Jun 5, 2023
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Ukraine – Die Lage am Morgen: Russischer Kommandeur widerspricht Meldung über ukrainische Großoffensive – erneut Gefechte in Belgorod

Written by pinmin


Deutsche Panzerhaubtize 2000 der ukrainischen Armee

Über den Beginn der ukrainischen Großoffensive wurde bisher nichts bekannt. Russische Angaben, dass diese in Donezk begonnen hat, lassen sich nicht überprüfen.


(Foto: dpa)

Kiew, Moskau Russland hat nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau eine ukrainische Großoffensive im Süden der Region Donezk vereitelt. „Ziel des Gegners war, unsere Verteidigung an dem Teil der Front zu durchbrechen, der seiner Ansicht nach am verletzlichsten war“, teilte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, laut der staatlichen Nachrichtenagentur Tass in der Nacht zum Montag mit.

Der Feind sei mit seiner Mission gescheitert. Die mutmaßliche Offensive habe am Sonntagmorgen an fünf Frontabschnitten begonnen, hieß es weiter. Die ukrainischen Streitkräfte hätten mehr als 250 Soldaten verloren, zudem seien 16 Panzer sowie zwei Dutzend Kampffahrzeuge zerstört worden. Der Bericht konnte unabhängig nicht bestätigt werden, eine Stellungnahme vonseiten der Ukraine lag nicht vor.

Allerdings hat der russische Feldkommandeur Alexander Chodakowski der Meldung aus Moskau widersprochen. Bisher werde der Feind „von Erfolg begleitet“, schrieb Chodakowski am Montag auf seinem Telegram-Kanal.

Seiner Darstellung nach handelt es sich bei den Angriffen westlich von Wuhledar um eine begrenzte taktische Operation der Ukrainer. Chodakowski leitete seit 2014 die Brigade „Wostok“ der Separatisten im Donbass-Gebiet. Seine Einheiten wurden nach Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine in die russische Nationalgarde eingegliedert.

Zunächst hätten die ukrainischen Truppen den Eindruck erweckt, den Druck auf den Frontabschnitt Welika Nowosilka zu verstärken, wo ihnen Sonntag bereits ein Durchbruch gelungen sei. Währenddessen sei ein Stoßtrupp fast unbemerkt weiter östlich bei der Ortschaft Nowodonezke vorgedrungen. „Traditionell den Funkverkehr störend, ist es dem Feind gelungen, uns in eine schwierige Lage zu bringen“, schrieb Chodakowski. Die Lage sei im Fluss.

Der Chef der russischen Söldner-Truppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, hat zudem Geländegewinne der ukrainischen Streitkräfte in der Nähe von Bachmut eingeräumt. Ukrainische Truppen hätten einen Teil der Siedlung Berchiwka nördlich der erst kürzlich von russischen Einheiten eingenommenen Stadt in der Ostukraine zurückerobert, teilt Prigoschin mit. Er bezeichnet dies als eine „Schande“.

Prigoschins Söldner-Truppe hatte Bachmut im vergangenen Monat nach monatelangen Kämpfen erobert und die dortigen Stellungen inzwischen an die reguläre russische Armee übergeben.

Donezk: Russland verhindert scheinbar ukrainische Offensive

Kiew äußert sich nicht zur angeblichen Großoffensive

Von Kiewer Seite wurden die russischen Berichte nicht bestätigt. Der Lagebericht des ukrainischen Generalstabs vermerkt am Montag keine besonderen Aktivitäten in der Region. Dort hieß es lediglich, dass Wuhledar und die anliegenden Ortschaften von russischer Seite beschossen worden seien.

Auch der Kommandeur der ukrainischen Bodentruppen, Olexandr Syrskji, ging auf die russische Darstellung nicht ein. Vielmehr erklärte er ebenfalls auf Telegram, ukrainische Soldaten rückten weiter auf das im Gebiet Donezk gelegene, nach erbitterten Kämpfen an Russland gefallene Bachmut vor. Es sei gelungen, eine russische Stellung in der Nähe der Stadt zu zerstören.

Der ukrainische Verteidigungsminister Olexij Resnikow veröffentlichte am Sonntag auf Twitter eine Nachricht, deren Bedeutung zunächst unklar blieb. Resnikow zitierte ein Lied der britischen Pop-Band Depeche Mode, „Enjoy the Silence“ (Genieße die Stille).

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hatte zuletzt wiederholt betont, sein Land sei für die seit langem angekündigte Gegenoffensive zur Befreiung seiner Gebiete von der russischen Besatzung bereit.

Russland hatte das Nachbarland am 24. Februar 2022 überfallen und hält aktuell rund 20 Prozent des ukrainischen Staatsgebiets besetzt, darunter auch das Gebiet Donezk.

In seiner abendlichen Ansprache am Sonntag hatte der ukrainische Präsident nichts vom Beginn einer Offensive erwähnt. Selenski hatte mitgeteilt, seit Beginn des russischen Angriffskriegs seien mindestens 485 Kinder getötet worden. Dabei handle es sich ausschließlich um Opfer, deren Daten offiziell erfasst worden seien. In Wirklichkeit liege die Zahl deutlich höher.

Selenski erinnert an deportierte Kinder

Selenski verwies zudem auf die mehr als 19.500 ukrainischen Kinder, die aus besetzten Gebieten nach Russland deportiert worden seien. Bislang sei es erst in rund 370 Fällen gelungen, die „kleinen Ukrainer“ zurückzuholen, sagte der Staatschef.

Ukrainischer Präsident Wolodimir Selenski

Selenski erinnert immer wieder an die fast 20.000 deportierten Kinder aus den russisch besetzten Gebieten.


(Foto: dpa)

Mit Blick auf Berichte über Deportationen ukrainischer Kinder hatte Mitte März dieses Jahres der Internationale Strafgerichtshof Haftbefehle gegen Russlands Präsident Wladimir Putin und die russische Beauftragte für Kinderrechte, Maria Lwowa-Belowa, erlassen. Der juristische Vorwurf lautet auf Kriegsverbrechen.

Erneut Gefechte in russischer Grenzregion aufgeflammt

In der russischen Grenzregion Belgorod sind unterdessen offenbar erneut Kämpfe zwischen der Armee und an der Seite der Ukrainer kämpfenden Freiwilligenverbänden aufgeflammt. Gouverneur Wjatscheslaw Gladkow bestätigte Gefechte in der Ortschaft Nowaja Tawolschanka. Russlands Verteidigungsministerium teilte mit, es sei gelungen, eine „Sabotage- und Aufklärungsgruppe ukrainischer Terroristen“ am Überqueren eines nahe gelegenen Flusses zu hindern.

Im Gebiet Belgorod kommt es seit einiger Zeit immer wieder zu Kämpfen und Angriffen, für die Moskau stets Kiew verantwortlich macht. Tatsächlich aber scheint es sich bei den Eindringlingen auch dieses Mal wieder um Mitglieder des sogenannten „Russischen Freiwilligenkorps“ zu handeln, das zwar aufseiten der Ukrainer kämpft, aber aus russischen Nationalisten besteht.

Mehrere Mitglieder der paramilitärischen Organisation veröffentlichten am Sonntag auch ein Video, in dem sie behaupteten, mehrere Soldaten der russischen Armee gefangen genommen zu haben und sie der ukrainischen Seite übergeben zu wollen.

Söldnerchef Prigoschin wirft Armee Verminung von Rückzugswegen vor

Der Chef der russischen Söldnergruppe Wagner erhob erneut schwere Vorwürfe gegen die reguläre russische Armee. Soldaten hätten Mitte Mai eine Straße vermint, auf der seine Kämpfer aus der mittlerweile eroberten ostukrainischen Stadt Bachmut hätten herausfahren wollen, teilte Jewgeni Prigoschin mit.

Söldnerchef Jewgeni Prigoschin

Prigoschin erhebt regelmäßig neue Vorwürfe gegen das russische Verteidigungsministerium.


(Foto: dpa)

Er veröffentlichte auch ein Dokument, das ein Einsatzprotokoll von Mitte Mai darstellen soll und in dem zudem von Schusswechseln zwischen Wagner-Söldnern und Soldaten die Rede ist. Überprüft werden konnten diese Anschuldigungen nicht. Das Verteidigungsministerium in Moskau äußerte sich nicht dazu.

Mehr als 15 Monate nach dem Einmarsch in die Ukraine toben in Russlands Militärführung Machtkämpfe, die deutlich zutage treten. Immer wieder wetterte Prigoschin zuletzt gegen Verteidigungsminister Sergej Schoigu, dem er schlechte Kriegsführung und eine mangelhafte Versorgung der Wagner-Kämpfer mit Munition vorwarf.

Recherche: Geheimbericht über Moskaus Militärprobleme veröffentlicht

Russlands Militär hat derweil laut Recherchen von Investigativjournalisten versehentlich einen Text über Probleme bei der Mobilmachung für den Krieg gegen die Ukraine veröffentlicht – und kurz darauf wieder gelöscht. Das russische Portal „The Insider“ veröffentlichte den Link zu einem Eintrag im Web-Archiv, wo der Text noch einsehbar ist.

In dem Dokument, das demnach kurzzeitig in einer Online-Zeitschrift des russischen Verteidigungsministeriums abzurufen war, benannte der russische Mobilisierungsbeauftragte Jewgeni Burdinski mit Blick auf die Rekrutierungswelle im vergangenen Herbst zwei Hauptprobleme: „die fehlende Bereitschaft eines Teils der Gesellschaft zur Erfüllung der militärischen Pflichten“ sowie „die Bereitstellung von militärischer Ausrüstung und die Unterbringung des Personals“.

So berichtet das Handelsblatt über den Ukraine-Krieg:

US-Wahlkampf: Nikki Haley plädiert für Unterstützung der Ukraine

Die republikanische Präsidentschaftsbewerberin Nikki Haley hat sich während einer Bürgerfragestunde des US-Senders CNN klar zum russischen Angriffskrieg in der Ukraine positioniert. Bei der Unterstützung der Ukraine gehe es auch darum, die Freiheit zu verteidigen und der Tyrannei weltweit Einhalt zu gebieten, sagte sie bei dem Auftritt in Des Moines im Bundesstaat Iowa am Sonntagabend (Ortszeit).

Damit grenzt sich die 51-Jährige, die von 2017 bis 2018 US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen war, deutlich von ihrem stärksten parteiinternen Konkurrenten und früheren Chef Donald Trump ab. „Es geht um mehr als die Ukraine, in diesem Krieg geht es um Freiheit“, sagte sie weiter.

Was am Montag wichtig wird

Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) und Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) starten an diesem Montag einen gemeinsamen dreitägigen Besuch in Brasilien. Für Baerbock dürfte bei ihren politischen Gesprächen in der Hauptstadt Brasilia unter anderem das Verhältnis der Gastgeber zu Russlands Präsident Putin im russischen Angriffskrieg auf die Ukraine im Mittelpunkt stehen.

Mehr: Die aktuellen Entwicklungen finden sie in unserem Newsblog zum Ukraine-Krieg



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