Berlin Die Zuwanderung von Kriegsgeflüchteten aus der Ukraine hat die Bevölkerungszahl in Deutschland auf ein Rekordniveau getrieben. Sie kletterte Ende 2022 auf mindestens 84,3 Millionen, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag in einer ersten Schätzung mitteilte.
„Damit lebten hierzulande so viele Menschen wie noch nie am Ende eines Jahres“, vermeldet die Behörde. Sie verzeichnet ein Plus von 1,1 Millionen Personen binnen Jahresfrist. Grund für dieses starke Wachstum ist ein neuer Höchststand bei der sogenannten Nettozuwanderung. Dieser Wert beschreibt die Differenz der Zuwanderungs- und Abwanderungszahlen.
Nach der aktuellen Schätzung kamen 1,42 bis 1,45 Millionen Personen mehr nach Deutschland als ins Ausland fortgezogen sind. „Damit war die Nettozuwanderung 2022 mehr als viermal so hoch wie im Vorjahr (2021: 329.163) und so hoch wie noch nie seit Beginn der Zeitreihe 1950“, schreibt das Statistische Bundesamt.
Neben der starken Zuwanderung der Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine habe auch die Zuwanderung von Menschen anderer Nationalitäten deutlich zugenommen.
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In einer Pressemitteilung vom November 2022 verzeichnet der Bund für das Jahr 2021 rund 140.000 in Deutschland lebende Menschen mit ukrainischer Staatsangehörigkeit. Damit lag diese Bevölkerungsgruppe in der Statistik deutlich hinter Einwohnern mit Pässen aus Rumänien, Polen, Bulgarien, Afghanistan oder Syrien.
Die Zahlen haben sich mit Kriegsbeginn im Februar 2022 jedoch rapide verändert: Laut der Pressemitteilung lebten im vergangenen Jahr rund 890.000 ukrainische Staatsangehörige in Deutschland, gefolgt von rund 826.000 Menschen mit einem rumänischen Pass.
Mehr Sterbefälle als Geburten: Ohne Nettozuwanderung würde Deutschlands Bevölkerungszahl schrumpfen
In den drei Jahrzehnten seit der deutschen Wiedervereinigung war die Bevölkerung Deutschlands überwiegend gewachsen. Ausnahmen bildeten nur die Jahre 1998 sowie 2003 bis 2010.
Das Bevölkerungswachstum hatte sich jedoch ausschließlich dadurch ergeben, dass mehr Menschen zugewandert als abgewandert waren. Ohne Nettozuwanderung wäre die Bevölkerung bereits seit 1972 geschrumpft, da seither jedes Jahr mehr Menschen starben als geboren wurden.
Ein Rückgang der Geburtenzahl und die gestiegene Zahl der Sterbefälle haben sich 2022 dämpfend auf das Bevölkerungswachstum ausgewirkt. Die Zahl der Geburten sank – laut den bisher vorliegenden Meldungen der Standesämter – um etwa sieben Prozent gegenüber 2021 (795.492) und dürfte zwischen 735.000 und 745.000 betragen. Die Zahl der Verstorbenen binnen Jahresfrist stieg dagegen um rund vier Prozent auf etwa 1,06 Millionen.
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