Düsseldorf Deutschlands Verbraucher halten ihr Geld zusammen. Das signalisiert das HDE-Konsumbarometer, das sich seit Monaten nur geringfügig von den Tiefstständen im Spätherbst entfernt. Für August notiert das Barometer nun auf 94,65 Punkten.
Das sind zwar 0,14 Zähler mehr als im Vormonat – aber immer noch rund fünf Punkte weniger als vor dem Pandemieausbruch. Ein neuerlicher Einbruch des privaten Konsums ist damit zwar nicht in Sicht, doch eine nachhaltige Erholung lässt weiter auf sich warten. Das Konsumbarometer wird monatlich vom Handelsblatt Research Institute (HRI) für den Handelsverband HDE berechnet. Es basiert auf einer repräsentativen Befragung von rund 1600 Haushalten.
Der private Konsum war im Winterhalbjahr eingebrochen. Im Schlussquartal 2022 sanken die Konsumausgaben der privaten Haushalte real um 1,7 Prozent im Vergleich zum Vorquartal. Zum Jahresstart 2023 gab es dann einen weiteren Rückgang um 1,2 Prozent. Für das zweite Quartal meldete das Statistische Bundesamt, der private Konsum habe sich „stabilisiert“, ohne jedoch Details zu nennen. Dies deutet auf Nullwachstum hin.
Anders als oft vermutet ist nicht der Export das wichtigste Standbein der deutschen Volkswirtschaft, sondern der private Konsum. Er steuert rund die Hälfte zur Wirtschaftsleistung bei – entsprechend stark belastet ein schwacher Konsum die Konjunktur.
Wesentlicher Grund für den Konsumrückgang sind die infolge der hohen Inflation sinkenden Reallöhne. Im vergangenen Jahr lagen diese auf dem Niveau des Jahres 2015, und für das erste Quartal 2023 errechnete das Statistische Bundesamt ein weiteres Minus um 2,3 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
Kein Aufschwung ohne Konsumschub
Ohne Konsumschub wird es also keinen Aufschwung in Deutschland geben – doch solch einen Schub signalisiert das HDE-Barometer bislang nicht. Der Frühindikator prognostiziert die Entwicklung des privaten Konsums in den kommenden Monaten.
Er setzt sich aus mehreren Teilkomponenten zusammen, die entsprechend ihrer Bedeutung in den Gesamtindex einfließen. So erwarten die Verbraucher derzeit zwar nennenswerte Zuwächse ihrer persönlichen Einkommen, was zu einer etwas höheren Anschaffungsneigung führt. Gleichzeitig liegen die Konjunkturerwartungen auf dem tiefsten Stand seit sechs Monaten.
Wesentlicher Grund dürften die schlechten Wirtschaftsnachrichten der vergangenen Wochen sein: Die deutsche Wirtschaft war im Winterhalbjahr in eine Rezession gerutscht und erwies sich auch im zweiten Quartal als Grund der lahmenden Euro-Konjunktur.
Während die gesamtwirtschaftliche Leistung im gemeinsamen Währungsraum immerhin um 0,3 Prozent zulegte, errechnete das Statistische Bundesamt für Deutschland eine Stagnation im zweiten Quartal dieses Jahres.
Schlechter lief es für die Konjunktur in Italien, Österreich, Schweden und Lettland. Hingegen wuchs in Frankreich die Wirtschaft um 0,5 Prozent und Spaniens immerhin um 0,4 Prozent. Und der dreimalige Rückgang des Ifo-Geschäftsklimas signalisiert für das zweite Halbjahr – anders als von einigen Ökonomen erhofft – einen neuerlichen Abschwung in Deutschland.
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HRI-Präsident Bert Rürup sagte: „Hochkonjunktur hat hierzulande nur das Bild vom kranken Mann Europas.“Â
Lebensmittel verteuerten sich besonders stark
Besonders deutlich zu spüren bekommt die Konsumschwäche der Einzelhandel. Im Juni sank der reale Einzelhandelsumsatz kalender- und saisonbereinigt um 0,8 Prozent, für das gesamte erste Halbjahr steht ein beachtliches reales Minus von 4,5 Prozent in den amtlichen Statistiken.
Besonders stark ist der Rückgang bei den deutlich verteuerten Lebensmitteln. „In allen 24 Monaten der letzten zwei Jahre ist der reale Umsatz des Lebensmittelhandels gegenüber dem jeweiligen Vorjahresmonat gesunken“, schrieb das Statistische Bundesamt in einer Mitteilung.
Doch auch der Einzelhandel mit Nicht-Lebensmitteln musste im ersten Halbjahr ein reales Minus hinnehmen. Besonders stark schrumpften die realen Umsätze im Internet- und Versandhandel sowie die der Baumärkte.
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Gegen den Trend legte der Einzelhandel mit Textilien, Bekleidung, Schuhen und Lederwaren im ersten Halbjahr real um 7,3 Prozent zu. Der HDE fürchtet, dass dieses Jahr rund 9000 Geschäfte schließen müssen; Ende 2023 wären damit bundesweit noch 311.000 Läden übrig.
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