Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones)–Am deutschen Immobilienmarkt besteht nach einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) ein erhöhtes Risiko für Preiskorrekturen. “Wir stehen in Deutschland zwar nicht vor dem Platzen einer riesigen Immobilienpreisblase”, sagte DIW-Ökonom Konstantin Kholodilin. “Wir werden also keine Krise wie in den USA oder in Spanien während der Finanzkrise erleben – aber Preiseinbrüche von bis zu 10 Prozent bei Eigentumswohnungen und Eigenheimen sind durchaus möglich.”
Laut der vom DIW veröffentlichten Studie waren Eigenheime und Eigentumswohnungen in diesem Jahr im Durchschnitt von 97 untersuchten Städten um 11 Prozent teurer als im vergangenen Jahr. Die Mieten nahmen gleichzeitig um 4 Prozent zu. Statistische Tests zeigen laut DIW für immer mehr Regionen und Marktsegmente spekulative Übertreibungen an. “Diese könnten bald korrigiert werden, denn mit der hohen Inflation und den steigenden Zinsen hat sich das Finanzierungsumfeld des Immobilienmarktes eingetrübt”, heißt es in der Studie. Die Gefahr von Preisblasen bestehe insbesondere bei Eigentumswohnungen und Baugrundstücken.
Den Berechnungen zufolge, die auf Daten des Immobilienverbandes IVD für die Jahre 1996 bis 2022 basieren, haben sich die Preise für Einfamilien- und Reihenhäuser im vergangenen Jahrzehnt in etwa verdoppelt. Eigentumswohnungen wurden demnach im selben Zeitraum um rund 150 Prozent teurer, Baugrundstücke um etwa 130 Prozent. Die Mieten stiegen mit durchschnittlich 56 Prozent zwar ebenfalls, in vielen Fällen aber deutlich weniger stark als die Preise für Wohneigentum.
Dass sich Kaufpreise und Mieten derart auseinanderentwickelten, sei bedenklich: Da Immobilienkäufe durch Mieteinnahmen – oder im Falle einer Eigennutzung durch eingesparte Mietzahlungen – refinanziert würden, sollten sich die Immobilienpreise langfristig im Einklang mit den Mieten entwickeln, für die wiederum die verfügbaren Einkommen ein wichtiger Faktor seien. Sei das nicht der Fall, liege der Verdacht nahe, dass Immobilien als Spekulationsobjekte genutzt würden und es zu Preisblasen komme. Das DIW forderte die Politik dringend dazu auf, der Wohnungsknappheit entgegenzuwirken und günstigen Wohnraum in den Ballungsgebieten bereit zu stellen.
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November 23, 2022 05:35 ET (10:35 GMT)
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