Berlin Frank Werneke wird die Gewerkschaft Verdi auch durch die kommenden vier Jahre führen. Die rund 1000 Delegierten des Bundeskongresses in Berlin bestätigten den 56-Jährigen am Montag mit 92,5 Prozent der Stimmen im Amt. Bei seiner ersten Wahl vor vier Jahren hatte Werneke 92,7 Prozent erhalten.
Verdi sei das „interessanteste und vielversprechendste Projekt auf der hellen Seite der Macht“, sagte der Gewerkschafter in seiner Bewerbungsrede. Die vergangenen vier Jahre seien stärker von Krisenmanagement geprägt gewesen als er das erwartet und sich gewünscht hätte. Auch die kommenden vier Jahre würden sicher „nicht idyllisch“. Denn die Verteilungskämpfe nähmen zu, der Staat spare an der öffentlichen Daseinsvorsorge und es gebe einen riesigen Investitionsstau im Land.
Schon bei der Eröffnung des Bundeskongress am Sonntag hatte Werneke die zunehmende soziale Spaltung der Gesellschaft angeprangert und die Konsolidierungspolitik der Bundesregierung scharf kritisiert. „Wir sind die starke Kraft in Deutschland, die für einen handlungsfähigen Sozialstaat kämpft“, sagte er am Montag. Zu den größten künftigen Herausforderungen gehöre aber auch, „gemeinsam mit vereinten Kräften unsere Demokratie zu verteidigen“.
Der gelernte Verpackungsmittelmechaniker begann seine Gewerkschaftskarriere als nordrhein-westfälischer Jugendleiter der IG Druck und Papier, die später in der IG Medien und dann in der 2001 gegründeten Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft aufging. Das SPD-Mitglied gehört seit 2001 dem Verdi-Bundesvorstand an und war seit 2002 stellvertretender Vorsitzender, bis er 2019 Frank Bsirkse an der Spitze ablöste.
Verdi, die Beschäftigte aus rund 1000 Berufen vertritt, hat in den vergangenen Monaten zahlreiche Tarifrunden geführt, die oft auch mit Arbeitskämpfen verbunden waren – etwa bei Bund und Kommunen, bei der Deutschen Post oder aktuell im Groß- und Einzelhandel.
Verdi gewinnt Mitglieder
Die konfliktgeladenen Runden haben der Gewerkschaft eine Rekordzahl von Neueintritten beschert – im laufenden Jahr waren es bisher 140.000. Werneke ist deshalb zuversichtlich, dass Verdi zum Jahresende auch im Saldo einen Zuwachs von mehreren zehntausend Mitgliedern verzeichnen wird.
Sollte sich das bewahrheiten und die Entwicklung stabilisieren, kann der Verdi-Chef für sich in Anspruch nehmen, den fast kontinuierlichen Abwärtstrend bei den Mitgliederzahlen gestoppt zu haben.
Aber der alte und neue Verdi-Chef weiß auch, dass das kein Selbstläufer ist. „Selbstzufriedenheit ist der Anfang jeden Untergangs“, sagte Werneke. Verdi müsse in den nächsten vier Jahren noch stärker in die tarifpolitische Offensive gehen und die „unproduktive Selbstbeschäftigung“ beenden.
Im Amt bestätigt wurden auch Wernekes Stellvertreterinnen Andrea Kocsis und Christine Behle. Kocsis, die den Fachbereich Postdienste, Speditionen und Logistik leitet, erhielt 91,3 Prozent der Stimmen. Behle, die sich vor allem um den öffentlichen Dienst und den Fachbereich Verkehr kümmert, wurde mit 93,5 Prozent der Stimmen wiedergewählt.
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