Moskau Der russische Präsident Wladimir Putin hat der Ukraine militärische Vergeltung für einen Angriff auf die Brücke zur Schwarzmeer-Halbinsel Krim angedroht. „Natürlich wird es von Seiten Russlands eine Antwort geben“, sagte der Kremlchef bei einer Beratung der russischen Führung am Montagabend in Moskau. Für die Tat verantwortlich sei die Ukraine. Das Verteidigungsministerium bereite Vorschläge für eine Reaktion vor, zitierte die staatliche Nachrichtenagentur Tass den Präsidenten.
Der Autoverkehr über die strategisch wichtige Brücke zwischen der Halbinsel Krim und dem russischen Festland bleibt der Regierung in Moskau zufolge bis Mitte September ausgesetzt. Dann werde der Verkehr in eine Richtung wieder freigegeben, sagte Vize-Ministerpräsident Marat Chusnullin am Montag bei einem im Fernsehen übertragenen Gespräch mit Präsident Wladimir Putin. Bis zum 1. November seien wieder beide Richtungen befahrbar.
Putins Prestigeprojekt war in der Nacht durch Explosionen beschädigt worden, der zweite derartige Angriff seit Beginn des Ukraine-Kriegs. Russischen Angaben zufolge starben zwei Menschen. Die Beschädigung der Brücke vom russischen Festland auf die 2014 annektierte ukrainische Halbinsel bezeichnete der Kreml-Chef als „Akt von Terroristen“.
Es sei nach Oktober 2022 der zweite Anschlag auf das „strategisch wichtige Verkehrsobjekt“. Er erwarte nun Vorschläge, wie die Sicherheit des Bauwerks gewährleistet werden könne und fügte hinzu, die Reparaturarbeiten sollten zügig beginnen.
Chusnullin erklärte, ein Teil der Straße auf der Brücke sei komplett zerstört worden und müsse wieder hergerichtet werden. An den Pylonen der Brücke, also den hochaufragenden Bauteilen, gebe es keine Schäden.
Putin hatte Brücke 2018 persönlich eingeweiht
Nach russischen Angaben hatten unbemannte ferngesteuerte Boote am Montagmorgen Sprengstoff an dem Bauwerk gezündet. Ein Teil der Fahrbahn für Autos sackte dadurch ab, wie Fotos zeigen. Das Fundament der Brücke sei nicht beschädigt, berichtete Chusnullin.
Zwei Tote nach Explosion auf Krim-Brücke
Die Auto- und Eisenbahnbrücke überspannt die Meerenge zwischen dem Schwarzen und dem Asowschen Meer. Die Zug-Strecke wurde den russischen Angaben zufolge bei dem Angriff nicht beschädigt.
Über die Brücke liefert Russland einen großen Teil des Nachschubs für seine Truppen in der von ihnen größtenteils besetzten südukrainischen Region Cherson. Auf einem Video, das von lokalen Medien verbreitet wurde, war ein aufgespalteter Straßenabschnitt zu sehen, der sich zu einer Seite hin neigte.
Putin hatte die Brücke 2018 persönlich eingeweiht, vier Jahre nachdem Russland die ukrainische Halbinsel annektiert hatte. Am Montag sprach er im Fernsehen von einem sinnlosen und grausamen Akt der Regierung in Kiew. Die Brücke sei seit Monaten nicht mehr dazu genutzt worden, die Streitkräfte zu versorgen.
Russisches Außenministerium: USA und Großbritannien haben geholfen
Vor dem Fernsehauftritt hatte eine Sprecherin des Außenministeriums erklärt, Hilfe für den Angriff sei von den USA und Großbritannien gekommen. „Der Angriff auf die Krim-Brücke heute wurde von dem Regime in Kiew verübt. Bei diesem Regime handelt es sich um ein terroristisches, und es weist alle Merkmale einer international organisierten Verbrecherbande auf.“
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Auch aus der Ukraine selbst kamen Hinweise, dass die Ukraine dahinter stecken könnte. Nachdem es aus dem Militär zunächst hieß, es könne sich um eine Provokation Russlands handeln, berichteten drei ukrainische Medien, der Vorfall gehe auf den ukrainischen Inlandsgeheimdienst SBU und die Marine zurück. Alle drei berufen sich auf mindestens einen nicht näher beschriebenen Insider. Es seien Drohnen eingesetzt worden.
Ein Sprecher des SBU verwies gegenüber dem Nachrichtendienst RBC Ukraine auf frühere Aussagen von SBU-Chef Wasyl Maljuk, dass es in einem Krieg gerechtfertigt sei, Versorgungsrouten des Feindes zu unterbrechen.
Im Oktober 2022 war es zu einer ersten Explosion auf der Brücke gekommen, die dabei zu großen Teilen zerstört wurde. Auch damals machte Russland die Ukraine verantwortlich. Die räumte das erst Monate später indirekt ein. Nach der teilweisen Reparatur fuhr Putin in einem Mercedes im Dezember über die 19 Kilometer lange Brücke.
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