Berlin Sperrungen, verspätete oder ausgefallene Züge: Nie war der Ärger über die Deutsche Bahn größer als in den vergangenen Monaten. Höchst unglücklich wirkt da in den Augen vieler eine Meldung, die jetzt bekannt wurde.
Bahn-Chef Richard Lutz bekommt im nächsten Jahr eine deutliche Gehaltserhöhung. 90.000 Euro mehr soll Lutz 2023 verdienen – ein Zuschlag von zehn Prozent auf sein Grundgehalt von 900.000 Euro. Ein entsprechender Bericht der „Bild“ wurde dem Handelsblatt in Konzernkreisen bestätigt.
Im Bahn-Umfeld kann man die Aufregung über die Gehaltserhöhung nicht nachvollziehen. Die Gehaltserhöhung stehe in keinerlei Verbindung zum derzeitigen Ärger über Zugausfälle oder Verspätungen.
So sei die Gehaltserhöhung für Lutz bereits im Frühjahr 2021 bei dessen Vertragsverlängerung vereinbart worden. Es sei überdies die erste Gehaltserhöhung seit zehn Jahren gewesen. Zudem sei entschieden worden, dass das Gehalt erst nach einjähriger Pause steigt.
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Der Gehaltsschub für Lutz fällt in eine Zeit, in der sich die negativen Schlagzeilen über die Bahn häufen. So gingen bei der Schlichtungsstelle für den öffentlichen Personenverkehr (SÖP) seit Januar 2022 insgesamt 3524 Verbraucherbeschwerden ein – vor allem wegen Zugausfällen und -verspätungen. Das entspricht einem Anstieg um rund 51 Prozent im Vergleich zu 2021 (2330 Schlichtungsanträge).
Hauptproblem der Bahn bleiben die zahlreichen Baustellen
Der Unmut vieler Bahnkunden richtet sich vor allem gegen die mangelnde Qualität und Zuverlässigkeit, die selbst Bahn-Chef Lutz im Gespräch mit dem Handelsblatt als „nicht akzeptabel“ bezeichnete. Zwar hat der Konzern Anfang des Jahres ein Pünktlichkeitsziel von 80 Prozent in Aussicht gestellt, dieses Vorhaben aber nach wenigen Wochen wieder kassiert.
Das ganze Dilemma zeigt nun auch eine Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Unions-Bundestagsfraktion, über die die „Rheinische Post“ berichtet. Die Züge der Deutschen Bahn waren demnach in diesem Jahr so unpünktlich wie nie zuvor.
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Laut der Regierungsantwort lag in den Monaten Mai bis September die Pünktlichkeitsquote auf vielen Strecken im Fernverkehr lediglich bei 50 bis 60 Prozent. Die Entwicklung sei nach Auffassung der Bundesregierung nicht zufriedenstellend, heißt es in der Stellungnahme.
Der verkehrspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Thomas Bareiß, sagte, die Pünktlichkeitsquoten der Bahn hätten ein historisches Tief erreicht. Es drohten schwerwiegende Folgen für den Wirtschaftsstandort Deutschland, warnte der CDU-Politiker.
Hauptproblem der Bahn bleiben die zahlreichen Baustellen, die den Verkehr bei gleichzeitig hoher Nachfrage ausbremsen. Insbesondere in den trockenen Sommermonaten wurden Konzernangaben zufolge zudem zahlreiche Gütertransporte vom Schiff auf die Schiene verlagert. Aufgrund des Niedrigwassers konnten Schiffe auf vielen Abschnitten des Rheins nicht fahren.
Fern-, Regional- und Güterzüge wiederum bremsen sich auf dem an vielen Stellen überlasteten Netz dann gegenseitig aus. Das Neun-Euro-Ticket hatte besonders auf touristischen Strecken die Auslastung im Personenverkehr in den Sommermonaten weiter erhöht. Bahn und Bund wollen das Problem mit einer Generalsanierung der besonders hoch ausgelasteten Strecken in den kommenden Jahren in den Griff bekommen.
Mehr: Unpünktliche Züge, mangelhafte Qualität – Bahn-Chef Lutz verspricht: „2023 wird es besser“
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