Berlin Angesichts sinkender Energiepreise und besserer Rahmenbedingungen wollen wieder mehr Pharmafirmen in Deutschland investieren. Das geht aus dem noch unveröffentlichten Gesundheitsreport des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) hervor, der dem Handelsblatt vorliegt.
Demnach wollen 38 Prozent der Betriebe in den kommenden zwölf Monaten mehr investieren, Anfang des Jahres waren es noch 25 Prozent. Nur noch jedes fünfte Unternehmen der Branche plant hingegen weniger Investitionen, zuletzt war es noch fast jedes dritte. Auch in der Medizintechnik (19 nach zuletzt neun Prozent) sind die Betriebe expansiver als noch zu Jahresbeginn.
„Die Stimmung in der Pharmaindustrie ist gegenüber der schlechten Situation zu Jahresbeginn deutlich besser geworden“, sagte der stellvertretende DIHK-Hauptgeschäftsführer Achim Dercks dem Handelsblatt. Das sei überraschend mit Blick auf die Industrie insgesamt, deren Investitionspläne für Deutschland weniger positiv seien.
Überraschend sind die Zahlen auch, weil Pharmafirmen zuletzt verstärkt damit gedroht haben, aus Deutschland abzuwandern. Die Mainzer Firma Biontech kündigte beispielsweise an, ein neues Forschungszentrum in Großbritannien aufzubauen. Bayer will seinen Pharma-Fokus in die USA und nach China verlagern.
Die Branche klagt seit Jahren über hohe Hürden für die Forschung und politisch verordnete Einschnitte. Gegen ein Spargesetz, das Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) im vergangenen Jahr durch den Bundestag brachte, legte der Pharmakonzern Roche Beschwerde vor dem Bundesverfassungsgericht ein.
Ausgerechnet die Arbeit des Gesundheitsministers soll laut Dercks nun aber auch für die höhere Investitionsbereitschaft der Branche verantwortlich sein. „Die Stimmung dürfte sich vor allem durch einige politische Entscheidungen aufgehellt haben“, sagte er. Dazu gehörten Lauterbachs Pläne, deutlich bessere Bedingungen für die Industrie zu schaffen, um an medizinische Daten zu gelangen und mit ihnen zu forschen.
Stimmung der Gesundheitswirtschaft insgesamt positiver
Die Pläne liegen derzeit als Referentenentwurf vor und dürften in diesem Jahr verabschiedet werden. Ein Baustein von Lauterbachs Vorhaben ist die elektronische Patientenakte, die alle gesetzlich Versicherten bis 2025 erhalten, die nicht widersprechen. Auf freiwilliger Basis können die Nutzer ihre Daten an die Forschung weitergeben.
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„Die Gesundheitsindustrie ist bislang größtenteils auf medizinische Daten aus dem Ausland angewiesen“, sagte Dercks. Hochwertige Gesundheitsdaten seien jedoch wichtig, um zum Beispiel personalisierte Arzneimitteltherapien oder KI-gestützte Medizinprodukte zu entwickeln. Nun solle auch der privaten Forschung ermöglicht werden, die Daten des Forschungszentrums Gesundheit des Bundes zu nutzen.
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Eine Rolle dürften laut Dercks auch Neuregelungen der Arzneimittelreform gespielt haben. Künftig soll die Produktion bestimmter Arzneimittel in der EU einen höheren Stellenwert bei Ausschreibungen von Kassenverträgen haben. Ein entsprechendes Gesetz wurde kurz vor der Sommerpause im Bundestag verabschiedet.
Auch in der Medizintechnik (19 nach zuletzt neun Prozent) sind die Betriebe expansiver als noch zu Jahresbeginn. Weniger investieren will hingegen der Handel mit Gesundheitsgütern. Insgesamt bleibt die Stimmung in vielen Sektoren weiterhin gedämpft.
Der Umfrage zufolge stufen 68 Prozent aller befragten Unternehmen der Gesundheitswirtschaft den Mangel an geeignetem Personal als größtes Risiko für ihre Geschäfte ein – ein neues Allzeithoch. Mit 81 Prozent am stärksten vom Personalmangel betroffen sind die Unternehmen in den Gesundheits- und sozialen Diensten wie Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen.
Insgesamt blicken die Betriebe nur etwas positiver auf ihre Geschäftslage als zu Jahresbeginn. Knapp ein Drittel beurteilt ihre Lage als „gut“, eine leichte Verbesserung zu 30 Prozent aus der Vorumfrage.
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