Neumark, Broer, Eißing, Pauli – vier Namen von vier außergewöhnlichen Menschen. Namen von Angehörigen des Sanitätsdienstes, die künftig für jeden sichtbar sind, der durch die Falckenstein-Kaserne in Koblenz geht. In einer bewegenden Zeremonie wurden am 17. August durch den Inspekteur des Sanitätsdienstes, Generaloberstabsarzt Dr. Ulrich Baumgärtner, drei Straßen und der Exerzierplatz umbenannt.
“Tradition kann man nicht verordnen, sie muss wachsen.”, lautet das Fazit von Prof. Dr. Vollmuth in seiner Festrede zur Tradition der Bundeswehr und des Sanitätsdienstes. Dazu sind viele Schritte nötig. Die Diskussion über den richtigen Umgang mit diesem Thema sei jedenfalls noch lange nicht abgeschlossen.
Die Soldatinnen und Soldaten des Sanitätsdienstes der Bundeswehr können auf eine ganz besondere Tradition zurückblicken: Frauen im Sanitätswesen. Wie weit diese zurückreicht, zeigt die deutsch-jüdische Ärztin Dr. Käthe Neumark, die im Ersten Weltkrieg als erste deutsche Militärärztin in der Geschichte tätig war. Zudem lagen ihr zeitlebens Kinder besonders am Herzen, weshalb sie auch in der Kinder- und Jugendmedizin tätig war. Nach 1933 emigrierte sie in die Niederlande, wo sie 1939 starb.
Militärrabbiner Balla zitierte in seiner Rede in Neumark aus dem Buch Kohelet: “Ein guter Name ist besser als Parfüm”. In diesem Sinne sind es die guten Namen und die mit ihnen verbundenen Lebensgeschichten, die bleiben werden. Sie werden Teil unseres kollektiven Gedächtnisses, sie werden Teil einer Tradition und sie werden nicht verfliegen wie der süße Duft eines Parfüms. Zukünftig werden alle militärischen Appelle in der Falckenstein-Kaserne am Dr.-Käthe-Neumark-Platz stattfinden.
Gemeinsam mit den geladenen Gästen aus den Reihen der Angehörigen und der Bundeswehr sowie den Vertretern der Stadt Koblenz besuchte der Inspekteur nacheinander die Straßen, die künftig einen traditionswürdigen Namen tragen werden. Zunächst enthüllte er die Oberstabsarzt-Dr.-Broer-Straße. Der damals 33-jährige Dr. Broer verlor am 15. April 2010 in Afghanistan sein Leben, als sein Sanitätsfahrzeug vom Typ Yak durch feindliches Feuer getroffen wurde.
Es folgte die Widmung der Oberstabsarzt-Dr.-Eißing-Straße, die sich passenderweise direkt an einer seiner ehemaligen Wirkungsstätten, dem Sanitätsversorgungszentrum der Falckenstein-Kaserne, befindet. Die Enthüllung des Straßenschildes konnte Generaloberstabsarzt Dr. Baumgärtner gemeinsam mit der eigens aus Neuseeland angereisten Witwe des Verstorbenen vornehmen, die nach dem Tod ihres Mannes in die neuseeländischen Streitkräfte eingetreten war. Oberstabsarzt Dr. Eißing fiel in der UNOMIG-Mission, wo er als Beobachter für die Vereinten Nationen tätig war. Wie Dr. Broer war er erst 33 Jahre alt.
Zuletzt enthüllte der Inspekteur zusammen mit dem mittlerweile erwachsenen Sohn des Namensgebers die Oberfeldwebel-Pauli-Straße. Oberfeldwebel Pauli fiel im selben Jahr wie Oberstabsarzt Dr. Broer, ebenfalls beim ISAF-Einsatz in Afghanistan. Seine Hilfsbereitschaft wurde ihm zum Verhängnis: Bei dem Versuch, einen scheinbar verletzten Afghanen medizinisch zu versorgen, zündete der Selbstmordattentäter seinen Sprengkörper und tötete sich und Oberfeldwebel Pauli.
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