DJ DIW-Präsident Fratzscher: Kindergrundsicherung soll nicht an Kosten scheitern
Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones)–Die Präsidenten des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) und der Diakonie Deutschland, Marcel Fratzscher und Ulrich Lilie, haben eine starke finanzielle Ausstattung der geplanten Kindergrundsicherung gefordert. “Große Sorge bereitet mir, dass die Kindergrundsicherung aus Kostengründen scheitern könnte”, erklärte Fratzscher bei einer Pressekonferenz. “Es wäre ein Fehler, die Ausgaben für die Kindergrundsicherung auf 2 Milliarden Euro zu drücken, wie es derzeit im Bundeshaushalt vorgesehen ist.” Die Kindergrundsicherung sei eine der wichtigsten Zukunftsinvestitionen.
“Die deutsche Wirtschaft befindet sich in einer Strukturkrise, die Bundesregierung muss nun alle Anstrengungen auf die überfällige Transformation lenken”, verlangte der Ökonom. Wirtschaft und Gesellschaft würden stark durch die besseren Bildungschancen einer Kindergrundsicherung profitieren, auch da dies die Grundlage für mehr Fachkräfte sei. Das Argument, dass Geld fehle, sei “falsch”, vielmehr gehe es auch um die Frage von Prioritäten. Fratzscher verwies auf Maßnahmen zum Ausgleich der kalten Progression und zur Stärkung der Wirtschaft. Es müsse hier “nicht um ein Entweder-oder gehen”, aber es sei wichtig, die Balance zu erhalten, betonte er. “Die Kindergrundsicherung ist eine der klügsten Investitionen einer jeden Bundesregierung”, hob der Ökonom hervor.
Eine Kurzexpertise der DIW-Beratungstochter DIW Econ im Auftrag der Diakonie Deutschland zeige, dass die gesellschaftlichen Folgekosten von Kinderarmut vor allem in den Bereichen Gesundheit, Bildung und sozialer Teilhabe viel stärker diskutiert werden müssten. Gefragt sei jetzt “eine kluge Sozialpolitik mit ökonomischem Weitblick, die investiert und nicht nur die Folgeschäden von Armut ausbessert”, sagte Lilie. “In der Diskussion über die Kindergrundsicherung dürfen nicht nur die kurzfristigen Sparzwänge im Bundeshaushalt eine Rolle spielen.” Die von Familienministerin Lisa Paus (Grüne) anfangs genannten 12 Milliarden Euro für die Kindergrundsicherung seien nicht ausreichend. Notwendig wären mindestens 20 Milliarden Euro, sagte Lilie.
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August 18, 2023 04:43 ET (08:43 GMT)
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