Jun 11, 2023
50 Views
Comments Off on Ukraine-Krieg: Ukrainische Gegenoffensive nimmt Gestalt an
0 0

Ukraine-Krieg: Ukrainische Gegenoffensive nimmt Gestalt an

Written by Mareike Müller

Riga Die ukrainische Gegenoffensive, um weitere von Russland besetzte Gebiete im Osten des Landes zu befreien, nimmt Gestalt an. Am Samstag erklärte der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski, dass Gegenangriffe gegen russische Truppen an der Front laufen.

Selenski sagte am Samstag in Kiew, dass „gegenoffensive, defensive Aktionen“ in der Ukraine stattfänden. „Ich werde nicht darüber sprechen, in welchem Stadium oder in welcher Phase sie sind“, fügte er hinzu. Ob es sich also tatsächlich um den Beginn der lang erwarteten groß angelegten Gegenoffensive handelt, ließ er damit offen.

Er stehe täglich in Kontakt mit den Kommandeuren an unterschiedlichen Orten. Alle seien positiv gestimmt. „Gebt das an Putin weiter“, sagte Selenski während eines Besuchs des kanadischen Premierministers Justin Trudeau in Kiew. Schon am Freitag hatte Selenski gesagt, er stehe in Kontakt mit den ukrainischen Einheiten in „allen heißesten Gegenden“ und lobte sie für das „Ergebnis“ ihrer Anstrengungen, das er aber nicht näher erklärte.

Auch westliche Experten sehen Anzeichen für die Gegenoffensive. Nach Angaben von Militäranalysten führten ukrainische Streitkräfte am Samstag Operationen in mindestens vier Bereichen der Front durch. Auch das ukrainische Militär selbst berichtete von „heftigen Kämpfen“ mit russischen Soldaten.

Experten des US-Instituts für Kriegsforschung (IWS) zufolge haben ukrainische Truppen im Gebiet Saporischschja im Süden des Landes bereits lokale Erfolge erzielt. Die Gewinne gebe es im Westen des Gebiets Saporischschja und dort im Südwesten und Südosten der Stadt Orichiw, teilte das ISW mit.

>> Lesen Sie hier: Lettlands Premier Karins – „Russland wird eine Bedrohung bleiben“

Auch nach britischer Einschätzung haben die ukrainischen Streitkräfte bei den Kämpfen im Süden und Osten des Landes einige Fortschritte erzielt. In einigen Gebieten seien sie wahrscheinlich gut vorangekommen und hätten die erste russische Verteidigungslinie überwunden, teilte das britische Verteidigungsministerium mit. In anderen Gebieten sei der Vormarsch dagegen langsamer gewesen.

Verluste „bei jedem militärischen Unterfangen unvermeidlich“

Das ISW berichtet zudem, dass die Ukraine einige militärische Fahrzeuge, die vom Westen bereitgestellt wurden, am Donnerstag verloren habe. Solche Verluste seien aber „bei jedem militärischen Unterfangen unvermeidlich“. Die ukrainischen Streitkräfte würden bei Offensivoperationen Verluste erleiden, darunter werde „sowohl westliche als auch sowjetische Ausrüstung“ sein, so die Analysten.

Auf russischer Seite hätte es wohl einige glaubwürdige Verteidigungseinsätze gegeben, so das britische Verteidigungsministerium. Andere Einheiten hingegen hätten sich ungeordnet zurückgezogen. Dabei häuften sich Berichte über Opfer unter den russischen Truppen beim Rückzug durch eigene Minenfelder. Das russische Militär hingegen hatte mitgeteilt, die Angriffe in Saporischschja und in Donezk um die Stadt Bachmut erfolgreich abgewehrt zu haben.

Kiew: Trudeau sichert der Ukraine weitere Waffenlieferungen zu

Verschiedene westliche Militärexperten vermuten schon seit einer Weile, dass diese Offensive im Gang ist, die ukrainische Führung bestätigt das offiziell bislang aber nicht. Die Formulierung von gegenoffensiven und defensiven Operationen nutzen ukrainische Kommandeure in der heftig umkämpften Stadt Bachmut seit Monaten.

>> Lesen Sie hier: Duell um die Nato-Spitze – Dänemarks Premierministerin gilt als Favoritin

Russland erklärt hingegen seit Wochenbeginn, dass die Offensive begonnen habe und bisher gescheitert sei. Zuletzt sagte dies Präsident Wladimir Putin. Die ukrainische Vize-Verteidigungsministerin Hanna Maliar bemerkte aber, es werde keine Mitteilungen geben, solange keine Klarheit auf dem Schlachtfeld herrsche.

Die Zerstörung des Kachowka-Staudamms in der Oblast Cherson und daraus resultierende Überschwemmungen hatten in der vergangenen Woche zu Debatten über die Auswirkungen auf die angekündigte Gegenoffensive geführt. Militäranalyst Niklas Masuhr, der an der ETH Zürich forscht, ist der Ansicht, dass die Zerstörung des Damms wenig unmittelbaren Einfluss auf den militärischen Verlauf des Kriegs haben dürfte.

Erwartungen der westlichen Partner an ukrainische Gegenoffensive sind hoch

„Es ist eher unwahrscheinlich, dass die Ukraine eine Überquerung des Dnepr als gewichtige Offensivachse vorgesehen hatte“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Stattdessen würden die Schwerpunkte der angekündigten Gegenoffensiven aus nördlicher Richtung in Saporischschja und in den östlichen Regionen von Donezk und Luhansk vermutet.

Überschwemmte Häuser in Cherson

Experten sehen die Zerstörung des Kachowka-Staudamms nicht als Teil der ukrainischen Gegenoffensive an.

(Foto: AP)

Beide Seiten machen sich gegenseitig für die Zerstörung des Damms verantwortlich, allerdings befindet sich der Damm auf von russischen Besatzungstruppen kontrolliertem Gebiet. Am Freitag erklärte der ukrainische Inlandsgeheimdienst, er habe ein Telefongespräch mitgeschnitten, das die Verantwortung für die Dammzerstörung durch Russland beweise. Die Angaben können derzeit nicht unabhängig überprüft werden.

Nachdem die ukrainischen Streitkräfte im vergangenen Spätsommer und Herbst große zuvor besetzte Gebiete inklusive der Stadt Cherson befreien konnten, sind die Erwartungen der internationalen Partner des Landes an die Gegenoffensive hoch.

In den vergangenen Monaten hatten hochrangige Regierungsmitglieder aber immer wieder vor zu großen Hoffnungen gewarnt. Nachdem die Ukraine aus dem Westen milliardenschwere Militärhilfe bekommen hat, gilt ein Erfolg oder Misserfolg der Gegenoffensive als Faktor bei der Entscheidung über weitere Hilfen.
Mit Agenturmaterial

Mehr: Was der Ukrainekrieg fürs Klima bedeutet – Forscher berechnen Fußabdruck



<< Den vollständigen Artikel: Ukraine-Krieg: Ukrainische Gegenoffensive nimmt Gestalt an >> hier vollständig lesen auf www.handelsblatt.com.

Article Categories:
Politik

Comments are closed.