Jan 25, 2023
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Ölimporte: Neuer Plan für alte Pipeline: Wie Bulgarien unabhängig von russischem Öl werden könnte

Written by Gerd Höhler


Öl-Transfer aus Griechenland

Nun geht es darum, Öl mit Tankern zum griechischen Alexandroupoli zu bringen und von dort nach Bulgarien zu pumpen.


(Foto: IMAGO/SNA)

Athen Griechenland und Bulgarien wollen alte Pläne für eine Rohölpipeline zwischen dem Schwarzen Meer und der Ägäis neu beleben. Aber statt von Norden nach Süden soll das Öl jetzt von Süden nach Norden fließen. So könnte die Rohrleitung helfen, das EU- und Nato-Mitglied Bulgarien unabhängig von Ölimporten aus Russland zu machen. Erste Überlegungen zu der Pipeline, die den bulgarischen Schwarzmeerhafen Burgas mit dem griechischen Alexandroupoli an der nördlichen Ägäis verbinden soll, gehen zurück ins Jahr 1993.

Jetzt lässt der Überfall Russlands auf die Ukraine das Vorhaben allerdings in einem neuen Licht erscheinen. Anfang Januar vereinbarten die Energieminister Griechenlands und Bulgariens, die Planung für die Leitung wiederaufzunehmen, allerdings unter einem neuen Vorzeichen.

Während die ursprüngliche Trans-Balkan Pipeline Rohöl vom Schwarzen Meer zur Ägäis transportieren sollte, geht es nun darum, Öl mit Tankern nach Alexandroupoli zu bringen und von dort nach Bulgarien zu pumpen. Möglich wäre eine Verlängerung der Leitung bis nach Konstanza in Rumänien.

Mit der geplanten Pipeline könnte Bulgarien vor allem die Versorgung seiner einzigen Raffinerie sichern, Neftochim Burgas. Das Unternehmen gehört zu 93 Prozent der europäischen Tochter des russischen Konzerns Lukoil, der Lukoil Europe Holding.

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Neftochim Burgas ist die größte Raffinerie Südosteuropas und versorgt auch andere Balkanländer mit Mineralölprodukten. Bisher wird die Raffinerie mit russischem Öl betrieben, das in Tankern über das Schwarze Meer kommt.

Kapazität für zehn Millionen Tonnen Rohöl jährlich

In der EU gilt zwar seit dem 5. Dezember ein Embargo für russische Ölimporte auf dem Seeweg. Bulgarien hat aber mit der EU eine Ausnahmeregelung ausgehandelt. Sie gilt bis Ende 2024.
Interesse an der Wiederbelebung des Pipelineprojekts zeigt man auch beim griechischen Energieunternehmen Copelouzos Group, das bereits in den 1990er-Jahren an dem ursprünglichen Konsortium beteiligt war.

Griechisch-bulgarische Pipeline

Es soll künftig auch Öl von Griechenland nach Bulgarien gepumpt werden.


(Foto: NurPhoto/Getty Images)

Der Präsident des Unternehmens, Dimitris Copelouzos, bestätigte vergangenes Wochenende bei einem Besuch in Alexandroupoli im Gespräch mit Medienvertretern entsprechende Pläne. Wegen der seinerzeit geleisteten Vorarbeiten dürfte das Vorhaben relativ schnell umsetzbar sein.

Man brauche deshalb „nicht bei null anzufangen“, sagte Copelouzos. Während die ursprüngliche Pipeline eine Jahreskapazität von 35 bis 50 Millionen Tonnen Rohöl haben sollte, plant man nun mit einer deutlich kleineren Leitung für etwa zehn Millionen Tonnen jährlich.

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Neu kalkuliert werden müssen auf Basis heutiger Preise die Baukosten, die für das ursprüngliche Vorhaben auf rund eine Milliarde Euro veranschlagt wurden. Wirtschaftlich könnte für das Projekt sprechen, dass die Türkei mit Wirkung vom Oktober 2022 die Durchfahrtsgebühren für Schiffe im Bosporus nahezu verfünffacht hat. Die Gebühr stieg von 0,83 Dollar pro Nettoregistertonne auf 4,08 Dollar.

Ursprüngliche Pläne für die Pipeline

Ursprünglich war geplant, Rohöl aus Russland, Kasachstan und den Kaukasusrepubliken mit Tankern zum bulgarischen Hafen Burgas zu bringen und von dort durch eine 262 Kilometer lange Pipeline zum nordgriechischen Ägäishafen Alexandroupoli zu pumpen. Von dort sollte das Rohöl auf dem Seeweg zu internationalen Märkten weitertransportiert werden.

Grafik

Mit der Pipeline wollte man die zeitraubenden und kostspieligen Tankerfahrten durch den überlasteten Bosporus und die Dardanellen umgehen. 1994 vereinbarten Griechenland, Bulgarien und Russland eine erste Absichtserklärung zum Bau der Pipeline.

1998 wurde die Transbalkan Oil Pipeline Company gegründet. 51 Prozent an dem Joint Venture hielten die russischen Staatsunternehmen Rosneft, Transneft und Gazprom Neft. Bulgarische und griechische Unternehmen hielten jeweils 24,5 Prozent der Anteile.

2007 schlossen die Regierungschefs Griechenlands, Bulgariens und der russische Präsident Wladimir Putin in Athen einen Vertrag über den Bau der Pipeline. Die Verlegung sollte 2008 beginnen, die Inbetriebnahme war für 2011 geplant.

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Aber dazu kam es nicht. 2008 begann sich in Burgas und Umgebung Widerstand gegen den Ausbau des Ölhafens und die Verlegung der Pipeline zu regen. Die Leitung sollte zwei Naturschutzgebiete durchqueren. 2010 stieg die bulgarische Regierung wegen Umweltbedenken aus dem Projekt aus.

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