Insgesamt müssen weltweit rund 462 000 Autos der Modelle Explorer sowie Aviator und Corsair der Marke Lincoln überprüft werden, wie der Konzern am Freitag mitteilte. Es geht um Wagen der Modelljahrgänge 2020 bis 2023, bei denen es wegen eines Defekts dazu kommen kann, dass die Kameras verzerrte Bilder anzeigen oder ganz ausfallen.
Mit knapp 383 000 Autos entfällt der Großteil der Rückrufaktion auf den US-Markt. Der Rest verteile sich weitgehend auf die Nachbarländer Kanada und Mexiko, sagte eine Unternehmenssprecherin auf Nachfrage. In Europa seien keine Fahrzeuge von dem Rückruf betroffen. Ford hatte in Nordamerika in den vergangenen Jahren bereits bei mehreren anderen Modellen in größerem Stil Reparaturen von Vertragshändlern wegen mangelhafter Rücksichtkameras durchführen lassen müssen.
Ford-Sparpläne: Betriebsrat warnt vor Schäden für das Europageschäft
Der Betriebsrat des Kölner Ford-Werks hat das Management davor gewarnt, mit Kürzungsplänen die Zukunft des ganzen europäischen Autogeschäfts des Konzerns aufs Spiel zu setzen. Sollten zentrale Entwicklungstätigkeiten in die USA verlagert werden, wäre das Pkw-Segment von Ford Europa bedroht, sagte der Betriebsratschef Benjamin Gruschka am Samstag in der Domstadt. Aus seiner Sicht würden sich Autos in Europa schlechter verkaufen, wenn diese in den USA entwickelt würden, weil die Kundenbedürfnisse hierzulande anders seien. Wenn nicht mehr in Europa entwickelt würde, wäre das “der Anfang vom Ende insgesamt”, warnte der Betriebsrat.
Man müsse “eng dran sein an den Marktbedürfnissen, damit Ford Zukunftsperspektiven hat”, sagte Christiane Benner von der IG Metall. Das Management sollte umdenken. Tut es das nicht, kündigten die Arbeitnehmervertreter “Druckmittel” an, die sie im Rahmen der Mitbestimmung einsetzen wollen. Konkret wurden sie nicht. “Wir werden den Druck so weit aufbauen, bis Ford sich bewegt”, sagte Gruschka.
Unlängst war bekanntgeworden, dass der Autobauer in Köln bis zu 3200 Stellen abbauen will. Dies hatte der Betriebsrat der Belegschaft mitgeteilt, nachdem den Arbeitnehmervertretern das in einer internen Ausschusssitzung kommuniziert worden war. Das Management will das Vorhaben öffentlich nicht kommentieren.
Vize-Betriebsratschefin Katharina von Hebel berichtete von einer gedrückten Stimmung im Betrieb. “Die Belegschaft ist geschockt – da ist so eine Verunsicherung und Angst bei allen Beschäftigten.” Mit den nun bekanntgewordenen Plänen hätte niemand gerechnet.
Möglicherweise gibt es etwas Bewegung in der Sache: Arbeitnehmervertreterin von Hebel berichtete davon, dass das Management nun einen Schritt auf den Betriebsrat zugehen und in Gesprächen “den konstruktiven Weg begehen will”.
Ford hat in Köln rund 14 000 Beschäftigte. In der Produktentwicklung arbeiten nach Betriebsratsangaben derzeit etwa 3800 Menschen, hier könnte im schlimmsten Fall ein Job-Kahlschlag von 2500 Stellen erfolgen. In der Verwaltung könnten bis zu 700 Stellen wegfallen.
Gewerkschafterin Benner appellierte an die US-Firma, personell weiter auf Köln zu setzen. Wenn die richtigen Entscheidungen gefällt werden, hätte Ford hierzulande eine gute Perspektive. “Es ist spät, aber nicht zu spät, die Chancen sind noch da.”
Ford hat ohnehin schon einen Sparkurs hinter sich, vor drei Jahren hatte das Kölner Werk noch circa 4000 Beschäftigte mehr als heute. Mit Milliardeninvestitionen will die Firma Köln zwar umbauen und fit machen für das Elektrozeitalter, noch in diesem Jahr soll ein erstes europäisches Elektroauto-Modell vom Band rollen. In Entwicklungsfragen könnte sich Ford aber offenbar abwenden von dem traditionsreichen Standort, dessen Grundstein 1930 gelegt worden war.
Aus dem Verbrennergeschäft verabschiedet sich Ford schrittweise, ab 2030 will Ford in Europa nur noch Elektroautos verkaufen. Im Juli läuft in Köln die Herstellung des Kleinwagens Fiesta aus – eine von ursprünglich zwei Produktionslinien wurde schon abgeschaltet. Finster sieht es auch im Ford-Werk im saarländischen Saarlouis aus, dort soll die Autoherstellung 2025 komplett eingestellt werden.
DEARBORN / KÖLN (dpa-AFX)
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