Berlin Die schwache Konjunktur in Deutschland lässt die Unternehmen merklich zurückhaltender beim Personalaufbau werden. So ist das Ifo-Beschäftigungsbarometer im Juli deutlich auf 97,1 Punkte gefallen – nach 98,3 Zählern im Vormonat. „Nahezu alle Branchen werden vorsichtiger bei Neueinstellungen“, sagt Klaus Wohlrabe, der beim Münchener Ifo-Institut die Umfragen leitet.
Lange konnten Rezession, hohe Preise und Lieferkettenprobleme dem Arbeitsmarkt wenig anhaben, die Betriebe stellten weiter ein. Doch im April – dem Monat, bis zu dem Daten vorliegen – stagnierte die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung saisonbereinigt. Der lange Aufwärtstrend scheint damit zunächst gebrochen. Auch die Arbeitslosigkeit ist im Juni gestiegen.
Aktuell gibt es wenig Hoffnung, dass Deutschland die Schwächephase rasch überwindet. Im Schlussquartal des vergangenen Jahres und im ersten Vierteljahr 2023 ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP) gesunken, eine Schnellschätzung für das zweite Quartal wird das Statistische Bundesamt am Freitag veröffentlichen.
Der Internationale Währungsfonds (IWF) geht davon aus, dass die Wirtschaftsleistung hierzulande im laufenden Jahr um 0,3 Prozent zurückgehen wird, Deutschland wäre damit Schlusslicht unter den untersuchten Ländern und Regionen. Entsprechend mau ist die Stimmung in den Chefetagen der deutschen Wirtschaft. Der Ifo-Geschäftsklimaindex ist im Juli den dritten Monat in Folge gefallen.
Nur weniger Unternehmen wollen Personal aufbauen
In der Folge hat laut dem Ifo-Beschäftigungsbarometer, das auf den Personalplänen von rund 9000 Unternehmen beruht und monatlich exklusiv für das Handelsblatt berechnet wird, auch die Einstellungsbereitschaft merklich abgenommen. Mit Personalaufbau sei gegenwärtig nur bei den Dienstleistern zu rechnen, sagt Wohlrabe, vor allem die Tourismus- und die IT-Branche suchten neue Mitarbeiter.
Im Verarbeitenden Gewerbe, wo die Beschäftigungsentwicklung schon länger verhalten war, wird inzwischen verstärkt über Entlassungen nachgedacht – vor allem in der Chemiebranche und in der Metall- und Elektroindustrie.
Der Verband der Chemischen Industrie (VCI) hatte Ende vergangener Woche ein düsteres Bild der Branche gezeichnet und die Prognose für das laufende Jahr gesenkt.
Nach seiner Einschätzung werden die schwache Nachfrage und hohe Rohstoff- und Energiekosten die chemisch-pharmazeutische Produktion in diesem Jahr um acht Prozent einbrechen lassen.
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Die Metall- und Elektroindustrie konnte zwar dank mittlerweile stabilisierter Lieferketten im ersten Halbjahr Auftragsbestände abarbeiten. Die Erholungseffekte haben aber angesichts sinkender Nachfrage spürbar nachgelassen. Die Branche beschäftigte im April 3,96 Millionen Mitarbeiter – zwei Prozent mehr als ein Jahr zuvor.
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Dieser Trend hat allerdings nachgelassen. Laut Arbeitgeberverband stellten vor allem die Elektroindustrie und der Maschinenbau ein, die aber unter Fachkräftemangel klagen. Die Auto- und Metallhersteller beschäftigen hingegen kaum neue Mitarbeiter. Dem Beschäftigungsbarometer zufolge neigt auch der Handel dazu, mit weniger Personal auszukommen.
Obwohl das Baugewerbe in der Rezession steckt, hat dies noch kaum Auswirkungen auf die Beschäftigtenzahl in der Branche. „Es gibt bisher nur eine leichte Tendenz, Mitarbeiter zu entlassen“, sagt Wohlrabe.
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