Bangkok Das Südchinesische Meer gilt nicht gerade als touristischer Sehnsuchtsort. Bekannt ist das Seegebiet vor allem für seine vielen Konflikte. China beansprucht fast die komplette Region für sich und baut Militärstützpunkte auf künstlichen Inseln.
Mit anderen Anrainerstaaten wie Vietnam, Malaysia und den Philippinen, die ebenfalls Ansprüche auf das Gewässer in ihrer Nachbarschaft erheben, gerät die Regierung in Peking immer wieder aneinander: Die chinesische Küstenwache drängt Boote ab, zielt auf sie mit Lasern und setzt Wasserwerfer ein.
Die Philippinen reagieren auf die brenzlige Situation nun mit einem ungewöhnlichen Angebot: Abenteuerurlaub in einem der spannungsreichsten geopolitischen Brennpunkte der Welt.
Die neue Schiffstour dauert sieben Tage und sechs Nächte. Sie startet in Puerto Princesa, einer Küstenstadt auf der philippinischen Urlaubsinsel Palawan. Von dort aus geht es mehr als 300 Kilometer Richtung Westen zu den umstrittenen Spratly-Inseln, die sechs Staaten ganz oder teilweise für sich beanspruchen.
Die Philippinen zählen sieben der Inseln zu ihrem Staatsgebiet. Sie nennen die Region Kalayaan – und die Tourismusinitiative dort „Great Kalayaan Expedition“. Auf nur einer der von den Philippinen kontrollierten Inseln wohnen ein paar Hundert Zivilisten – beim Rest halten lediglich philippinische Soldaten die Stellung.
USA und China werfen einander provokatives Verhalten vor
Urlauber, die seit diesem März in die abgelegene Region reisen können, bekommen laut den Tourveranstaltern unter anderem die Möglichkeit, sich mit den dort stationierten Streitkräften persönlich auszutauschen. Zu erzählen haben sie sicher viel: In ihrem Einsatzgebiet wurde es zuletzt zunehmend brenzlig. Die USA, die Chinas Verhalten in der Region als Gefahr für die freie Schifffahrt sehen, und die Regierung in Peking warfen einander in den vergangenen Wochen mehrfach provokatives Verhalten in dem Gewässer vor.
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Aus Sicht der Philippinen soll die neue Tourismusoffensive in der Gegend dabei helfen, ihre Ansprüche zu untermauern: Es gehe darum, verstärkte Präsenz zu zeigen und gleichzeitig der Öffentlichkeit die Aktivitäten Chinas in der Region klarer vorzuführen, sagte Dindo Manhit, Chef der philippinischen Denkfabrik Stratbase ADR Institute.
Der Ansatz hat Vorbilder: Malaysia betreibt auf einem Atoll der Spartly-Inseln ein Tauchresort. China begann 2013 mit Kreuzfahrten zu den Paracel-Inseln, die auch von Vietnam und Taiwan beansprucht werden. Auf einer von ihnen eröffnete vor Kurzem ein neues Hotpot-Restaurant mit 120 Plätzen. Gäste kommen nicht nur wegen des Versprechens, dass es sich bei den Inseln um „Chinas Malediven“ handle – viele Chinesen sehen in dem Besuch auch einen Akt des Patriotismus.
Ausländer wurden bisher auf den chinesischen Kreuzfahrten in die umstrittene Region nicht mitgenommen. Die Philippinen sind da lockerer: Bei der jüngsten Ausgabe der „Great Kalayaan Expedition“ nahmen laut den Veranstaltern auch Besucher aus der Schweiz, aus Frankreich und Australien teil. Ganz billig ist der Ausflug aber nicht: 2000 Euro kostet es, den Territorialkonflikt eine Woche lang unter philippinischer Flagge zu begutachten.
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