Jan 7, 2023
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Neues Gesetz soll Online-Bewertungen verbessern – macht sie aber nicht vertrauenswürdiger

Written by pinmin


In Deutschland gelten ab dem 28. Mai 2022 neue Transparenz- und Hinweispflichten für Online-Shops. So müssen Seiten, auf denen Produktbewertungen angezeigt werden, genau erklären, wie sie sicherstellen, dass diese nicht gefälscht sind.

Fake-Bewertungen sind so geschrieben, als seien sie von echten Kunden verfasst



Das sei ein Schritt in die richtige Richtung, so Georg Ziegler vom Bewertungsportal HolidayCheck gegenüber dem BR24. Aber: Die Kunden können nun zwar sehen, wie geprüft wird – wissen aber trotzdem nicht, welche Fake-Bewertungen durch die Prüfung gekommen und weiter online sind. Deswegen fordert er, dass Bewertungsbetrug als Straftatbestand eingeführt wird. Da dies jedoch momentan nicht absehbar ist, müssen Kunden weiterhin selbst die Augen offenhalten. Das ist jedoch gar nicht so einfach, erklärt Ziegler gegenüber dem Nachrichtensender n-tv: “Die Fakes sind so geschrieben, dass sie den Anschein erwecken, dass sie ein echter [Kunde] verfasst hat […] Selbst identifizieren, ob es eine Fälschung ist, können Nutzer kaum.” Auch Verbraucherschützerin Tatjana Halm sagt gegenüber n-tv: Fake-Bewertungen selbst zu erkennen “können Sie vergessen”.

67 Prozent vertrauen Online-Bewertungen nur teilweise oder überhaupt nicht



Tatsächlich scheinen das die meisten Menschen bereits zu wissen: Gerade einmal zwei Prozent der Teilnehmer an einer Umfrage der Verbraucherzentrale aus den Jahren 2019 bis 2021 gaben an, Online-Bewertungen “voll und ganz” zu vertrauen. Immerhin weitere 22 Prozent vertrauen den Bewertungen “eher”, der Rest “teilweise” oder “überhaupt nicht”.



Während auch die Verbraucherzentrale beschreibt, dass Fake-Bewertungen auch von ausgetüftelten Prüfungsverfahren oft nicht als solche erkannt werden, gibt das Portal doch auch einige Tipps, wann man besonders skeptisch sein sollte. So solle man Bewertungen besonders kritisch betrachten und nicht als einzigen Faktor für die Entscheidungsfindung treffen, wenn sie über Affiliate-Programme oder Produkttester-Clubs entstanden sind. Bei Affiliate-Programmen werden etwa Influencer dafür bezahlt, Werbung für ein Produkt zu machen. Für jeden Klick oder jeden Kauf, der von Kunden getätigt wurde, die über den Influencer auf die Produktwebsite gekommen sind, erhält dieser Geld. Je besser also die Bewertungen, desto größer die Wahrscheinlichkeit, als Influencer Geld mit dem Produkt zu verdienen.



Auch bei Testportalen solle man sich in Acht nehmen: Diese arbeiten anscheinend oft mit Bewertungen aus Affiliate-Programmen oder ganz einfach den Bewertungen auf der Produktseite. Nicht selten komme es außerdem vor, dass die Tester das Produkt gar nicht selbst getestet haben, sondern lediglich die Produktbeschreibung gelesen haben – die beschönigt sein kann.

Bewertungen können als Anhaltspunkt dienen, sollten aber nicht ausschlaggebend sein



Wie der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) berichtet, manipulieren oft auch die Hersteller selbst ganz aktiv ihre Produktbewertungen: So sei es bei Herstellern weit verbreitet, den Verfassern von schlechten Bewertungen mit einem Anwaltsscheiben oder gar einer Geltendmachung von Schadensersatz zu drohen. Auch habe es einmal einen bestimmten Fall gegeben, bei dem der Händler eine 5-Sterne-Bewertung hat anzeigen lassen, obwohl noch gar keine Kundenbewertung eingereicht wurde. Dies wurde jedoch vom Landgericht Berlin untersagt. Die Verbraucherzentrale erklärt zudem, dass manche Händler bei eigens dafür gegründeten Agenturen Bewertungen kaufen oder den Kunden einen Gutschein versprechen, wenn sie eine (gute) Bewertung abgeben.



Natürlich sind in den allermeisten Fällen nicht alle Bewertungen für ein Produkt gefälscht oder vom Händler manipuliert. Bei der Entscheidungsfindung für einen Produktkauf kann man sich also ruhig ein paar Bewertungen durchlesen – es ist aber ratsam, sich nicht ausschließlich an ihnen zu orientieren.



Redaktion finanzen.net

Bildquellen: chuckstock / Shutterstock.com



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