Die Hersteller haben Wasserstoff- und batteriebetriebene Modelle bereits im Programm.
(Foto: Hyundai Motor)
Brüssel Nach Willen der Grünen im Europaparlament dürfen in Zukunft keine neuen Lkw mit Verbrennungsmotor mehr zugelassen werden. „Es wäre falsch, ein Gesetz zu verabschieden, das hinter dem zurückbleibt, was der Markt leisten kann und was unseren Klimazielen entspricht“, sagte der zuständige Abgeordnete Yannik Jadot (Grüne, Frankreich) bei einer Veranstaltung im Europaparlament. Spätestens ab 2040 sollten neue Lkw klimaneutral sein.
Die EU-Kommission hatte im Februar vorgeschlagen, die Emissionen von Lkw-Flotten bis 2040 um 90 Prozent zu senken.
Das würde bedeuten, dass die Lkw-Hersteller nur noch eine kleine Zahl an Lkw mit klassischen Verbrennungsmotoren verkaufen dürfen.
Für 2030 sieht die Kommission eine Reduzierung um 45 Prozent vor, für 2035 sind es 65 Prozent. Vergleichswert ist jeweils der durchschnittliche CO2-Ausstoß der Flotten von 2019.
Als klimaneutral gelten drei verschiedene Arten von Lkw-Antrieben: batterieelektrische Antriebe, Brennstoffzellenantriebe, bei denen aus Wasserstoff Strom gewonnen wird, und drittens Wasserstoff-Verbrenner. Die ersten beiden Varianten werden von der Industrie bereits angeboten.
Kalifornien geht beim Verbot für Verbrenner-Lkw voran
Vorbild für Europa könnte der US-Bundesstaat Kalifornien sein. In der vergangenen Woche verabschiedete die Regierungskommission California Air Resources Board (Carb) ein Verbot von neuen Verbrenner-Lkw ab 2036. Damit geht der Bundesstaat deutlich über die Ambition der EU-Kommission hinaus.
>> Lesen Sie hier: Streitgespräch über die Zukunft von E-Fuels: „Mit Verlaub, aber das ist kompletter Quatsch“
Die Carb-Vorsitzende Liane Randolph erwartet, dass 15 bis 17 US-Staaten sich an Kalifornien orientieren und ähnliche Regeln verabschieden. Dadurch entstünden große Chancen für die Hersteller.
Randolph ruft die EU auf, ebenfalls möglichst strenge Vorgaben zu machen. „Wir müssen einen globalen Markt für Nullemissionsfahrzeuge schaffen“, sagte sie dem Handelsblatt während eines Besuchs in Brüssel.
In dem US-Bundesstaat soll es ab 2036 keine neu zugelassenen Verbrenner-Lkw geben.
(Foto: AP)
Die Unternehmen, die Lkw kaufen, hätten von dem Gesetz keinen Nachteil. „Zusammengerechnet sind die Betriebs- und Anschaffungskosten bei elektrischen Lkw nicht höher als bei Verbrenner-Lkw“, sagte Randolph. Kleine Unternehmen bekämen dennoch Fördergelder, wenn sie in neue Lkw investieren, da sie die hohen Anschaffungskosten sonst nicht finanzieren könnten.
Kein E-Fuels für Lkw vorgesehen
Klassische Verbrennungsmotoren mit E-Fuels zu betreiben ist weder in der EU noch in Kalifornien vorgesehen. E-Fuels sind synthetische Kraftstoffe, in denen CO2 gebunden ist, das durch die Verbrennung im Motor freigesetzt wird.
„Wir sehen E-Fuels als Chance für andere Sektoren, die sonst keine Option haben, ihre Emissionen auf null zu senken“, sagte Randolph und nannte den Schiffsverkehr, die Luftfahrt und industrielle Prozesse mit hohen Temperaturen.
Im Gegensatz zum europäischen Vorschlag wird Kalifornien auch Sonderfahrzeuge wie Müllabfuhren und Baufahrzeuge künftig nur noch ohne Verbrennungsmotor zulassen. Die Amerikaner legen genau auf diese Fahrzeuge einen besonderen Fokus. Auch Paketdienste dürfen schon ab 2024 nur noch Nullemissionsfahrzeuge anschaffen.
>> Lesen Sie hier: EU schreibt E-Fuels im Luftverkehr vor
Hintergrund ist, dass die kalifornische Behörde neben dem Klimaschutz auch die Luftreinhaltung im Sinn hat. Darum sollen gerade jene Fahrzeuge, die viel durch Wohngebiete fahren, nicht mehr mit Diesel betrieben werden.
Die EU-Kommission hat dagegen vorgeschlagen, in Städten verkehrende Linienbusse früher auf alternative Antriebe umzustellen, und zwar ab 2030.
Unternehmen aus der Lkw-Industrie sind zwar bereit, auf Nullemissionsfahrzeuge umzustellen, sehen aber noch nicht alle Voraussetzungen dazu gegeben.
„Wir wollen auf klimaneutrale Lkw in Europa, USA und Japan bis 2039 umstellen, aber dazu brauchen wir unter anderem ein starkes Ladenetz, eine gute Versorgung mit Wasserstoff und Rohstoffe für die Batterien“, sagte Silke Conrad, Brüsseler Vertreterin von Daimler Trucks. „Wenn ein Puzzleteil fehlt, funktioniert es nicht.“
Mehr: „Zeitenwende“ für Verkehrsbranche: Kalifornien will den Kauf von Diesel-Lkw verbieten
