Auf die Frage, ob China den Ukraine-Krieg als Anlass für eine Invasion nehmen werde, sagte er: “Nein, so dumm ist China nicht.” Einzig, wenn Taiwan sich als unabhängig erkläre, “wird China auf jeden Fall angreifen”. Daher sei es am besten, wenn Taiwan “einfach weitermacht”, so Ai Weiwei. Über die politische Situation in seinem Heimatland zeigte sich der zeitweilig inhaftierte Regimekritiker resigniert.
“Ich denke nicht, dass sich politisch in China in den nächsten Jahren viel verändern wird.” Trotz der schlechten wirtschaftlichen Situation werde China überleben. “Überleben ist Teil der chinesischen Kultur geworden.” Mit Deutschland zeigte er sich hingegen wieder versöhnt.
“In einer Liebesbeziehung gibt es immer Dinge, die man liebt und andere, die einen nerven”, sagte Ai Weiwei. Im August 2019 hatte der heute 66-Jährige erklärt, Deutschland zu verlassen, weil es keinen Raum für offene Debatten und abweichende Meinungen gebe. Deutsche hegten eine tiefe Abneigung gegen Ausländer, fügte er später hinzu. Vier Jahre lang hatte Ai Weiwei in Berlin gelebt.
Nun, während seines ersten Aufenthalts im Land seit der Corona-Pandemie, erklärte er: “Die heutigen Probleme in Deutschland sind nicht rein deutsch, sie sind überall in Europa und Amerika zu finden.” Ai Weiwei wurde 1957 in Peking geboren und zählt zu den berühmtesten zeitgenössischen Künstlern der Welt. Er wohnt heute in England und Portugal, unterhält aber ein Atelier im Pfefferberg-Gelände am Prenzlauer Berg in Berlin.
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