit Jahrzehnten. Gegen Apple, Google und den Facebook-Anbieter Meta laufen schon Ermittlungen wegen vermeintlich wettbewerbsschädlicher Praktiken. Auch Microsoft hat bereits Erfahrungen mit den europäischen Kartellwächtern.
Vor zehn Jahren verhängte die Kommission gegen das Unternehmen eine Strafe über eine halbe Milliarde Dollar, weil es seinen Internetbrowser Internet Explorer mit seinem Betriebssystem Windows verknüpft hatte.
Im aktuellen Fall reagiert Brüssel auf eine Beschwerde von Slack, ebenfalls aus den USA. Der Technologieanbieter – seit 2021 Teil von Salesforce – entwickelt eine Kollaborationsplattform fürs Büro, die Unternehmen die digitale Zusammenarbeit mit Chats, Audio- und Videokonferenzen erleichtern soll. Damit steht Slack in direkter Konkurrenz zu Microsoft Teams.
Teams und Slack wuchsen in der Pandemie deutlich
Während der Coronakrise steigerten beide Dienste ihre Nutzerzahlen deutlich. Allerdings profitierte Microsoft deutlich stärker von der Arbeit im Homeoffice – da viele Unternehmen bereits für Office zahlten, führten sie bevorzugt Teams ein. Das Programm galt bald als „das am schnellsten wachsende Produkt“ in der Firmengeschichte. Heute positioniert es der Konzern als Plattform für die digitale Zusammenarbeit.
Vor zwei Jahren machte Slack bei der EU-Kommission geltend, dass Microsoft durch die Bündelung von Teams mit dem Office-Paket die eigene Marktmacht missbrauche. Der Konzern habe so „die millionenfache Installation erzwungen, die Entfernung blockiert und die wahren Kosten gegenüber seinen Geschäftskunden verschleiert“, hieß es in einer Stellungnahme.
Zwischenzeitlich liefen Gespräche zwischen Microsoft und der Kommission. So bot der Konzern laut „Financial Times“ an, auf die automatische Installation von Teams als Teil des Office-Pakets zu verzichten. Nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters stand auch ein Ende der kostenlosen Vermarktung zur Diskussion. Doch es gelang nicht, eine einvernehmliche Lösung zu finden.
In Brüssel liegen indes noch weitere Beschwerden vor. So moniert der Verband Cispe, in der Konkurrent Amazon größtes Mitglied ist, dass Microsoft die Dominanz bei Produktivitätssoftware nutze, „um europäische Kunden zur eigenen Cloud-Infrastruktur Azure zu lenken“. Microsoft widerspricht der Darstellung.
Der deutsche Open-Source-Spezialist Nextcloud wiederum hält die enge Einbindung des Speicherdienstes Onedrive in das Betriebssystems Windows für wettbewerbswidrig – das hat im PC-Markt einen Marktanteil von knapp 70 Prozent. In diesem Verfahren hat die EU-Kommission kürzlich einen sogenannten Markttest begonnen und Fragebögen an Marktteilnehmer verschickt.
Auch in Deutschland wächst der Druck. Das Bundeskartellamt prüft seit März, ob Microsoft eine „überragende marktübergreifende Bedeutung für den Wettbewerb“ hat. Wenn die Behörde – wie bei Alphabet und Meta – zu dieser Feststellung kommt, kann sie einfacher Praktiken untersagen, die den Wettbewerb gefährden.
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