Sep 16, 2023
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AfD: Daimler-Truck-Chef warnt vor „Aufschwung des Nationalismus in Deutschland“

Written by Dietmar Neuerer


Martin Daum, CEO des Fahrzeugbauers Daimler Truck

Der Konzernchef warnt vor dem Erstarken der Alternative für Deutschland (AfD).


(Foto: dpa)

Berlin Daimler-Truck-Chef Martin Daum hat eindringlich vor den negativen Auswirkungen eines Erstarkens der AfD für die deutsche Wirtschaft gewarnt. „Wir sind ein globales Unternehmen, natürlich schadet uns draußen in der Welt ein Aufschwung des Nationalismus in Deutschland“, sagte Daum dem Magazin „Focus“. „Wenn wir um uns rum, außerhalb unserer Grenzen, immer nur die Bösen sehen, den Feind – dann hat diese Haltung immer zum Desaster geführt.“

Die AfD hat zuletzt immer höhere Umfragewerte erreicht. Bundesweit sehen mehrere Institute die Partei mittlerweile zwischen 19 und 23 Prozentpunkten. In Ostdeutschland liegen die Werte deutlich höher. Im September 2024 wird in Brandenburg, Sachsen und Thüringen gewählt – und in allen drei Bundesländern ist die Partei in Umfragen derzeit mit Abstand stärkste politische Kraft.

Auch auf Bundesebene hinterlässt der gegenwärtige Höhenflug der AfD seine Spuren. Die drei Koalitionsparteien zusammen sind inzwischen weit von einer Mehrheit entfernt. Selbst die stärkste Regierungspartei SPD liegt nicht nur weit hinter der stärksten Oppositionskraft CDU/CSU – die Sozialdemokraten sind von der AfD sogar von Platz zwei verdrängt worden.

Daum führt den starken Zulauf zu der vom Bundesamt für Verfassungsschutz als rechtsextremistischer Verdachtsfall eingestuften Partei auf eine große Unzufriedenheit mit der gegenwärtigen Regierungspolitik zurück. „Die AfD hat zwar auch keine Idee, geschweige denn eine Lösung. Aber sie nutzt die Wut und den Ärger, und schürt dabei die Illusion, dass früher alles besser war“, sagte er.

„Aber im Ernst“, fügte der CEO des Nutzfahrzeugbauers hinzu, „wer will zurück in die Welt von gestern? Ich will nicht so leben wie meine Großmutter.“ Er beneide daher mit Blick auf das derzeitige gesellschaftliche Klima keinen Politiker in Regierungsverantwortung.

Forsa-Chef Güllner zum Aufstieg der AfD: „Die Stimmung in der Bevölkerung ist extrem ernst“

„Auf der einen Seite wollen wir die Welt retten, auf der anderen Seite wollen wir den Wirtschaftsstandort Deutschland retten – und die Seiten stehen sich unversöhnlich gegenüber“, erläuterte Daum. Zudem wolle man den Klimawandel bekämpfen, aber es dürfe nichts kosten. „Auch sein Verhalten möchte niemand grundlegend ändern.“

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Klimaneutralität bedeute aber, dass sich entweder jeder einschränken oder höhere Kosten in Kauf nehmen müsse. „Das müssen wir aushalten“, betonte der CEO. „Natürlich folgt daraus die Frage: Wie kriegen wir das hin, ohne dass das Volk rebelliert?“, fügte Daum hinzu. „Es ist für mich schon sehr ärgerlich, wenn die Reaktion dann ist: Dann wählen wir halt AfD.“

Grafik

Der Zuspruch für die Partei könnte noch deutlich zunehmen. Forsa-Chef Manfred Güllner hält weitere Zugewinne für die AfD aus der stark gewachsenen Gruppe der unzufriedenen Nicht-Wähler für möglich. „28 bis 29 Prozent der Wahlberechtigten würden derzeit keiner Partei ihre Stimme geben. Da besteht die Gefahr, dass auch diese unzufriedenen Nichtwähler noch zu AfD-Wählern werden“, sagte Güllner der Düsseldorfer „Rheinischen Post“.

Da müssten die demokratischen Parteien „sehr aufpassen“, mahnte der Meinungsforscher. „Denn die Stimmung in der Bevölkerung ist extrem ernst.“ Die Leute hätten das Gefühl, dass sich die Parteien nicht um das kümmerten, was sie im Alltag wirklich bewege und ängstige. „Deshalb die große Entfremdung zwischen der Politik in Berlin und dem Wahlvolk“, erläuterte Güllner.

„Viele haben das Gefühl, dass es wirklich abwärts geht in Deutschland, sie haben höllische Angst vor dem sozialen Abstieg.“ Die wirtschaftliche Lage werde als sehr schlecht wahrgenommen. „Das darf die Ampel-Regierung nicht mehr weiter schönreden“, sagte Güllner weiter. Das Abstimmungsverhalten von Union und FDP gemeinsam mit der AfD in Thüringen werde den Rückhalt für Union und FDP voraussichtlich weiter schmälern.

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