Podgorica Bei der vorgezogenen Parlamentswahl in Montenegro liegt die Partei von Präsident Jakov Milatovic ersten Hochrechnungen zufolge in Führung. Auf die Bewegung Europa Jetzt (PES) entfielen 25,5 Prozent der Stimmen, wie das Forschungsinstitut Cemi am Sonntag nach Auszählung von gut der Hälfte aller Stimmen in 400 repräsentativen Wahlbüros mitteilte. Die Partei will die Verbindungen des kleinen Adria-Landes sowohl zur EU als auch zum Nachbarland Serbien stärken.
Auf Platz zwei kam demnach mit 23,4 Prozent die ebenfalls pro-europäisch eingestellte Demokratisch-Sozialistische Partei (DPS). Vor der Wahl war der pro-russischen Partei Demokratische Front (DF) in Umfragen ein abgeschlagener dritter Platz prognostiziert worden.
Die Parlamentswahl folgt auf die Präsidentenwahl im April, bei der der ehemalige DPS-Chef Milo Djukanovic nach Jahrzehnten an der Spitze des einst zum ehemaligen Jugoslawien gehörenden Landes abgewählt worden war. Er hatte Montenegro 2006 in die Unabhängigkeit vom Nachfolgestaat Jugoslawiens, Serbien und Montenegro, und 2017 in die Nato geführt. Vorwürfe, er und die Partei seien korrupt und hätten Verbindungen zur organisierten Kriminalität, weist er zurück.
Das Votum bei der Präsidentenwahl für seinen Herausforderer Milatovic, der sich den Kampf gegen die Korruption auf die Fahnen geschrieben und den Wählern einen höheren Lebensstandard versprochen hat, galt als Richtungsentscheid auch für die Parlamentswahl.
An die Abstimmung ist die Hoffnung geknüpft, dass die schon seit längerem in Montenegro andauernde politische Krise endet. Wiederholt kam es zu Misstrauensvoten und Auseinandersetzungen zwischen dem damaligen Präsidenten Djukanovic und Abgeordneten. Mitte März hatte Djukanovic das Parlament aufgelöst und vorgezogene Parlamentswahlen angesetzt.
Montenegro ist weitgehend von Tourismus-Einnahmen abhängig. Das Land mit rund 620.000 Einwohnern gehört zu den sechs Westbalkan-Staaten, die in die EU streben. Die Bevölkerung ist gespalten: Während sich die Mitglieder einer Bevölkerungsgruppe als Montenegriner. betrachten, sehen sich andere als Serben.
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