Düsseldorf Waldbrände am Mittelmeer und in Kanada, Überschwemmungen in Griechenland und Slowenien. Der Sommer dieses Jahres ist geprägt durch zahlreiche Extremwetterereignisse.
Jüngstes Beispiel sind die dramatischen Überschwemmungen in Libyen. Bis Mittwoch haben Rettungskräfte in der besonders betroffenen ostlibyschen Stadt Darna mehr als 2000 Leichen gefunden. Mehr als die Hälfte der Opfer sei in Massengräbern vor Ort bestattet worden, teilte der Gesundheitsminister der Regierung im Osten von Libyen, Othman Abdel Dschalil, mit. Die Behörden rechnen damit, dass es mehr als 5000 Todesopfer gibt.
Sturm „Daniel“ hatte in vielen Städten im Osten des Landes tödliche Überflutungen verursacht. Darna war am schlimmsten betroffen. Durch die Überschwemmungen wurden viele Straßen in Richtung der Stadt beschädigt oder zerstört. Dadurch ist der Rettungs- und Hilfseinsatz für Zehntausende Bewohnerinnen und Bewohner beeinträchtigt.
Die schweren Mittelmeer-Unwetter lassen sich nach Expertenmeinung wahrscheinlich dem Klimawandel zuordnen. Dafür sprächen „diese extremen Niederschläge in ganz, ganz kurzer Zeit“, sagte der Kieler Meteorologe und Klimaforscher Mojib Latif am Mittwochmorgen im Bayerischen Rundfunk.
Zum Hintergrund der Libyen-Katastrophe sagte der Experte: „Es handelt sich hier um ein sogenanntes Mittelmeertief, und diese Tiefs können – gerade im Herbst – besonders intensiv sein, weil das Mittelmeer noch sehr, sehr aufgeheizt ist. Auf der anderen Seite kann dann auch kalte Luft aus dem Norden auf diese warme Luft treffen, und das ist dann so ein explosives Gebräu.“
Latif fügte hinzu: „Dieses Tiefdruckgebiet beschäftigt uns ja schon viele Tage lang – es hat ja zuerst in Südosteuropa gewütet, in Griechenland, Bulgarien, der Türkei, und dann hat es sich auf dem Mittelmeer noch mal richtig intensiviert und ist zu einer Art Medicane geworden.“ Als Medicane bezeichnet man einen Mittelmeer-Sturm, der Ähnlichkeiten mit einem tropischen Wirbelsturm hat.
Regionen müssen sich anpassen
Der Klimaforscher betonte, welch enorme Wucht die jüngsten Unwetter im Mittelmeerraum hatten: „In der letzten Woche haben wir Niederschläge gemessen, die hat es so in Europa noch nie gegeben. Das war zum Teil ein Vielfaches dessen, was wir bei uns während der Ahrtal-Flut hatten. Da kann man vielleicht ermessen, um welche Regenmassen es geht und welche Zerstörungskraft hinter diesen Regenmassen steckt.“
Für Latif muss es nun auch darum gehen, wie eine Region sich anpassen kann. Da sehe er aber auch Grenzen: „Ich glaube, wir waren viel, viel zu sorglos was den Klimawandel angeht. Ich denke, das ändert sich gerade, dass wir erkennen, Klimawandel bedeutet nicht einfach nur höhere Temperaturen, sondern bedeutet vor allem extremeres Wetter, mehr Schadenspotenzial und vor allen Dingen auch eine gigantische Herausforderung für die Menschen im Sinne der Gesundheit.“
Man könne sich ein Stück weit anpassen, aber es gebe auch Grenzen: „Bei solchen Wassermassen, was wollen sie da noch tun?“
In Griechenland können die Menschen nicht in ihre Häuser zurück
Eine Woche nach den schweren Überschwemmungen Mittelgriechenland sind auch dort die Folgen des Sturmtiefs „Daniel“ deutlich zu spüren. So können viele Menschen weiterhin nicht in ihre Häuser zurückkehren. Sieben Dörfer seien immer noch von der Umwelt abgeschnitten, zudem seien viele Häuser zerstört und unbewohnbar, berichtete am Mittwoch die Zeitung „Kathimerini“.
Im Laufe des Tages solle nahe der Stadt Larisa ein Flüchtlingslager für 1300 Betroffene bereit gestellt werden. Die rund 900 Migranten, die dort bislang lebten, seien in andere Auffanglager des Landes gebracht worden.
Vielerorts in der ländlichen Region sorgen außerdem Tierkadaver für Gesundheitsrisiken. Bis zum Dienstag seien bereits rund 15.000 Kadaver von Schafen, Ziegen und Kühen eingesammelt und verbrannt worden, berichteten griechische Medien.
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Die wichtigste Autobahn des Landes zwischen den Metropolen Athen und Thessaloniki war am Mittwoch in Teilen immer noch überschwemmt und blieb entlang der Stadt Larisa gesperrt. Auch die Zugverbindung war wegen großer Schäden am Schienennetz weiterhin außer Betrieb, die Reparaturkosten werden auf 160 Millionen Euro geschätzt.
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