London Der britische Industrieverband Confederation of British Industry (CBI) kann vorerst weiterbestehen. Auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung stimmten 93 Prozent der vertretenen Unternehmen für den von der neuen CBI-Chefin Rain Newton-Smith vorgelegten Reformplan. Sieben Prozent votierten gegen die Erneuerung. Insgesamt wurden 371 Stimmen abgegeben.
„Nach einer unglaublich schwierigen Zeit bin ich sehr dankbar für das Vertrauen, das uns unsere Mitglieder entgegenbringen“, sagte die 47-jährige Verbandschefin, die erst seit einem Monat im Amt ist. Auch wenn noch einiges zu tun bleibe, sei das heutige Ergebnis ein wichtiger Meilenstein. Skeptisch äußerte sich dagegen Ann Franke, Vorsitzende des Chartered Management Instituts in London: „Die CBI hat sich zwar eine dringend benötigte Atempause verschafft, aber die schwierige Herausforderung des kulturellen Wandels liegt noch vor ihr.“
Der Industrieverband steckt seit Monaten in einer Existenzkrise. Der frühere CBI-Chef Tony Danker wurde nach Vorwürfen der sexuellen Belästigung fristlos entlassen. Davon unabhängige Berichte von Mitarbeitern über Drogenmissbrauch, Mobbing und Vergewaltigungen führten im April zu einer Massenflucht von Unternehmen aus der bis dahin wichtigsten Lobbygruppe der britischen Industrie. Der Verband hatte daraufhin alle Aktivitäten eingestellt.
Auf der außerordentlichen Mitgliederversammlung, die am Dienstag unter Ausschluss der Medien stattfand, stand ein von Newton-Smith ausgearbeitetes Reformpaket zur Abstimmung. Mindestens 50 Prozent der verbliebenen Mitglieder mussten den vorgeschlagenen Änderungen in der Führung, Kultur und Änderungen von Aufgaben zustimmen.
Jede Firma hatte unabhängig von ihrer Größe nur eine Stimme. Siemens UK und Microsoft sollen sich bis zuletzt darum bemüht haben, genügend Stimmen für die Erneuerung zusammenzubekommen. Der Verband vertritt nach eigenen Angaben rund 190.000 Firmen. Unklar ist jedoch, wie viele davon abstimmen konnten oder wollten.
Britische Wirtschaft ist gespalten
Ob die Zustimmung ausreicht, um den Verband zu retten, ist deshalb unklar. Die Finanzlage ist nach den Austritten vieler Firmen angespannt, viele der 300 Mitarbeiter müssen um ihren Job fürchten. Der Imageschaden ist enorm. Nicht nur ist der CBI durch den Austritt prominenter Firmen wie Lloyds of London, Mastercard und John Lewis geschwächt. Gravierender noch ist, dass die britische Regierung ihre Zusammenarbeit mit dem Verband eingestellt und der CBI damit die Arbeitsgrundlage entzogen hat.
Hinzu kommt, dass die British Chamber of Commerce (BCC) die Schwäche des Konkurrenzverbandes nutzen will, um unter dem Namen „Business Council“ eine Plattform für die Interessevertretung von Großunternehmen zu gründen. Der Ölkonzern BP und der Flughafenbetreiber Heathrow Airport haben sich bereits der neuen Lobbygruppe angeschlossen. Die Unternehmen würden nach einer Veränderung suchen und „jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um sich zu äußern“, sagte BCC-Chefin Shevaun Haviland.
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