Düsseldorf Es scheint bizarr: Während Millionen Menschen in Europa mit Sommerhitze und Dürren zurechtkommen müssen, sorgen sich Regierungen bereits um die Energieversorgung im kommenden Winter. Denn seit der russischen Invasion in der Ukraine ist die Versorgungslage in Europa angespannt.
In Deutschland will Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) eine Gasmangellage unter allen Umständen verhindern. Es sieht gut aus, dass dies gelingt. Derzeit sind die deutschen Gasspeicher zu mehr als 84 Prozent gefüllt. Damit ist bereits jetzt das Speicherziel für den 1. Oktober von 85 Prozent in Sichtweite, das der Bundestag auf Vorschlag von Habeck beschlossen hat.
Mit welchen Energiequellen die Deutschen aktuell heizen, wie das Bild im europäischen Vergleich ist und wie sich der Absatz von Wärmepumpen 2022 entwickelt hat, lesen Sie im folgenden Übersichtstext. So heizt Europa:
Gas in den größten Ländern, Biomasse im Osten
Die folgende Karte zeigt die am häufigsten genutzten Energiequellen in Europa. Der Überblick lässt auch Rückschlüsse darüber zu, weshalb sich die Mitgliedsländer der EU trotz des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine nicht auf Gassanktionen gegen Russland einigen konnten. Dabei hatte das EU-Parlament bereits im April 2022 mit großer Mehrheit ein „vollständiges Embargo“ auch für russisches Gas gefordert. Die im Folgenden dargestellten Eurostat-Daten stammen aus dem Jahr 2021, für das vergangene Jahr wurden noch keine neuen Zahlen veröffentlicht.
Während mit Deutschland, Frankreich und Italien die drei größten EU-Mitglieder sowie die Benelux-Staaten, Ungarn und die Slowakei vor allem Gas zum Heizen verwenden, setzen zwölf von 27 EU-Mitgliedern hauptsächlich auf Biomasse und verbrennen vor allem Holzpellets, Scheitholz und Holzhackschnitzel. Insbesondere die osteuropäischen Staaten, Spanien und Portugal heizen mehrheitlich mit Biomasse.
Die regionalen Unterschiede gehen weiter: Skandinavien setzt vor allem auf Fernwärme und Wärmepumpen – also auf Strom. Irland, Griechenland und Zypern haben indes einen besonders hohen Anteil von Ölheizungen.
Der Überblick zeigt auch: Die Europäische Union ist beim Heizen noch weit davon entfernt, die Treibhausgasemissionen bis 2040 um 90 Prozent im Vergleich zu 1990 zu senken. Das forderte jüngst der Wissenschaftliche Beirat der EU. Auch potenziell nachhaltigere Energiequellen wie Fernwärme, Strom und Wärmepumpen sind nicht per se klimafreundlich. Denn es kommt auf den Strommix an, mit dem die Heizenergie produziert wird.
In Deutschland kommt die Fernwärme beispielsweise immer noch überwiegend aus fossiler Energie. 2021 hatten erneuerbare Energien lediglich einen Anteil von 17,5 Prozent an der Fernwärme. In Norwegen hingegen ist Strom die mit Abstand größte Energiequelle beim Heizen – und der norwegische Strommix kommt zu mehr als 99 Prozent aus erneuerbaren Quellen.
Wie genau die europäischen Länder heizen, sehen Sie in der folgenden Detail-Analyse von allen EU-Mitgliedern und Norwegen.
Gasheizung: Welche EU-Länder sind vom Gas abhängig?
Fast alle EU-Mitglieder setzen auch auf Gas bei der Wärmeversorgung. Einzig die Inselstaaten Zypern und Malta heizen nicht mit Gas. Am meisten abhängig von Gas als Heizenergie sind die Niederlande mit einem Anteil von 84,7 Prozent. Auch in Italien (60,6 Prozent), Ungarn (60,4), Luxemburg (54,4) und Deutschland (50,8) deckt Gas mehr als die Hälfte der Wärmeversorgung ab. Mehr als ein Drittel beträgt der Gas-Anteil zudem in Belgien, der Slowakei, Rumänien und Frankreich.
Angesichts der deutlich reduzierten Gaslieferungen aus Russland infolge der russischen Invasion in der Ukraine steigt die Bedeutung alternativer Energiequellen beim Heizen. Nicht nur in Deutschland hat daher zuletzt vor allem die Wärmepumpe merklich an Bedeutung gewonnen.
Wärmepumpen: in aller Munde, in Deutschland (noch) selten verbaut
Allerdings haben Wärmepumpen bislang in den meisten europäischen Ländern immer noch einen geringen Anteil an der eingesetzten Heizenergie. Bei der Zahl der insgesamt installierten Wärmepumpen haben Frankreich und Italien mit etwa 3,2 Millionen Geräten die Nase vorn, zeigen Zahlen der European Heat Pump Association.
Infolge des russischen Angriffskriegs stieg das Geschäft mit den Wärmepumpen 2022 deutlich an: Der Markt legte im vergangenen Jahr erheblich zu, auch in Deutschland. Hierzulande stieg der Absatz von Wärmepumpen um mehr als 50 Prozent. Damit wurden in der Bundesrepublik die drittmeisten Wärmepumpen in der EU verkauft.
Auf die Bevölkerungszahl bezogen schmilzt diese große Zahl allerdings zusammen: Pro 1000 Haushalte wurden im vergangenen Jahr in Deutschland nur 6,7 Wärmepumpen installiert. In Frankreich und Italien waren es 20 Wärmepumpen pro 1000 Haushalte, in Finnland fast 70.
Mehr: Split-Wärmepumpe: Wie sich das Heizen mit Klimaanlage lohnt
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