Jul 24, 2023
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Griechenland: Tausende Urlauber flüchten auf Rhodos vor den Flammen

Written by Gerd Höhler


Waldbrände auf Rhodos

Hotels und Pensionen hatten auf einen neuen Rekord bei den Touristenzahlen gehofft – doch dann kamen die Flammen.


(Foto: dpa)

Athen Tag sieben der verheerenden Waldbrände auf der griechischen Ferieninsel Rhodos: Am Montag kämpfte die Feuerwehr gegen neu angefachte Flammen im Südosten der Insel. Etwa 19.000 Touristen mussten seit dem Wochenende vorsorglich ihre Ferienwohnungen und Hotels in den gefährdeten Gebieten verlassen.

Die meisten evakuierten Urlauber verbrachten bereits die zweite Nacht auf Pritschen und Matratzen in Sporthallen und anderen Notunterkünften. Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis dankte im Parlament der Feuerwehr und dem Zivilschutz für ihren Einsatz. Dank ihnen sei bisher kein Mensch zu Schaden kam. „Wir sind im Krieg“, sagte Mitsotakis, „Die Klimakrise ist bereits hier.“

Rhodos verzeichnet jährlich etwa 2,5 Millionen ausländische Besucher. Briten stellen traditionell die größte Urlaubergruppe, gefolgt von Deutschen.

Für dieses Jahr wurde hier, wie generell in Griechenland, ein neuer Reiserekord erwartet. Im ersten Halbjahr lagen die Touristenzahlen bereits über denen von 2019, dem bisherigen Rekordjahr.

Jetzt geht auf der Insel die Sorge um, dass die Waldbrände zu einem Rückschlag führen. „Im Moment hagelt es Stornierungen“, berichtet ein Hotelier aus dem Ferienort Ialysos, obwohl diese Region im Nordwesten der Insel gar nicht von der Brandkatastrophe betroffen ist.

Jeder zehnte Tourist auf Rhodos muss evakuiert werden

In der Branche heißt es, 90 Prozent der Hotels und Pensionen lägen außerhalb der Gefahrenzone. Urlauber bekämen „praktisch gar nichts von den Bränden mit“. Dennoch sagten viele Gäste aktuell ab.

Auf Rhodos halten sich aktuell etwa 200.000 Touristen auf. Jeder zehnte ist von den Evakuierungen betroffen. Und sie wollen mehrheitlich nun nichts wie weg.

Brandschäden an einem Strand auf Rhodos

Zahlreiche Touristen mussten auf der Ferieninsel evakuiert werden.


(Foto: dpa)

Der Reiseveranstalter Tui hat aktuell nach eigenen Aussagen etwa 39.000 Gäste auf Rhodos. Davon seien 7800 aus ihren Hotels evakuiert worden, sagt Tui-Sprecher Aage Dünhaupt. Tui und andere Ferienfluggesellschaften schicken Flugzeuge auf die Insel, um Urlauber vorzeitig heimzufliegen.

Das griechische Außenministerium hat am Flughafen von Rhodos einen Helpdesk eingerichtet. Viele Touristen haben bei der überhasteten Evakuierung der Hotels alles zurückgelassen, auch ihre Ausweise. Wie lange es dauern wird, alle Urlauber aus den Notunterkünften auszufliegen, war am Montag noch unklar. Inoffiziell hieß es im griechischen Tourismusministerium, bis Mittwoch sei mit einer weitgehenden Normalisierung zu rechnen.

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Das wird aber auch davon abhängen, wie sich die Brandsituation entwickelt. Auf Rhodos fachten starke Winde am Montag eine der bereits eingedämmten Feuerfronten wieder an.

Keine Angaben zu Einbußen durch die Waldbrände

Auch auf der Insel Korfu im Ionischen Meer kämpften die Feuerwehrleute gegen mehrere Waldbrände. In der Nacht zum Montag wurden rund 1000 Touristen aus der Umgebung des beliebten Ferienortes Nisaki evakuiert. Sie konnten aber am Montag nach und nach wieder in ihre Hotels zurückkehren.

Die griechische Tourismusministerin Olga Kefalogianni appellierte in der BBC an britische Urlauber, ihre geplanten Ferien auf Rhodos und Korfu nicht zu stornieren. Zu möglichen wirtschaftlichen Einbußen wollen sich griechische Behörden und Verbände nicht äußern. Branchenexperten verweisen aber darauf, dass sich Naturkatastrophen wie Waldbrände erfahrungsgemäß nur vorübergehend auf das Reiseverhalten auswirken.

Schwerwiegender könnten für die Tourismuswirtschaft in Griechenland und anderen Mittelmeerländern die langfristigen Folgen der Hitzewellen sein, die immer häufiger und mit ständig steigenden Temperaturen auftreten.

Nach einer Studie des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (Unep) erwärmt sich der Mittelmeerraum infolge des Klimawandels 20 Prozent schneller als der globale Durchschnitt. Mit steigenden Temperaturen erhöht sich die Waldbrandgefahr. Wo es infolge der Brände keine Vegetation mehr gibt, steigen die Temperaturen noch stärker – ein Teufelskreis.

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Der Unep-Studie zufolge drohen 30 Prozent der Fläche Griechenlands infolge des Klimawandels zur Wüste zu werden. Efthymios Lekkas, Professor für Geowissenschaften und Katastrophenmanagement an der Universität Athen, sieht diesen Prozess der Desertifikation bereits im Süden der Inseln Rhodos und Kreta, auf Kykladeninseln wie Mykonos sowie im Osten der Halbinsel Peloponnes.

Lekkas‘ besondere Sorge gilt der Hauptstadtregion Attika mit ihren mehr als vier Millionen Einwohnern. Jahr für Jahr dezimieren Brände die Waldbestände rund um Athen. Wenn sich das fortsetzt, fürchtet der Wissenschaftler für Attika den „Zusammenbruch unseres Ökosystems“.

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