Die US-Aktienmärkte sind vor dem Hintergrund zahlreicher Belastungsfaktoren aktuell von großer Volatilität geprägt. Tech-Werte haben sich dabei getragen vom Hype rund um künstliche Intelligenz etwas besser geschlagen. Doch die jüngsten Quartalsergebnisse der schwergewichtigen Magnificent Seven haben den NASDAQ-Index nun ins Korrektur-Territorium rutschen lassen.
• NASDAQ Composite rutscht in Korrektur-Territorium
• Performance der Magnificent Seven mitverantwortlich
• Experten warnen vor Panik
Der Handel an den US-Aktienmärkten gleicht aktuell einer Achterbahnfahrt. Zahlreiche Unsicherheitsfaktoren sorgen dafür, dass Anleger sehr vorsichtig agieren. So haben die geopolitischen Spannungen in der Welt mit dem Krieg zwischen Israel und der Hamas jüngst wieder zugenommen. Daneben lasten auch die hohen Anleiherendite für langfristige US-Bonds auf den Märkten. Die weiterhin hohen Zinsen und die erhöhte Inflation tragen ebenfalls dazu bei, dass sich Marktteilnehmer eher zurückhaltend zeigen.
Etwas besser erging es dem US-Techwerte-Index NASDAQ Composite, der zu einem großen Teil von der Entwicklung der sieben Tech-Schwergewichte Apple, NVIDIA, Meta Platforms, der Google-Mutter Alphabet, Tesla, Microsoft und Amazon abhängt, die auch als “Magnificent Seven” bezeichnet werden. Denn die besagten Tech-Größen konnten in diesem Jahr bereits maßgeblich von dem Hype rund um das Trendthema künstliche Intelligenz profitieren. So hat der NASDAQ Composite seit Jahresbeginn bereits mehr als 22 Prozent zugelegt. Zum Vergleich: für den marktbreiten S&P 500 ging es derweil 8,5 Prozent nach oben. Bei 14.446,55 Zählern markierte der Techwerte-Index Mitte Juli außerdem ein 52-Wochen-Hoch, von dem er sich jüngst jedoch mehr als zehn Prozent entfernte – und damit technisch gesehen offiziell in Korrektur-Territorium abrutschte.
Magnificent Seven-Aktien bewegen NASDAQ Composite stark
Ursächlich hierfür waren die jüngsten Quartalsberichte der Magnificent Seven, denn diese haben bisher alle – ausgenommen Apple und NVIDIA – Zahlen vorgelegt und stießen dabei auf ein gemischtes Echo. Überzeugen konnte Amazon mit einem ansehnlichen Gewinn- und Umsatzsprung, der die Aktie des Online-Versandhauses nach der Veröffentlichung der Zahlen letztlich knapp sieben Prozent auf 127,74 US-Dollar nach oben schickte. Auch der Soft- und Hardware-Hersteller Microsoft vermochte es in Sachen Gewinn und Umsatz die Erwartungen zu schlagen und ging dementsprechend mit einem Plus aus dem NASDAQ-Handel.
Quartalsbilanzen von Tesla, Google und Meta enttäuschen – Aktien rutschen ab
Die Quartalsberichte der drei anderen Tech-Riesen Tesla, Google und Meta sorgten derweil für lange Gesichter bei Anlegern. So blieb der E-Autobauer unter der Führung von Tausendsassa Elon Musk bei Umsatz und Gewinn hinter den Erwartungen zurück. Noch stärker ins Gewicht fielen jedoch die pessimistischen Aussagen des Konzernlenkers im Rahmen des Earnings Calls. Hier bezeichnete Musk Tesla unter anderem als “Schiff im Sturm”. Anleger quittierten die Zahlen und den Auftritt Musks dann mit einem Abschlag von letztlich 9,3 Prozent auf 220,11 US-Dollar. Bei der Google-Mutter Alphabet sorgte ein enttäuschendes Cloud-Wachstum für Aktienverkäufe, sodass es letztlich 9,51 Prozent auf 125,62 US-Dollar abwärts ging. Die Facebook-Mutter Meta Platforms konnte eigentlich gute Quartalszahlen vermelden, vorsichtige Aussagen von Meta-CFO Susan Li schlugen Anleger jedoch in die Flucht. So geht das Soziale Netzwerk davon aus, dass der Nahostkrieg das Geschäft mit Online-Werbung ausbremsen könnte. Dies sei schon bei vergangenen Konflikten beobachtet worden. Letztlich ging es daher für die Meta-Aktie 3,73 Prozent auf 288,35 US-Dollar nach unten.
Durch ihre jeweils große Marktkapitalisierung haben die Aktien der Magnificent Seven im NASDAQ Composite ein großes Gewicht und haben dementsprechend mit ihrer Performance auf den Index eine große Wirkung. Dies kann sich positiv auswirken, wenn die Schwergewichte eine gute Entwicklung an den Tag legen. Allerdings stellt dies auch ein Klumpenrisiko dar, wenn der Trend sich ins Gegenteil verkehrt. So meint Steve Sosnick, Chefstratege von Interactive Brokers gegenüber Yahoo Finance: “Ich glaube der Schlüsselfaktor lag drain, dass wir uns auf die Outperformance einer kurzen Liste an Mega-Cap-Technologie-Aktien verlassen haben.”
KI-Trend noch nicht monetarisiert
Denn auch wenn die Tech-Größen vom KI-Trend in diesem Jahr bisher profitieren konnten, sind sie doch nicht gegen die makroökonomischen Faktoren immun, die aktuell auf allen Unternehmen in den USA lasten. Hinzu kommt, dass insbesondere Technologie-Werte aufgrund ihres hohen Finanzbedarfs in einem Umfeld hoher Zinsen unter Druck geraten. Daneben, so argumentiert Yahoo Finance, reite die Techbranche bisher zwar auf der KI-Welle, es sei ihr jedoch bisher nicht gelungen, den Trend vollständig zu monetarisieren. Dies liege auch daran, dass Chipdesigner wie NVIDIA mit Lieferschwierigkeiten zu kämpfen haben.
Experten raten Anlegern: Keine Panik
Anleger, die langfristig orientiert sind, sollten sich von dem aktuellen Abwärtstrend jedoch nicht aus der Ruhe bringen lassen, meint GraniteShares-Chef Will Rhind gegenüber dem Finanzportal: “Die Zinsen sind höchst wahrscheinlich auf dem Höhepunkt des Zyklus und die Wirtschaft ist noch immer in ziemlich guter Verfassung.” Dennoch sei es wichtig, dass Investoren in diesen Zeiten auch “qualitätsreiche Unternehmen in ihren Portfolios haben, die Wachstum und Nachhaltigkeit in ihren Bilanzen zeigen.”
Auch Ivana Delevska von Spear Invest warnt Anleger davor, angesichts der teilweise drastischen Kursrückgänge der Magnificent Seven in Panik zu verfallen, wie sie gegenüber Yahoo Finance erklärt. Solche Kursrückgänge seien häufig auch auf einen Teufelskreis von Schuldenabbau und Nachschussforderungen zurückzuführen, indem sich Anleger von einem Unternehmen trennen müssen, an das sie eigentlich langfristig glauben, um andere Forderungen abzudecken. Es könne demnach durchaus passieren, dass ein Unternehme wie Google ausverkauft werde, obwohl es auf Ebene der Fundamentaldaten eigentlich keine Probleme aufweise.
Wie die Performance des NASDAQ Composite sich weiterentwickelt, dürfte auch von den noch ausstehenden Bilanzen der Magnificent Seven abhängen. Hier folgt iKonzern Apple als nächstes, nämlich nachbörslich am 2. November. NVIDIA-Zahlen werden schließlich am 21. November 2023 vorgelegt.
Redaktion finanzen.net
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Bildquellen: dominic8 / Shutterstock.com, Roberto Machado Noa/LightRocket via Getty Images
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