Berlin Die unmittelbar bevorstehende Abschaltung der letzten deutschen Atomkraftwerke hat am Samstag noch einmal Menschen mit unterschiedlichen Haltungen zur Kernenergie auf die Straße gebracht.
Die Umweltschutzorganisation Greenpeace feierte den Ausstieg aus der Atomenergie am Brandenburger Tor in Berlin – dort zeigte sie ein rotes Männchen, das mit einem „Atomkraft? Nein Danke“-Schild und einem Schwert auf einem nachgebauten Dinosaurier stand. Auf dem Bauch des Dinos stand „Deutsche Atomkraft“ und „Besiegt am 15. April 2023!“.
Am Brandenburger Tor protestierten aber auch einige Menschen gegen die Abschaltung der Kernkraftwerke. Der Verein Nuklearia hatte in einem Aufruf angekündigt, ein positives Zeichen für Atomkraft setzen zu wollen. „Wir sehen die Kernkraft als besten Weg, unseren Wohlstand zu erhalten und gleichzeitig die Natur und das Klima zu schützen“, schreibt der Verein.
Am Samstagabend sollen die drei verbliebenen Kernkraftwerke in Deutschland endgültig vom Netz gehen. Die Meiler Isar 2, Emsland und Neckarwestheim 2 hätten eigentlich schon Ende vergangenen Jahres abgeschaltet werden sollen. Wegen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine und der dadurch ausgelösten Energiekrise beschloss die Regierung jedoch, die Kraftwerke über den Winter laufen zu lassen.
Am Samstag müssen sie nun entsprechend dem geänderten Atomgesetz endgültig heruntergefahren werden. Damit endet nach mehr als 60 Jahren die Stromgewinnung aus Atomkraft in Deutschland. Die Abschaltung wird kurz vor Mitternacht erwartet.
Die Organisation Greenpeace wertete das Ende der Nutzung der Kernenergie in Deutschland als „guten Tag“ für den Klimaschutz und als Erfolg der Anti-Atom-Bewegung. Der geschäftsführende Vorstand von Greenpeace Deutschland, Martin Kaiser, forderte zudem, der Blick der Bundesregierung müsse sich nun auf eine sichere Entsorgung des über Jahrzehnte angesammelten und über Millionen von Jahren strahlenden Atommülls richten.
Und auch in Lingen haben kurz vor der Abschaltung des Kernkraftwerks Emsland Atomkraftgegner für ein endgültiges Ende der Atomkraft in Deutschland protestiert.
Am Samstagmittag versammelten sich Atomkraftgegner vor der Brennelementefabrik ANF, die zum französischen Framatome-Konzern gehört. Ein Sprecher des Bündnis AgiEL – AtomkraftgegnerInnen im Emsland sprach von rund 300 Demonstranten und Demonstrantinnen, die sich versammelt hatten. Eine Polizeisprecherin ging nach einer ersten, vorläufigen Schätzung von rund 100 Teilnehmern aus.
Das Atomkraftwerk Isar 2 soll dem Betreiber PreussenElektra zufolge voraussichtlich gegen 23.45 Uhr vom Netz gehen und somit keinen Strom mehr einspeisen. Etwa eine Viertelstunde später werde der Reaktor abgeschaltet, sagte Werksleiter Carsten Müller am Samstag am Standort in Essenbach im Landkreis Landshut.
Mehr: Was das Aus der Atomkraftwerke für Deutschland bedeutet
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