Berlin Ein neuer Verein soll Verbindungen aus der Wirtschaft zu den Grünen stärken. Am Dienstag startete die Organisation mit dem Namen „Die Wirtschaftsvereinigung der Grünen“. Das Handelsblatt hatte bereits im Januar über die Pläne berichtet.
Die Wirtschaftsvereinigung will die Themen Nachhaltigkeit und die Transformation der Wirtschaft in eine klimaneutrale Zukunft vorantreiben. Der Vorstandsvorsitzende Tom Fischer, Chef und Gründer der Managementberatung Allfoye, sagte bei der Auftaktveranstaltung in Berlin: „Wir wollen dafür sorgen, dass grüne Politik zum Motor der Wirtschaft wird.“
Er habe vor drei Jahren gedacht, man könne nicht nur meckern, „ich muss etwas tun“. Die Themen Klimawandel und Nachhaltigkeiten trieben ihn um. Wie er sympathisierten zudem viele mit den Grünen, sagte Fischer weiter. Es habe jedoch eine geeignete Plattform für den Austausch gefehlt. Deswegen habe man die Wirtschaftsvereinigung auf den Weg gebracht. Dabei soll es auch um den Austausch von Ideen von Unternehmen untereinander etwa zu Nachhaltigkeitsfragen geben.
Die Wirtschaftsvereinigung der Grünen versteht sich als unabhängige, unternehmerische Organisation. Zweck des Vereins ist laut Satzung die „Förderung und Verwirklichung nachhaltiger Politik in allen drei Dimensionen Ökologie, Ökonomie und Soziales“. Mitglied können Unternehmer werden – oder aber mittelständische Unternehmen, Industrie- und Dax-Konzerne.
Zu den bisherigen Förderunternehmen gehören das Technologieunternehmen ABB, die Deutsche Post, die Telekom, Google Deutschland, die Schwarz Gruppe, zu der Lidl und Kaufland gehören, sowie Siemens und Vonovia. Insgesamt führt die Liste derzeit 19 Unternehmen auf. Die Zahl der persönlichen Mitglieder liegt nach Angaben der Wirtschaftsvereinigung bei 35.
Nouripour: Kein erkaufter Zugang zur Parteispitze
Die Organisation finanziert sich im Wesentlichen durch Mitgliedsbeiträge der Unternehmen. Die Höhe hängt vom jeweiligen Umsatz ab. Ein von den Grünen angebotenes Darlehen in Höhe von 120.000 Euro werde wohl nicht benötigt, sagte Fischer.
Vertreten sind die Grünen durch einen politischen Beirat, der von den beiden Bundesvorsitzenden, Omid Nouripour und Ricarda Lang, geleitet wird. Klimaneutralität und Wohlstand gingen nicht ohne die Wirtschaft, sagte Nouripour.
Und: Es sei „mehr als offensichtlich, dass wir gut geölte Scharniere brauchen für den Austausch von Ideen.“ Politik brauche Praxisnähe. „Und die Unternehmen brauchen Verlässlichkeit.“ Er versicherte, dass man sich als Mitglied keinen Zugang zur Grünen-Spitze erkaufen könne.
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Ein Parteibuch der Grünen ist indes keine Voraussetzung für eine Mitgliedschaft in der Wirtschaftsvereinigung. Er selbst sei kein Mitglied der Grünen, betonte der Vorstandsvorsitzende Fischer.
Andreas Jäger, geschäftsführender Gesellschafter der Jäger Group in Hannover, erklärte, ihn treibe die Neugierde und der Fokus auf Nachhaltigkeit zur Wirtschaftsvereinigung. Mit Blick auf die Grünen lobte er deren „Veränderungsbereitschaft“. „Ich sehe hier eine wirkliche Chance, mit der Politik ins Gespräch zu kommen“, sagte Jäger.
Neben Nouripour und Lang nahmen zahlreiche Grüne an der Auftaktveranstaltung bei ABB Deutschland in Berlin teil, auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck und Fraktionschefin Katharina Dröge. Habeck begrüßte die Gründung der Plattform im 44. Jahr des Bestehens seiner Partei. Es gelte, „Realität immer wieder reinzunehmen in die eigenen parteipolitischen Überlegungen“.
Es gibt bereits verschiedene Organisationen, über die die Grünen ihren Draht zur Wirtschaft stärken wollen, darunter den Wirtschaftsbeirat der Bundestagsfraktion, der 2018 auf den Weg gebracht worden war. Fast zeitgleich rief Ende 2018 der frühere Grünen-Bundestagsabgeordnete Thomas Gambke den Wirtschaftsdialog ins Leben – einen unabhängigen Verein, der den Austausch zwischen Grünen und der Wirtschaft ebenfalls befördern soll. Damals waren die Grünen die kleinste Fraktion im Parlament.
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