Jul 7, 2023
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Einwanderung: Warum der Traum vom Arbeiten in Deutschland oft scheitert

Written by Frank Specht


Menschen im Büro

Mehr als die Hälfte der Befragungsteilnehmer wünscht sich individuelle Unterstützungsangebote, beispielsweise bei der Suche nach geeignetem Wohnraum oder einem Arbeitsplatz.

(Foto: Imago/Westend61)

Berlin Deutschland ist zwar als Zielland für ausländische Fachkräfte durchaus attraktiv. Doch viele Hürden schrecken ab. Und bei denen, die es bis hierher schaffen, tritt nicht selten nach der Ankunft auch ein wenig Ernüchterung ein.

Das sind zentrale Ergebnisse einer groß angelegten, aber nicht repräsentativen Befragung der Industrieländerorganisation OECD im Auftrag des Arbeitsministeriums.

>> Lesen Sie hier: Große Umfrage zeigt, wer wirklich nach Deutschland kommen will

In einer ersten Welle wurden dafür von August bis Oktober 2022 knapp 30.000 Personen im Ausland befragt, die sich für das Arbeiten in Deutschland interessierten und beim Webportal „Make it in Germany“ oder deutschen Auslandsvertretungen informierten. Sechs Monate später konnten rund 10.000 Personen aus der ersten Welle erneut befragt werden.

Dabei zeigt sich: Mehr als die Hälfte der Befragten aus der ersten Welle hatte fest vor, nach Deutschland zu kommen – und acht von zehn davon hatten auch bereits erste konkrete Schritte unternommen. Doch sechs Monate später ist mit vier Prozent nur ein Bruchteil der Teilnehmer aus der zweiten Welle auch tatsächlich hierzulande angekommen.

Deutschkenntnisse kommen zuerst

Bei den übrigen sind die Vorbereitungen kaum weiter gediehen als ein halbes Jahr zuvor – sieht man davon ab, dass mittlerweile 70 Prozent der Migrationswilligen zumindest rudimentäre Deutschkenntnisse erworben haben.

Arbeitskräfte gesucht

400.000

Einwanderer

bräuchte Deutschland netto pro Jahr, um die Zahl der möglichen Erwerbspersonen konstant zu halten.

Deutschland ist dringend auf Zuwanderer angewiesen. Um das Erwerbspersonenpotenzial konstant zu halten, müssten nach Berechnungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) jährlich netto 400.000 Personen einwandern. Und mehr als zwei von drei der von der OECD Befragten, die sich noch im Ausland befinden, könnten nach eigener Aussage innerhalb von sechs Monaten nach Deutschland ziehen.

Zu denken geben muss aber, dass viele ihre Pläne wieder aufgeben, wenn der Prozess zu lange dauert. So würden vier von zehn Teilnehmern der zweiten Befragungswelle von ihren Plänen absehen, wenn sich die Einwanderung nicht innerhalb eines Jahres realisieren lässt.

Und diese Frist ist äußerst kurz bemessen. Schon auf einen Termin bei der Auslandsvertretung warten Einwanderungswillige oft Monate, vier von zehn Befragungsteilnehmern klagen über lange Wartezeiten. Fast 30 Prozent der Einwanderungswilligen haben aber auch schlicht Probleme damit, die deutschen Einreisebestimmungen überhaupt zu verstehen.

>> Lesen Sie hier: Wie deutsche Bürokratie die Einwanderung von Fachkräften erschwert

Hürden auf dem Weg nach Deutschland sind für einen großen Teil der Interessenten neben mangelnden Sprachkenntnissen auch fehlende finanzielle Mittel, um überhaupt die Reise oder Sprachkurse bezahlen und den Lebensunterhalt zumindest in der Anfangsphase bestreiten zu können.

Die Gehälter sind nicht das Problem

Mehr als die Hälfte der Befragungsteilnehmer wünscht sich individuelle Unterstützungsangebote, beispielsweise bei der Suche nach geeignetem Wohnraum oder einem Arbeitsplatz. Was die Bezahlung angeht, geben 90 Prozent der Befragten an, dass die Gehälter in Deutschland ihren Erwartungen entsprechen oder diese sogar übertreffen.

Bei denen, die es bereits nach Deutschland geschafft haben, tritt allerdings teilweise Ernüchterung ein. Zwar sind 60 Prozent mit ihrem Leben in der Bundesrepublik insgesamt zufrieden, gut die Hälfte möchte dauerhaft bleiben.

Doch äußern sich die noch im Ausland lebenden Befragten positiver über die deutsche Willkommenskultur als diejenigen, die sie bereits kennengelernt haben. Nur knapp ein Drittel der Eingereisten sieht Deutschland als Land, welches Einwanderer uneingeschränkt willkommen heißt.

Interessant ist auch, dass viele Einwanderungswillige sich zwar vorstellen können, in eher ländlichen Gebieten zu wohnen. Setzen sie ihr Migrationsvorhaben um, landen sie am Ende aber doch eher in einem städtischen Ballungsgebiet. So leben 58 Prozent der nach Deutschland gezogenen Befragten, die in der ersten Welle keine Wohnortpräferenz angegeben hatten, in einer Großstadt.

Mehr: Wie die Ampel-Koalition Fachkräfte nach Deutschland holen will



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Politik

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