Berlin Die deutsche Wirtschaft ist im vergangenen Jahr trotz Energiekrise, Rekordinflation, Materialengpässen und erhöhter Unsicherheit durch den russischen Krieg gegen die Ukraine gewachsen. Das Statistische Bundesamt veröffentlicht dazu heute (Freitag) eine erste Schätzung zur Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen rechnen mit einem Wachstum von 1,8 Prozent. Es fiele damit allerdings geringer aus als 2021, als es zu einem Plus von 2,6 Prozent gereicht hatte.
Trotz Kaufkraftverlusten durch stark steigende Preise dürften vor allem die Verbraucher mit ihren Konsumausgaben die Konjunktur angeschoben haben. In den ersten Corona-Jahren hatten viele Verbraucher wegen ausgefallener Reisen, Restaurant- oder Konzertbesuche zusätzlich Geld gespart, das nun zumindest teilweise wieder ausgegeben wurde. Auch dürften die Unternehmen mehr in Ausrüstungen wie Maschinen und Fahrzeuge investiert haben. Dagegen dürften die Bauausgaben wegen der gestiegenen Kreditkosten gesunken sein. Auch die Exporte haben zugenommen, aber wohl weniger stark als die Importe.
Im laufenden Jahr dürfte es nicht zu dem zeitweise erwarteten schweren Konjunktureinbruch kommen. „Dass eine tiefe Rezession wie nach der Finanzkrise oder Corona im Euro-Raum und in Deutschland ausbleibt, ist mittlerweile Konsens“, sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. „Schließlich ist eine Gasmangellage unwahrscheinlich geworden.“ Außerdem seien die Hilfspakete der Bundesregierung so groß, dass der Staat rechnerisch den gesamten Anstieg der deutschen Energierechnung übernehme. Das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) sagt für dieses Jahr ein Wachstum von 0,3 Prozent voraus, das sich 2024 auf 1,3 Prozent beschleunigen soll.
Die Risiken bleiben allerdings groß. Eine Eskalation des russischen Krieges gegen die Ukraine gehört ebenso dazu wie die aktuelle Viruswelle beim wichtigsten deutschen Handelspartner China, wegen der es erneut zu gestörten Lieferketten kommen könnte. Das wiederum könnte die Produktion hemmen. Auch dürfte die Inflation hoch bleiben und die Realeinkommen belasten, selbst wenn die Teuerungsrate niedriger als im vergangenen Rekordjahr mit 7,9 Prozent ausfallen sollte.
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