Dec 5, 2022
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Katastrophenschutz: Deutschland übt den Notfall – darum geht es beim landesweiten Warntag

Written by Dietmar Neuerer


Sirene

Sirenen gelten vor allem nachts als zuverlässiges Warnmittel.



(Foto: dpa)

Berlin Egal ob Terroranschläge, Krieg oder Naturkatastrophen wie Hochwasser, Hitzewellen und Erdbeben: Wenn Gefahr droht, soll die Bevölkerung so schnell wie möglich informiert werden.

Der erste bundesweite Warntag nach der Wiedervereinigung im September 2020 lief ziemlich schief. Die Meldungen verschiedener Warn-Apps kamen erst mit einer guten halben Stunde Verspätung auf den Smartphones an. Wäre es tatsächlich ein Ernstfall gewesen, hätten viele Bürger nichts mitbekommen.

Am kommenden Donnerstag (8.12.) starten Bund und Länder einen neuen Versuch. Dabei soll erstmals auch ein neues Warnsystem zum Einsatz kommen. Wie läuft der landesweite Warntag ab? Das sind die wichtigsten Fragen und Antworten.

Was passiert am Warntag?

Am Donnerstag findet um elf Uhr ein bundesweiter Probealarm statt. Um möglichst viele Menschen zu erreichen, wird eine Warnmeldung über viele verschiedene Wege verbreitet. Zum Beispiel über Radio und Fernsehen, Internetseiten, Social Media, Warn-Apps, digitale Stadtanzeigetafeln, Lautsprecherwagen.

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Zum ersten Mal soll das neue Warnsystem Cell Broadcast zum Einsatz kommen – was ist das?

Bei dem System wird eine Testwarnmeldung in der höchsten Warnstufe an Mobilfunkendgeräte in Deutschland ausgesandt. Im Gegensatz zu anderen Warnsystemen wie Nina oder Katwarn muss man keine App haben, um alarmiert zu werden. Eine Internetverbindung ist also nicht notwendig, um die Textnachrichten zu erhalten. Cell Broadcast funktioniert nicht nur auf Smartphones, sondern auch auf herkömmlichen Handys.

Funktioniert Cell Broadcast auf jedem mobilen Endgerät?

Das Handy oder Smartphone muss mit dem System kompatibel sein. Bei den Betriebssystemen Google Android, Version 11 oder höher, und Apple iOS, Version 16 oder höher, ist der Empfang offizieller Warnmeldungen in der Regel aktiviert. Bei anderen Softwareversionen und Betriebssystemen müsste – sofern verfügbar – der Empfang dieser Nachrichten üblicherweise aktiviert werden.

Sind meine persönlichen Daten beim Einsatz dieses Systems geschützt?

Der Service wird anonym betrieben, man muss sich nirgendwo dafür registrieren oder persönliche Daten angeben. Der Digitalexperte Manuel Atug spricht mit Blick auf Cell Broadcast von „Fire and Forget Message“: Die Warnnachricht geht raus, aber niemand weiß, wann, wie, wo und an wen die Nachricht verschickt wird. Der Datenschutz sei dementsprechend gar nicht tangiert, so Atug.

>> Lesen Sie auch: „Schnellstmöglich der neuen Lage anpassen“: Deutschland ist auf den Ernstfall nur bedingt vorbereitet

Ist Cell Broadcast eine deutsche Erfindung?

Nein. Das System gibt es schon seit Ende der 1990er-Jahre und wird in Ländern wie den Niederlanden, den USA oder in Japan bereits zur Bevölkerungswarnung genutzt. In Deutschland soll es im Februar 2023 in den flächendeckenden Regelbetrieb gehen. Die Behörden sehen das System schon jetzt als „eine echte Bereicherung“ für den Mix an Warnmitteln, die heute schon eingesetzt werden.

Werden überall auch Sirenen heulen?

Es werden viele Sirenen heulen, aber welche Warnmittel jeweils genau zum Einsatz kommen, entscheiden die örtlichen Behörden.

Die Sirenen stammen teils noch aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs. Warum sind sie heute immer noch nötig?

Sirenen gelten vor allem nachts als zuverlässiges Warnmittel. Ihr Heulton holt die Menschen aus dem Schlaf, wenn Fernseher, Radio und Handy ausgestellt sind. Allerdings wurden vielerorts, etwa in Berlin, nach dem Ende des Kaltes Krieges Sirenen abgebaut. Der Bund fördert inzwischen den Aufbau neuer Sirenen. Die ersten dieser neuen Sirenen wurden zum Beispiel in Berlin erst vor einigen Wochen installiert.

Was bedeuten die Sirenensignale?

Für den Fall einer Warnung wird ein einminütiger auf- und abschwellender Heulton verwendet, zur Entwarnung ein einminütiger Dauerton.

Welche Warn-App empfiehlt der Bund?

Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) empfiehlt die Installation der Notfall-Informations- und Nachrichten-App des Bundes, kurz Nina. Die App wurde vom BBK entwickelt und ist mit dem sogenannten Modularen Warnsystem verknüpft. Das ist das satellitengestützte Warnsystem des Bundes, das Warnungen des Bundesamtes und lokale Warnungen der Leitstellen verbreitet. Nina empfängt aber auch Wetterwarnungen des Deutschen Wetterdienstes und Hochwasserwarnungen. Andere Warn-Apps sind Biwapp (Bürger-Info und Warn-App), Katwarn sowie diverse regionale Warn-Apps.

Welchen Sinn hat der Warntag?

Der Tag soll dazu beitragen, so das BBK, „die Akzeptanz und das Wissen um die Warnung der Bevölkerung in Notlagen zu erhöhen und damit deren Selbstschutzfertigkeiten zu stärken“. Außerdem sollen die technischen Abläufe im Fall einer Warnung sowie die Warnmittel auf ihre Funktion und mögliche Schwachstellen hin überprüft werden. „Neue Systeme müssen wir testen, um sie später präzise einsetzen zu können, sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD).

Mehr: Innenministerin Faeser im Interview – „Es ist auf jeden Fall sinnvoll, einen Notvorrat zu Hause zu haben.“



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Politik

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