Berlin Über Jahrzehnte wurde das Bildungsniveau der Deutschen besser: Es gab immer mehr Akademiker und weniger Hilfsarbeiter. Dieser vermeintliche Dauertrend hat sich zuletzt gedreht. Bis 2014 war der Anteil der Menschen ohne Berufsausbildung unter den 25- bis 64-Jährigen auf nur noch 16 Prozent gefallen.
Bis 2022 stieg er jedoch wieder auf mehr als 21 Prozent. Das zeigt eine Studie des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), die dem Handelsblatt vorliegt.
Nach dem jüngsten Berufsbildungsbericht der Bundesregierung hat die absolute Zahl der jungen Hilfsarbeiter im Alter zwischen 20 und 34 Jahren 2021 einen Rekordstand von 2,64 Millionen erreicht – das war gut eine halbe Million mehr als noch 2018.
Es sei „zu befürchten, dass der Anteil der Personen ohne abgeschlossene Berufsausbildung in den nächsten Jahren noch ansteigen könnte“, warnen die Autoren. Diverse Schultests, darunter die Iglu-Studie zu den Lesefähigkeiten von Viertklässlern, hatten zuletzt gezeigt, dass der Anteil der Schüler mit gravierenden Lerndefiziten größer geworden ist. Damit sänken auch deren Chancen, einen Berufsabschluss zu erzielen.
Das IW fordert daher mehr Unterstützung für schwächere Kinder, vor allem bei der Sprachförderung. Das müsse möglichst früh, also in Kitas und Grundschulen, passieren. Nur dann könnten die nachkommenden Generationen die Älteren auf dem Arbeitsmarkt so ersetzen, dass das Wohlstandsniveau der Deutschen nicht gefährdet werde.
Generell ist derzeit gut ein Fünftel aller jungen Bürger zwischen 25 und 35 Jahren besser ausgebildet als ihre Eltern. Es zeigt sich jedoch ein Abwärtstrend mit Blick auf die Gruppe der 35- bis 44-Jährigen, bei denen das Ausbildungsniveau in der Regel endgültig ist.
Bildungsaufstieg besonders bei Menschen mit Migrationshintergrund
Hier ist der Anteil derer, die besser ausgebildet sind als ihre Eltern, in den 20 Jahren seit 2000 zwar nur leicht von 22,5 auf 21,8 Prozent gesunken. Das hängt auch damit zusammen, dass die jeweilige Elterngeneration besser ausgebildet ist, die Kinder sie also kaum noch übertreffen können.
Massiv gestiegen ist der IW-Studie nach aber der Anteil derer, die ein niedrigeres Bildungsniveau erreichen als ihre Eltern: Er sprang von gut drei auf mehr als 15 Prozent und hat sich damit verfünffacht. Bildungsabstiege gegenüber den Eltern sind dabei bei den Männern häufiger als bei den Frauen.
Die Mehrheit derjenigen, die keinen Berufsabschluss erreichen, stammt nach wie vor aus sogenannten bildungsfernen Elternhäusern, die selbst keine Berufsausbildung haben.
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Bildungsaufstiege sind besonders häufig bei Bürgern mit Migrationshintergrund: Hier haben rund 29 Prozent der 25- bis 34-Jährigen höhere Abschlüsse als ihre Eltern erreicht. Bei Personen ohne Migrationshintergrund waren es nur gut 21 Prozent.
Das hängt auch damit zusammen, dass das Bildungsniveau der jeweiligen Elterngeneration der Migranten deutlich niedriger ist und es somit für die Kinder leichter ist, sie zu übertreffen.
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<< Den vollständigen Artikel: IW-Studie: Bildungsniveau der Deutschen geht zurück >> hier vollständig lesen auf www.handelsblatt.com.