Jun 28, 2023
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Insider – Hohe Messlatte von EZB-Währungshütern für Ende der Zinserhöhungen

Written by pinmin


– von Balazs Koranyi und Francesco Canepa

Sintra (Reuters) – Währungshüter der Europäischen Zentralbank (EZB) setzen Insidern zufolge die Messlatte für eine Beendigung der Serie an Zinserhöhungen im Kampf gegen die Inflation hoch an.

Denn es sei nicht davon auszugehen, dass die Anzeichen für einen Rückgang der hartnäckigen Teuerung klar genug ausfallen werden, um bis zum Ende des Sommers eine Zinspause einzuleiten, sagten mehrere Euro-Wächter der Nachrichtenagentur Reuters. Aus den Gesprächen mit sieben Zentralbankern auf dem Notenbankforum der EZB im portugiesischen Sintra ging hervor, dass die meisten von ihnen weitere Zinserhöhungen der Euro-Notenbank auf den nächsten beiden Sitzungen im Juli und im September erwarten.

Die EZB hatte Mitte Juni die Zinssätze bereits das achte Mal in Folge angehoben – auf den nunmehr höchsten Stand seit 22 Jahren. Mit dem jüngsten Schritt um 0,25 Prozentpunkte liegt der Einlagensatz, der an den Finanzmärkten aktuell der maßgebliche Schlüsselzins ist, inzwischen bei 3,5 Prozent. Für die nächste Zinssitzung im Juli hatte EZB-Präsidentin Christine Lagarde bereits einen weiteren Schritt nach oben in Aussicht gestellt.

ZUGRUNDELIEGENDE INFLATION IM BLICK

Von den Währungshütern, die im vergangenen Jahr immer wieder Zinserhöhungen gefordert hatten, äußerte nur einer die Einschätzung, die Tür für eine Zinspause im September sei offen. Die jüngsten Wirtschaftsdaten zur Eurozone hatten eine Abschwächung sowohl der Inflationsentwicklung als auch der Wirtschaftstätigkeit angezeigt. Andere Euro-Wächter, die ebenfalls zum Teil nicht genannt werden wollten, merkten an, dass eine Anhebung des Einlagensatzes der EZB auf 4,0 Prozent im September eher wahrscheinlich als unwahrscheinlich sei. Ihr Argument: Die Messgrößen für den zugrundeliegenden Inflationsdruck seien weiterhin sehr hoch. Ein EZB-Sprecher lehnte eine Stellungnahme zu den Informationen ab.

“Ich glaube, dass wir einen entscheidenden Rückgang der zugrunde liegenden Inflation sehen müssen, bevor wir mit der Straffung der Geldpolitik aufhören”, sagte Estlands Notenbankchef Madis Müller zu Reuters. “Wir haben bereits einen leichten Rückgang der Kerninflation gesehen, aber wir brauchen mehr Beweise für eine Trendwende beim Inflationsdruck.” Die Inflation in der 20-Länder-Gemeinschaft war im Mai auf 6,1 Prozent gesunken nach 7,0 Prozent im April. Die Kernrate, in der die schwankungsanfälligen Energie- und Lebensmittelpreise sowie Alkohol und Tabak außen vor bleiben, ging im Mai aber nur leicht auf 5,3 nach 5,6 Prozent im April zurück.

Ein Argument der Währungshüter, die auf weitere Zinserhöhungen drängten, war, dass eine zu starke Anhebung der Zinssätze weniger gefährlich sei als ein zu früher Stopp. Dieser würde die EZB dann dazu zwingen, die Zinsen in der Folgezeit noch massiver anzuheben. “Wenn wir nicht genug getan haben, liegt das Problem darin, dass sich die Inflation verfestigt hat und die Gefahr besteht, dass sie wieder ansteigt”, sagte Lettlands Notenbankchef Martins Kazaks. “Und dann müssen wir mit aller Macht und mit sehr viel stärkeren Zinserhöhungen zurückkommen”. Unterstützung erhielten sie am Dienstag von EZB-Chefin Lagarde. In ihrer Rede in Sintra gab sie sich entschlossen, das Notenbankziel einer Teuerung von zwei Prozent zu erreichen. “Komme was da wolle” betonte Lagarde. Am Geldmarkt wird aktuell damit gerechnet, dass die EZB den Einlagensatz bis Jahresende auf 4,00 Prozent anheben wird.

Währungshüter, die dagegen eher für eine lockere Geldpolitik eintreten, sahen dies allerdings anderes. Sie argumentierten dahingehend, die EZB solle sich mehr auf die mittelfristigen Inflationsaussichten konzentrieren statt auf die jüngsten Daten am aktuellen Rand. Sie solle die bisherigen Zinserhöhungen erst einmal auf die Wirtschaft einwirken lassen, bevor sie weitere Maßnahmen ergreife.

(Bearbeitet von Frank Siebelt; Redigiert von Ralf Banser; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)



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