Wer Bitcoin oder Ether in den DeFi-Anwendungen oder Smart Contracts diverser Blockchains verwenden will, braucht Versionen der Coins, die mit dem jeweiligen Token-Standard jener Blockchain kompatibel sind. Solche Versionen entstehen über das sogenannte “Token Wrapping” (das “Verpacken” der Token). Coins wie Bitcoin oder Ethereum können dabei im Verhältnis 1:1 für die verpackte Version eingetauscht werden, um sie auf der benötigten Chain zu verwenden. Dabei spiegelt der Wrapped Token den Kurs seines Originals.
Soweit die Theorie. Dass diese Bindung scheitern kann, bewies jüngst das Drama um die auf Solana (SOL) geschaffenen Versionen von Bitcoin und Ethereum soBTC und soETH. Diese handelten nach dem Preissturz von SOL deutlich unter den Kursen ihrer Originale (soBTC nur noch bei mageren 1.100 US-Dollar).
Es scheint, die enge Verknüpfung dieser Derivate zu FTX wurde ihnen zum Verhängnis. Auch, weil sie nur auf FTX selbst gegen echte Bitcoin und Ether eintauschbar waren. Nun befürchten einige ein ähnliches Schicksal für andere Wrapped Token. Allen voran die großen Token WBTC und WETH auf Ethereum.
WBTC: Eine tickende Zeitbombe?
Schnell folgte die Panik, dass auch die Bindung von WBTC in Gefahr sei. Denn gemintet wurde die ERC-20 (Ethereum-Token-Standard) Version Bitcoins scheinbar überwiegend von Alameda Research, der in Not geratenen Trading Firma hinter FTX.
Auch ein Blick auf die anderen, großen Präger WBTCs löste Unbehagen aus. An zweiter Stelle steht CoinList, die Krypto-Börse, die sich zuletzt wegen Verzögerungen bei Auszahlungen rechtfertigen musste. Nicht weit dahinter: Der insolvente Krypto-Hedgefonds Three Arrows Capital. Als sich dann auch noch die Bindung WBTCs vom Bitcoin zu lösen begann, schienen sich die Befürchtungen zu bewahrheiten. Zwischenzeitlich handelte der Token zwei Prozent unter dem eigentlichen Bitcoin-Kurs und drohte offenbar weiter zu fallen.
Schließlich musste Chen Fang, COO von BitGo, der zentralisierte Dienstleister hinter WBTC, sich zu Wort melden, um für Klarheit um die Prägung des Wrapped Token zu sorgen. Die Unruhe um WBTC betitelte er als FUD (Fear, Uncertainty and Doubt) und beklagte, dass Nutzer aufhören müssten, “sich der Fake News zu unterwerfen”.
Die Bitcoin-Reserven hinter WBTC würden von BitGo verwahrt und seien auf der Blockchain überprüfbar, so Fang. Firmen wie Alameda Research seien nur eine von vielen verifizierten Händlern WBTCs gewesen. Diese konnten auf Anforderung BTC entgegennehmen und bei BitGo hinterlegen, um im Gegenzug WBTC zu prägen und auszuteilen. Da Alameda Research oder andere die entgegengenommene Bitcoin für den Handel nie selbst verwahrten, besteht derzeit auch keine Gefahr für die Umtauschbarkeit, so Fang.
Schlechter Scherz um WETH
Dass die Nerven im Krypto-Sektor flächendeckend blank liegen, zeigte auch der Fall von Wrapped Ethereum oder WETH. Da sich ETH auf der eigenen Blockchain nicht verhält wie andere ERC-20-Token, wird für bestimmte Anwendungen eine entsprechend kompatible Version geschaffen.
Dafür nimmt der WETH Smart Contract ETH entgegen und gibt WETH immer im Verhältnis 1:1 aus. Ein Verhältnis, das fest im Code des Smart Contract verbaut ist, womit eine Insolvenz oder ein “Depegging” technisch unmöglich ist. Die Gefahr geht einzig von Fehlern in der Smart-Contract-Programmierung aus. Der Code ist jedoch Open Source und mehrfach unabhängig geprüft worden.
Eigentlich eine klare Sache also. Für manche innerhalb der Ethereum Community so klar, dass sich schnell ein Scherz um eine Insolvenz von WETH, in Anlehnung an jüngste Pleite-Gerüchte zahlreicher Krypto-Firmen gemacht wurde. Ein Scherz, den viele ohnehin verunsicherte Anleger gar nicht gut aufnahmen. Schnell ging das “Gerücht” um die WETH-Pleite viral. Schließlich griff sogar Bloomberg die News auf, ehe das Finanzmedium den Fehler korrigierte.
Gipfel der Furcht
Die Schrecken des Bärenmarktes 2022 tragen viele in der Krypto-Community also scheinbar noch mit sich herum. Der Zweifel an den Wrapped Token zeugt vom riesigen Vertrauensbruch, der in den Monaten nach dem Terra-Kollaps und jüngst mit dem Sturz FTX’ entstand.
Für besonnene Anleger und Krypto-Enthusiasten gilt es daher vorsichtig und sachlich mit angeblichen Informationen zu neuen Krypto-Crashs und Wackelkandidaten umzugehen. Die neuerdings akribisch prüfende Haltung gegenüber vieler Krypto-Institutionen im Zuge des FTX-Zusammensturzes droht ansonsten in einem Misstrauenswahn auszuufern, wenngleich sie berechtigt ist.
Außerdem baden diverse Krypto-Influencer gerne in der Aufmerksamkeit der Panikmache. Wie auch in bullischen Marktphasen, dürfen ihre Absichten häufiger hinterfragt werden. Dass die (oft unbegründete) Panik dennoch Konsequenzen trägt, zeigt in diesem Beispiel der Kurs von WBTC.
Der Token ist neben seiner Einlösbarkeit bei Händlern, auch auf dem offenen Markt handelbar. Und kann in Folge stärkerer Abverkäufe daher geringfügig vom Kurs des Originals abweichen. Beispielsweise durch Angst getrieben, wird diese Verkaufspanik zu einer sich selbst erfüllenden Crash-Prophezeiung. Ist wie bei WBTC aber die zugrundeliegende Funktion gesichert, kehrt der Kurs letztendlich zu seinem Ursprung zurück.
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