Washington Donald Trump und die Richterin im Verfahren gegen ihn kennen sich bereits: Tanya Chutkan leitet den Prozess um Trumps mutmaßliche versuchte Einflussnahme auf das Ergebnis der Wahl 2020. Chutkan ist Expertin für den Sachverhalt, denn die 61-Jährige hat wegen des Sturms auf das Kapitol bereits besonders harte Strafen gegen Anhänger des Ex-Präsidenten verhängt.
Im November 2021 lehnte sie einen Antrag des Ex-Präsidenten ab, der die Weitergabe von Dokumenten an den Untersuchungsausschuss des US-Repräsentantenhauses rund um den Sturm auf das Kapitol verhindern wollte. Trump hatte damals argumentiert, dass er als Ex-Präsident nach wie vor ein sogenanntes Exekutivprivileg über die Unterlagen aus seiner Regierungszeit habe, auch wenn sein Nachfolger Joe Biden der Weitergabe bereits zugestimmt hatte.
Chutkan schrieb dazu: „Präsidenten sind keine Könige, und der Kläger ist nicht Präsident.“ Der Satz verschaffte ihr in den USA einige Aufmerksamkeit. Auch die Folgeinstanz lehnte Trumps Antrag ab.
Die Richterin studierte in Washington D. C. und Philadelphia, arbeitete früher im Büro der Pflichtverteidiger in der Hauptstadt Washington (PDS) und war für mehrere Anwaltskanzleien tätig, bevor sie unter Ex-Präsident Barack Obama im Jahr 2014 zur Bundesrichterin ernannt wurde. Nun leitet sie das Verfahren gegen Trump, weil ein Zufallsgenerator sie für den Prozess ausgewählt hat.
Als Bundesrichterin ist Chutkan für die Anwendung von Bundesrecht auf dem Gebiet der US-Hauptstadt zuständig. In dieser Rolle verurteilten sie und rund zwei Dutzend weitere Richter in Washington insgesamt fast 600 Angeklagte wegen deren Rolle beim Sturm auf das Kapitol im Januar 2021.
Chutkan ist für harte Urteile bekannt
Richterin Chutkan verhängte nach einer Zählung der Nachrichtenagentur AP in diesem Zusammenhang Urteile gegen 38 Personen. Das Strafmaß reichte von zehn Tagen bis zu mehr als fünf Jahren Gefängnis. Bei 19 dieser 38 Angeklagten war das von ihr verhängte Strafmaß so hoch wie die Empfehlung der Staatsanwaltschaft oder ging darüber hinaus. Bei vieren hatte die Staatsanwaltschaft gar keine Haft gefordert, Chutkan verhängte sie dennoch. Andere Richter urteilten oft milder als von der Anklage gefordert, mehr als ein Drittel der Angeklagten musste nicht in Haft.
Sie begründete ihre harten Strafen damit, dass diese eine Abschreckung gegen einen weiteren Aufstand darstellten. Jeden Tag gebe es Berichte über Demokratiegegner, die gewaltsame Aktionen planten, sagte sie im Dezember 2021 vor Bekanntgabe des Strafmaßes gegen einen Mann aus Florida, der am Kapitol Polizisten angegriffen hatte. Er musste mehr als fünf Jahre hinter Gitter.
„Es muss klargemacht werden, dass der Versuch, gewaltsam die Regierung zu stürzen, der Versuch, den friedlichen Machtwechsel aufzuhalten, und Angriffe auf Polizeibeamte in diesem Zusammenhang eine fast sichere Bestrafung zur Folge haben“, sagte sie.
Die Richterin, so schreibt es die „New York Times“, ist zudem äußerst strikt, wenn es um den Umgang mit ihren Prozessen außerhalb des Gerichtssaals geht. In mehreren Fällen kritisierte sie Prozessbeteiligte demnach harsch, weil diese aus ihrer Sicht zu öffentlich über Verfahrensdetails gesprochen hatten. Ex-Präsident Trump ist allerdings bekannt dafür, seine Sicht der Dinge auch außerhalb des Gerichtsgebäudes kundzutun.
Wann Chutkan und Trump das erste Mal in diesem Verfahren aufeinandertreffen werden, ist noch unklar. In der Anfangsphase, unter anderem bei der ersten Anhörung am Donnerstag, wird Chutkan noch von Richterin Moxila Upadhyaya vertreten, die ihr in dem Fall assistiert. Doch die Vorzeichen, wie Chutkan auftreten wird, sind eindeutig.
<< Den vollständigen Artikel: Tanya Chutkan: Die Richterin im Trump-Verfahren entschied bereits einmal gegen ihn >> hier vollständig lesen auf www.handelsblatt.com.