Berlin Angesichts rasanter Fortschritte im Bereich Künstliche Intelligenz wollen Unternehmen in Deutschland den Einsatz der Technologie massiv ausweiten. Das geht aus einer noch unveröffentlichten Umfrage des Mittelstandsverbunds ZGV hervor, die dem Handelsblatt vorliegt.
Besonders groß ist das Interesse der befragten Unternehmen im Bereich Kommunikation und Marketing. Mehr als jede vierte Firma gibt an, hierfür in den kommenden zwölf Monaten KI einsetzen zu wollen. Dazu gehört beispielsweise das Verfassen von Texten oder die Bildbearbeitung. Hier kommt der Umfrage zufolge bereits jetzt KI in mehr als 27 Prozent der Unternehmen zum Einsatz.
Mehr als 18 Prozent der Unternehmen sagen, dass sie die Technologie in der Kommunikation mit dem Kunden einsetzen wollen, knapp 13 Prozent wiederum im Vertrieb. Auch im Bereich Datenanalyse (knapp 31 Prozent) und in der IT (25,5 Prozent) wollen viele Unternehmen KI perspektivisch einsetzen.
Große Sprachmodelle wie das Programm ChatGPT der Firma OpenAI können in Sekundenschnelle Texte schreiben, komplexe Sachverhalte einfach erklären oder große Datenmengen analysieren. Hier hatte es in den vergangenen Monaten große technische Fortschritte gegeben – wie auch bei Programmen, die anhand von kurzen Beschreibungen Bilder generieren können.
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Ökonomen erhoffen sich dadurch einen gewaltigen Schub beim Wirtschaftswachstum. Smarte Auswertungen von Energiesystemen können die Verbräuche reduzieren, die Industrie kann Ressourcen gezielter einsetzen. Der gleiche Einsatz kann zu erhöhten Erträgen führen.
Deshalb dürfte KI nun bald auch in völlig neuen Bereichen zum Einsatz kommen. Nur knapp zwei Prozent der Unternehmen nutzen der Umfrage zufolge die Technologie bislang im Bereich Finanzen und Controlling, mehr als fünfmal so viele aber wollen sie in den kommenden zwölf Monaten dort einsetzen. Ähnlich gestiegen ist das Interesse im Bereich Personalwesen und Recruiting. Mit den Algorithmen lassen sich beispielsweise Lebensläufe und Anschreiben schneller durchsuchen.
Fachkräftemangel und fehlende Digitalisierung hindern Unternehmen am Einsatz von KI
Allerdings gibt es auch hemmende Faktoren. Fast jedes zweite Unternehmen gibt an, dass es an Know-how oder Fachkräfte fehle, jedes vierte klagt über eine schleppende Digitalisierung im Unternehmen, ähnlich viele aber auch darüber, dass bestehende KI-Lösungen nicht marktreif seien. An Glauben an die Software mangelt es jedenfalls nicht – nur neun Prozent geben an, der Entscheidungsfindung durch KI nicht zu vertrauen.
An der Konjunkturumfrage haben sich 55 sogenannte Verbundgruppenzentralen mit rund 42.000 angeschlossenen Unternehmen aus 17 Branchen beteiligt. In den Verbundgruppen wie Edeka, Expert oder Sport 2000 schließen sich Unternehmen zusammen, um etwa beim Einkauf oder Marketing zu kooperieren.
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Die Ergebnisse der Umfrage decken sich auch mit der Einschätzung von Experten. „In Deutschland und Europa sehen wir bereits erste Erfolge bei Versicherern, im Handel und bei Autoherstellern“, sagte Andreas Braun von der Beratungsgesellschaft BCG dem Handelsblatt. „Der Energiesektor hinkt hingegen hinterher.“
Im Vergleich zu den USA sei der KI-Einsatz aber insgesamt noch sehr verhalten. „Vor allem in Deutschland mangelt es generell an Digitalambitionen.“
Unternehmen wüssten oft noch nicht, wie sie anfangen sollen. Vor allem aber Branchen mit langwierigen und kostspieligen Prozessen, in denen viele komplexe und textbasierte Informationen verarbeitet werden, „haben hervorragende Chancen, durch KI schnell zu profitieren“, sagte er.
So habe zum Beispiel die Finanzindustrie eine gute Ausgangsposition – ebenso technische Branchen wie der Maschinenbau, Zulieferer oder Unternehmen im Bereich Elektrotechnik.
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