Jan 20, 2023
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Außenwirtschaftsförderung: Bund übernimmt Exportrisiken des Mittelstands

Written by Jan Hildebrand


Industrie

Das Bundeswirtschaftsministerium und das Bundesfinanzministerium haben sich darauf geeinigt, deutschen Mittelständlern mithilfe von Kreditgarantien Geschäfte mit dem Ausland zu erleichtern.



(Foto: dpa)

Berlin Das Wirtschaftsministerium und das Finanzministerium haben sich darauf geeinigt, deutschen Mittelständlern mithilfe von Kreditgarantien Geschäfte mit dem Ausland zu erleichtern. Das geht aus einem gemeinsamen Papier der beiden Ministerien hervor, das dem Handelsblatt vorliegt.

„Mit dem neuen Instrument helfen wir kleinen und mittleren Unternehmen, auch im Auslandsgeschäft ihr volles Potenzial zu nutzen“, sagte Wirtschaftsstaatssekretärin Franziska Brantner (Grüne). Brantner zufolge würden die neuen Garantien dabei helfen, dass sich die deutsche Wirtschaft weniger geopolitischen Risiken aussetzt, indem sie die Abnehmer ihrer Exporte breiter verteilt.

Finanzstaatssekretär Florian Toncar (FDP) ergänzte: „Mit diesem Angebot wird endlich eine seit Jahren bekannte Lücke geschlossen.“ Die Wirtschaft führt die fehlenden Garantien seit Jahren als großes Hindernis bei den Exporten an. Schon in der Großen Koalition wurde über das Thema diskutiert, eine Lösung des Problems kam aber unter anderem aufgrund der rechtlichen Komplexität nicht zustande.

Gerade in der Krise brauche es für den Mittelstand Signale wie dieses, sagte Toncar. Konkret wollen die Ministerien bis zum Ende des zweiten Quartals neue Garantien für Exporte deutscher Mittelständler bis zu einem Auftragswert von zehn Millionen Euro einführen.

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Kredit über Hermes-Bürgschaft vom Staat absichern lassen

Das funktioniert dann so: Verkauft ein deutsches Unternehmen Waren ins Ausland, begleicht der Käufer häufig nicht direkt seine Rechnung. Stattdessen setzt der deutsche Verkäufer ihm eine Frist, bis wann er seine Ware bezahlt haben muss.

Containerhafen

Mit den neuen Garantien setzt die Bundesregierung ein Vorhaben aus dem Koalitionsvertrag um.


(Foto: imago/Winfried Rothermel)

Formal gewährt der deutsche Verkäufer dem Käufer damit einen Kredit. Diesen Kredit können sich Unternehmen über eine sogenannte Hermes-Bürgschaft schon jetzt vom Staat absichern lassen für den Fall, dass der Käufer nicht zahlt. Allerdings greift die Hermes-Garantie nur, wenn vom Käufer wirklich kein Geld kommt.

Meistens dauert es aber nur etwas, bis der Käufer zahlt. Das deutsche Unternehmen muss in dieser Zwischenzeit aber liquide bleiben. Deshalb verkauft es die Kreditforderung gleich nach Abschluss des Exportgeschäfts an eine Bank.

>> Lesen Sie hier: US-Starökonom zur Weltwirtschaft: „Wir erleben die Mutter aller Schuldenkrisen“

Der Unternehmer erhält sein Geld gleich von der Bank. Die Bank fordert das Geld vom ausländischen Käufer ein. Bei größeren Unternehmen ist dieses Vorgehen üblich. Bei Mittelständlern allerdings ist den Banken häufig das Risiko, den Kredit aufzukaufen, zu groß.

Kann der ausländische Käufer nicht zahlen, bleiben sie auf dem Verlust sitzen. Weil über Mittelständler und deren Geschäftspartner häufig weniger Informationen vorliegen als über große Unternehmen oder weil der Aufwand zu hoch ist, schrecken die Banken zurück.

Für die Mittelständler ist das ein Hemmnis, weil sie das Exportgeschäft dann nicht machen können, um nicht ihre Liquidität zu gefährden. Deshalb springt der Bund nun ein, Wirtschafts- und Finanzministerium wollen eine „Forfaitierungsgarantie“ einführen: Dabei wird den Banken das Risiko des Kreditaufkaufs genommen, indem bei einem Ausfall der Zahlung durch den ausländischen Käufer der Staat einspringt.

Die staatliche Garantie deckt 80 Prozent des Kredites ab

Die Ministerien haben sich darauf geeinigt, dass die staatliche Garantie für die Banken 80 Prozent des Kredits abdecken soll. 20 Prozent des Risikos bleibt bei der Bank, damit diese nicht jeden Exportkredit ohne weitere Prüfung aufkauft.

Mit dem neuen Instrument helfen wir kleinen und mittleren Unternehmen, auch im Auslands‧geschäft ihr volles Potenzial zu nutzen. Grünen-Politikerin Franziska Brantner

Außerdem zahlen die Banken in jedem Fall eine Prämie an den Bund für das Aussprechen der Garantie. „Die finanziellen Risiken werden begrenzt und der Staat nimmt dafür auch ein Entgelt, sodass die Chancen eindeutig überwiegen“, erklärte Toncar.

Weil erst ermittelt werden muss, wie viel Risiko sich der Staat mit dem neuen Garantie-Instrument aufbürdet, wird die „Forfaitierungsgarantie“ zunächst in einer dreijährigen Pilotphase erprobt, für die der Bund insgesamt 250 Millionen Euro für die Garantien bereitstellt.

Mit den neuen Garantien setzt die Bundesregierung ein Vorhaben aus dem Koalitionsvertrag um. Reinhard Houben, wirtschaftspolitischer Sprecher der FDP, spricht nun von einer „sehr guten Nachricht für den Mittelstand“.

>> Lesen Sie hier: Fünf Gründe, die gegen eine Rezession in Deutschland sprechen

Gerade angesichts von Energiekrise und Inflation sei dies das richtige Signal für die wichtige Exportwirtschaft. „Unternehmerinnen und Unternehmer sichern sich damit die notwendige Liquidität in einem schwieriger werdenden Umfeld.“

Mehr: Deutschland stürzt im Standortwettbewerb 2022 ab



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Politik

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