May 31, 2023
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KfW Gründungsmonitor: Zahl der Gründungen sinkt wieder – das sind die Ursachen und Folgen

Written by Frank Specht


Berlin Nach einer leichten Erholung im Jahr 2021 ist die Zahl der Existenzgründungen in Deutschland im vergangenen Jahr wieder um neun Prozent auf 550.000 zurückgegangen. Das geht aus dem neuen Gründungsmonitor der Förderbank KfW hervor.

Auf 10.000 Menschen im Alter von 18 bis 64 Jahren kamen demnach 108 Gründungen. Der Wert liegt nahe am historischen Tiefstand aus dem ersten Coronajahr 2020 mit 104 Gründungen auf 10.000 Erwerbsfähige. Für den Gründungsmonitor wurden von Juli bis Dezember 2021 50.000 zufällig ausgewählte Personen in Deutschland befragt.

„Die Entwicklung des Arbeitsmarkts beeinflusst hierzulande traditionell stark die Gründungstätigkeit“, sagte KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib bei der Vorstellung der Ergebnisse. Denn die Fokussierung auf ein Angestelltenverhältnis sei groß. Und angesichts der guten Arbeitsmarktlage ziehen viele eine abhängige Beschäftigung der Selbstständigkeit vor.

Hinzu kommt die durch Ukrainekrieg und hohe Inflation ausgelöste wirtschaftliche Unsicherheit. Allerdings wirkt offenbar auch ein „Corona-Blues“, der bei vielen Erwerbstätigen den Wunsch nach einer beruflichen Neuorientierung weckte, noch nach.

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Denn unter den Gründerinnen und Gründern hat sich die Zahl derer, die in der Selbstständigkeit für sich die beste Erwerbsalternative sehen, im Jahresvergleich von 51.000 auf 95.000 fast verdoppelt.

Welche Folgen hat das schwache Gründungsgeschehen?

Mit Sorge sieht Ökonomin Köhler-Geib, dass nur rund 46.000 Existenzgründerinnen und -gründer ein bestehendes Unternehmen übernommen haben. Denn jährlich steht in rund 140.000 Firmen die Nachfolge an. „Das ist eine Zukunftsherausforderung für den Mittelstand“, sagte die KfW-Chefvolkswirtin.

„Enttäuscht“ zeigte sie sich auch darüber, dass der Frauenanteil bei den Gründungen wieder stark von 42 Prozent auf 37 Prozent zurückgegangen ist und damit unter dem langjährigen Durchschnitt liegt.

Mit Blick auf die Zukunftsfähigkeit der deutschen Wirtschaft sei zudem bedenklich, dass nur rund jede zehnte Gründung als innovativ und gut jede fünfte als wachstumsorientiert gilt. Mehr als ein Drittel der neuen Geschäftsideen ist internetbasiert.

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Unerwartet kommt für die KfW, dass der Anteil von Gründern, die auch Arbeitsplätze schaffen, im Vorjahresvergleich von 21 auf 34 Prozent zugenommen hat. Denn die Probleme bei der Personalgewinnung, die neu gegründete Firmen traditionell haben, werden durch die gute Arbeitsmarktlage eigentlich noch verschärft. Ein Teil des Anstiegs der Arbeitgeberquote dürfte deshalb laut KfW auf Familienangehörige zurückzuführen sein, die als Mitarbeiter eingestellt werden.

Welche Hürden stehen Gründern im Weg?

In Frankreich könne man innerhalb von zwei Tagen ein Unternehmen gründen, sagte Köhler-Geib – ein Wert, von dem man in Deutschland nur träumen kann. Fast sechs von zehn Befragten, die eine Gründungsabsicht wieder aufgaben, nannten denn auch die Bürokratie als Grund. Gut die Hälfte fürchtete aber auch, dass das eigene Unternehmen nicht profitabel genug sein würde, 62 Prozent hielten das finanzielle Risiko für zu groß.

Startkapital

4000

Euro

oder weniger haben 50 Prozent der deutschen Gründer am Anfang eingesetzt.

Von den erfolgreichen Gründerinnen und Gründern berichteten nur 14 Prozent von Problemen bei der Finanzierung ihrer Geschäftsidee. Allerdings gaben auch fast zwei von drei Selbstständigen an, ihr Unternehmen ausschließlich mit eigenem Kapital aufgebaut zu haben, deutlich mehr als im langjährigen Durchschnitt.

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Auf Fremdkapital griffen nur 18 Prozent zurück. Die oberen zehn Prozent der kapitalintensivsten Gründungen hatten ein Startkapital von 50.000 Euro oder mehr. Die unteren 50 Prozent setzten weniger als 4000 Euro ein.

Wie kann das Gründungsinteresse wieder geweckt werden?

Schon in den Schulen müsse wieder stärker für das Unternehmertum geworben werden, sagte KfW-Chefvolkswirtin Köhler-Geib: „Ökonomische Bildung ist in Deutschland ein ganz wichtiges Thema, das stärker in den Fokus rücken muss.“

Die Fokussierung auf eine Beschäftigung als Angestellte oder Angestellter beginne oft schon bei der Berufsberatung. „Hier braucht es dringend ein Umdenken“, betonte die Ökonomin. Außerdem gelte es, Bürokratie abzubauen und Geschlechterklischees aufzubrechen, um wieder mehr Frauen für eine Existenzgründung zu interessieren.

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Politik

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