Sep 15, 2023
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Konjunktur: Krise in Immobiliensektor überschattet Erholung in Chinas Industrie

Written by Sabine Gusbeth

Peking Schlechte Nachrichten aus Chinas kriselnder Immobilienbranche überschatteten am Freitag die überraschend positiven Konjunkturdaten. Trotz staatlicher Stützungsversuche fielen die Preise für Immobilien in 70 chinesischen Städten weiter, wie die Statistikbehörde NBS bekanntgab.

Während die Bauwirtschaft weiter kriselt, haben sich Industrie und Einzelhandel im August stärker erholt als von Analysten erwartet. Die Industrieproduktion stieg NBS-Daten zufolge um 4,5 Prozent, die Umsätze im Einzelhandel um 4,6 Prozent.  

Die kräftige Erholung in den beiden Sektoren dürfte jedoch nicht die anhaltenden Probleme der Bauwirtschaft wettmachen. Denn diese trug in der Vergangenheit direkt und indirekt bis zu einem Drittel zur Wirtschaftsleistung des Landes bei. Nach dem Corona-Chaos im vergangenen Jahr gilt die Stabilisierung des Immobiliensektors daher als entscheidend für eine Erholung der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt.

Chinas Wirtschaft war nach dem Ende der selbstgewählten Isolation im ersten Quartal zunächst kräftig gewachsen. Im zweiten Quartal stieg das Bruttoinlandsprodukt dann jedoch nur noch um 0,8 Prozent gegenüber dem Vorquartal. Gründe dafür sind neben der Immobilienkrise, ein starker Rückgang bei Exporten, sowie die Kauf- und Investitionszurückhaltung bei Verbrauchern und Unternehmen.

Trotz der anhaltenden Probleme auf dem Immobilienmarkt reagierten Analysten und Investoren positiv auf die aktuellen Wirtschaftsdaten. Der „Höhepunkt des Pessimismus liegt vielleicht hinter uns“, sagte Ding Shuang, China-Chefökonom bei der britischen Bank Standard Chartered der Nachrichtenagentur Bloomberg. Die Daten vom August deuteten darauf hin, dass die Wirtschaft „wahrscheinlich nicht in einen anhaltenden, tieferen Abschwung rutschen werde“, auch wenn es weiterhin Schwankungen geben werde. 

Kupferhütte in Jinhua

Wie steht es tatsächlich um Chinas Konjunktur?


(Foto: dpa)

Allerdings halte die „Flaute im Immobiliensektor“ trotz der Stützungsversuche an, warnte Louise Loo, China-Expertin des Analysehauses Oxford Economics. Sie sei zwar zuversichtlich, dass sich die Wohnungsverkäufe in den kommenden Monaten erholen. Doch die bislang angekündigten Maßnahmen würden „letztlich nicht ausreichen, um den Sektor zu beleben“, glaubt sie.

China fehlt ein neuer Wachstumstreiber

Ein langsameres Wachstum der Immobilienbranche ist dabei politisch durchaus gewollt. Denn die große Abhängigkeit der chinesischen Wirtschaft von Investitionen in Infrastruktur und Immobilien gilt als nicht nachhaltig. Staats- und Parteichef Xi Jinping forciert deshalb eine Abkehr von diesem „fiktiven Wachstum“.

Doch bislang fehlt China ein alternativer Wachstumstreiber. Die privaten Konsumenten, die nach dem Willen der Staatsführung zur Stütze der Wirtschaft werden sollen, halten sich aufgrund der anhaltenden Unsicherheit zurück. 

Zwar stiegen die Umsätze im Einzelhandel in der Ferienzeit im August stärker als von Analysten erwartet. Doch der Anteil des Konsums am BIP war in der Volksrepublik 2022 mit knapp 40 Prozent nach wie vor deutlich geringer als in den USA, wo er bei rund 70 Prozent liegt.

Als Grund für die Zurückhaltung der chinesischen Verbraucher gilt, neben der aktuellen Unsicherheit über die wirtschaftliche Entwicklung, auch das schlecht ausgebaute Sozialsystem des Landes. Deshalb legen Chinas Haushalte für schlechte Zeiten Geld zurück. Da bislang schätzungsweise rund drei Viertel der Ersparnisse chinesischer Haushalte in Wohneigentum stecken, beunruhigt die Immobilienkrise viele Sparer.

Den offiziellen Daten zufolge fielen die Preise für neue Immobilien um 0,29 Prozent, die für Bestandsimmobilien um 0,48 Prozent. Allerdings wachsen die Zweifel, dass die offiziellen Daten das Ausmaß der Krise widerspiegeln. Daten von Immobilienmaklern und privaten Datenanbietern zeigen ein weitaus düstereres Bild. 

>> Lesen Sie auch: Die undurchsichtige Supermacht – Wie China seine Krise verschleiert

Demnach sind die Preise für Bestandsimmobilien in den besten Vierteln der großen Metropolen wie Shanghai und Shenzhen sowie in mehr als der Hälfte der sogenannten Tier-2- und Tier-3-Städte um mindestens 15 Prozent gefallen, berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg. Brancheninsider und Ökonomen gehen davon aus, dass Chinas offizielle Hauspreisindizes das Ausmaß des Abschwungs wahrscheinlich unterschätzen. Das liege zum Teil an den seit langem angewandten Methoden, die sich schwer tun, Wendepunkte im Markt zu erfassen, heißt es in dem Bericht.

Die jüngsten Signale der politischen Entscheidungsträger ließen darauf schließen, „dass sich Peking zunehmend Sorgen um das Wachstum macht und die Notwendigkeit erkannt hat, den schwächelnden Immobiliensektor zu unterstützen“, schrieben die Analysten der japanischen Investmentbank Nomura jüngst.

So hat die Senkung von Zinssätzen für bestehende Hypotheken, sowie der notwendigen Anzahlungen zunächst zu einem starken Anstieg von Immobilienverkäufen in Chinas großen Städten geführt. Doch die Nachfrage verpuffte schnell wieder. Insgesamt fielen die Investitionen in Immobilien zwischen Januar und August um 8,8 Prozent. 

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