Sep 11, 2023
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Dürre in den USA : Amerikas Flüsse trocknen aus – und bedrohen Lieferketten und Tourismus

Written by Katharina Kort


New York Die anhaltende Dürre bedroht die wichtigsten Wasserwege der USA: Die Logistik auf dem Mississippi, der bedeutendste amerikanische Transport-Fluss, ist im zweiten Jahr in Folge in Gefahr. Schon jetzt fahren die Frachtschiffe nur mit reduzierter Ladung. Ohne neuen Regen ist der Transport der diesjährigen Ernte bedroht. Auch der Colorado River trocknet weiter aus und gefährdet damit nicht nur den Tourismus, sondern die Versorgung ganzer Städte.

Grund sind die heißen Temperaturen und der ausbleibende Regen im Norden der USA. Auch immer mehr Unternehmen haben den Wasserstand der größten Flüsse auf ihrem Radar. Nicht nur den des Mississippis, sondern auch hierzulande den des Rheins, der Donau und der Elbe.

„Die Gefahr von Niedrigwasser in den Flüssen haben Unternehmen heute viel stärker auf dem Schirm als noch vor wenigen Jahren“, stellt der Berater fest. Schon im Januar und Februar hätten viele Unternehmen überlegt, was passiert, wenn der Rhein, die Donau oder die Elbe im August zu wenig Wasser führen, welche Alternativen es für den Transport gibt und was mit den Zulieferern passiert, berichtet Schnellbächer.

Es sei schließlich auch nicht leicht, den Transport einfach auf die Straße umzustellen. „Wir haben ja schon jetzt einen Mangel an Lkw-Fahrern“, erklärt er.

Der Fokus liegt dieses Jahr auf den US-Flüssen

„Da die großen europäischen Flüsse dieses Jahr noch einmal glimpflich davongekommen sind, schauen die Unternehmen jetzt auf die USA“, beobachtet er. „Gerade für die chemische Industrie sind die USA als Zulieferer wichtig. Wenn dort zum Beispiel auch nur eine Komponente in der Spezialchemie fehlt, kann das zu einem großen Problem werden.“

Insbesondere der fast 3800 Kilometer lange Mississippi River mit seinen wichtigen Nebenflüssen wie dem Ohio und dem Missouri River ist so breit, dass dort bis zu 40 Schleppkähne zusammengebunden und transportiert werden können. Solche Riesenfrachten sind nur schwer mit Lastkraftwagen zu transportieren.

„Wir brauchen Regen im Norden der Vereinigten Staaten, damit wir unseren Schiffsverkehr die gesamte Saison aufrechterhalten können“, erklärt Chris Chinn, Landwirtschaftsministerin des Agrarstaats Missouri. „Im Moment können unsere Frachtschiffe nur mit 60 bis 80 Prozent Kapazität fahren, und das treibt die Transportkosten, was nie gut ist.“

Im vergangenen Jahr waren mehr als 2000 Frachtkähne gestrandet, weil der Wasserstand zu niedrig war. Und in diesem Jahr habe die Trockenperiode früh begonnen, warnt Chinn. 

Soja, Mais und Chemie gelangen über den Mississippi River zu den Exporthäfen

Über den Mississippi gelangt vor allem die Sojabohnen- und Maisernte aus dem Mittleren Westen zu den wichtigen Exporthäfen südlich von New Orleans am Golf von Mexiko. Aber auch Dünger und andere Chemieprodukte werden über den Fluss transportiert.

Luftbild des Lake Mead (Archivbild)

Die Pegelstände des See an der Grenze von Nevada und Arizona sind kontinuierlich gesunken.

(Foto: AP)

„Es sieht derzeit so aus, als würden wir in den kommenden Monaten wieder Unterbrechungen im Transport bekommen“, mahnt auch Jon Davis, Chef-Meteorologe bei Everstream Analytics. „Der Wasserstand ist derzeit einer der niedrigsten der vergangenen zehn bis 20 Jahre“, sagt Davis.

Bei so niedrigen Wasserständen können die Kähne nur eine geringere Last laden. Das bedeutet, dass man mehr Kähne braucht, um die gleiche Menge zu transportieren. „Außerdem kann man bei Niedrigwasser nicht mehr 40 Kähne zusammenbinden“, gibt Davis zu bedenken. Das alles treibe die Transportkosten.

Laut US-Landwirtschaftsministerium lagen die Frachtkosten auf dem Mississippi Ende August bereits 85 Prozent über dem Dreijahresdurchschnitt.

Meteorologe: Transportprobleme wegen Dürreperioden werden häufiger 

Auch die Aussichten für die kommenden Jahre sind nicht gut: „Es ist wahrscheinlich, dass wir in Zukunft öfter solche Dürreperioden haben werden, in denen der Transport eingeschränkt wird“, prognostiziert Meteorologe Davis. Dabei sei das Problem nicht auf den Mississippi und seine Nebenflüsse beschränkt. Davis verweist auf den Panamakanal, wo derzeit wegen der Trockenheit Hunderte Frachtschiffe auf den Durchlass warten.

Auch der Colorado River, der von den Rocky Mountains durch den Grand Canyon in den Golf von Kalifornien fließt, verkümmert immer mehr zum Rinnsal. „Dort liegt es auch daran, dass die Landwirtschaft und so viele Städte das Wasser abzweigen“, erklärt Davis.

Der Colorado River fließt durch den Grand Canyon

Der Fluss, der von den Rocky Mountains in den Golf von Kalifornien fließt, verkümmert immer mehr zum Rinnsal.

(Foto: AP)

Wenn der Colorado River austrocknet, hat also nicht nur die Tourismusindustrie ein Problem, die mit Bootsfahrten, Rafting und Angeln neun Milliarden Dollar umsetzt. Auch 40 Millionen Menschen und vielen Farmen könnte das Wasser ausgehen.

Im Mai hat die Biden-Regierung deshalb einen Vertrag mit Arizona, Kalifornien, Nevada und verschiedenen Native-American-Stämmen geschlossen: Sie verpflichten sich, weniger Wasser zu benutzen und bekommen im Gegenzug insgesamt 1,2 Milliarden Dollar.  

Gelöst sei das Problem damit noch nicht. „Aber jede Hilfe ist willkommen“, meint Davis von Everstream Analytics.

Deutsche Unternehmen verkürzen ihre Lieferketten

Nach Ansicht des Beraters Schnellbächer reagieren zumindest die deutschen Unternehmen auf diese Dürre- und Lieferketten-Risiken vor allem mit Nearshoring: „Sie holen also die Produktion und die Zulieferer so weit wie möglich nach Deutschland“, erklärt er.

Einige gingen auch verstärkt in die USA, um dort für den amerikanischen Markt zu produzieren, beobachtet Schnellbächer. „Aber dann suchen sie sich auch die Zulieferer in den USA.“

Mehr: „Der Klimawandel hat die Wasserversorgung erreicht



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