• Oxfam mit Forderungen nach einer höheren Reichen- und Vermögenssteuer
• Oxfam-Chefin sieht “Goldene 20er für die Reichsten dieser Welt”
• Einnahmen der Superreichen werden niedriger besteuert als normales Einkommen
Vermögen der Reichsten wächst unverhältnismäßig stark
COVID-19, der Krieg in der Ukraine, Hungersnöte, die Situation in Afghanistan, die Proteste im Iran und der Klimawandel sind nur einige der großen Themen, über die in Europa viel berichtet wird – tatsächlich gibt es aktuell noch viel mehr Krisen und Notlagen. Das Zusammenfallen all dieser Ereignisse führt dazu, dass Armut und globale Ungleichheit so stark zunehmen wie seit dem zweiten Weltkrieg nicht mehr. Oxfam berichtet in einem Mitte Januar veröffentlichten Bericht mit dem Titel “Survival of the Richest”, dass ganze Länder Bankrott gehen, viermal mehr Gelder an wohlhabende Kreditgeber zahlen als sie in das Gesundheitssystem investieren und die staatlichen Ausgaben für die nächsten fünf Jahre kürzen. Gleichzeitig hat das reichste Prozent der Welt in den vergangenen zwei Jahren fast doppelt so viel an Vermögenszuwachs verzeichnet wie die übrigen 99 Prozent zusammen, kritisiert Oxfam.
Oxfam fordert eine Vermögenssteuer von mindestens fünf Prozent
Der Titel des Berichts, nämlich dass nur die Reichsten überleben, kann der NGO zufolge an dieser Stelle wörtlich genommen werden: Studien hätten ergeben, dass sich die hohen Gewinne der Großkonzerne und Superreichen direkt mit der Inflation in Verbindung setzen lassen. Die hohe Inflation der letzten Jahre wiederum habe bewirkt, dass mittlerweile rund 1,7 Milliarden Menschen in Ländern leben und arbeiten, in denen die Inflation höher ist als ihr Gehaltswachstum. “Während viele Menschen täglich Abstriche bei Dingen wie Lebensmitteln machen, haben die Superreichen ihre größten Träume noch übertroffen. […] Die ‘Goldenen 20er’ für die Reichsten dieser Welt…”, so Oxfam-Chefin Gabriela Bucher in der Pressemitteilung zum Bericht. Aktuell hungern mit mehr als 820 Millionen Menschen rund 10 Prozent der Weltbevölkerung, wobei mehrheitlich Frauen und Mädchen betroffen sind.
Oxfam präsentiert auch einen Lösungsansatz: Bei einer Besteuerung des Vermögens der Multimilliardäre mit gerade einmal 5 Prozent erhielte man jedes Jahr 1,7 Billionen US-Dollar. Damit könne man rund zwei Milliarden Menschen aus der Armut helfen.
Vier Cent pro Steuer-Dollar kommen aus der Reichensteuer
Doch so viele Menschen dies Umfragen zufolge auch befürworten, ist die Einführung einer Reichensteuer in der näheren Zukunft eher unwahrscheinlich.
Mussten die Superreichen nach dem Zweiten Weltkrieg mit hohen Steuern noch für ihr Vermögen zahlen, verdient dem Oxfam-Bericht zufolge heute ein Milliardär für jeden Dollar, den eine Person aus den übrigen 90 Prozent der Weltbevölkerung verdient, rund 1,7 Millionen US-Dollar. Die Walton-Familie, die im Besitz von rund 50 Prozent der Walmart-Aktien ist, habe im für viele finanziell sehr schwierigen Jahr 2022 ihr Vermögen um etwa 8,5 Milliarden US-Dollar erhöht. Tesla-Chef Elon Musk habe in den Jahren 2014 bis 2018 je rund drei Prozent Steuern gezahlt, während Aber Christine – ein Mehlhändler in Uganda – monatlich etwa 80 US-Dollar einnehme und davon 40 Prozent wieder an den Staat abgeben müsse. Weltweit, so der Bericht, kommen gerade einmal vier Cent pro Steuer-Dollar aus der Reichensteuer. Diese Zahl sei unter anderem deshalb so niedrig, weil 50 Prozent der Milliardäre in Ländern ohne Erbschaftssteuer für direkte Nachkommen leben. Diese Milliardäre würden laut Oxfam voraussichtlich fünf Billionen US-Dollar an ihre Erben weitergeben, was mehr sei als das BIP aller afrikanischen Länder zusammen. “40 Jahre Steuersenkungen für Superreiche haben gezeigt, dass die Flut nicht alle Boote schwimmen lässt. Nur die Superyachten bleiben über Wasser, während die anderen weggespült werden”, kritisiert Bucher in der Pressemitteilung. Man müsse den Mythos auflösen, dass weniger Steuern für Reiche auch das Vermögen der weniger wohlhabenden anheben könnten.
Seit Krisenbeginn 2020 verzeichnete das reichste Prozent der Menschen rund 26 Billionen US-Dollar an Vermögenszuwachs
Weiter schreibt die NGO in ihrer Pressemitteilung: “Die Einnahmen reicher Menschen sind größtenteils unverdient und kommen aus ihren Geldanlagen, werden aber im Schnitt mit 18 Prozent besteuert. Das ist gerade einmal etwas mehr als die Hälfte des Steuersatzes für normales Einkommen.” Dieser Umstand und die Tatsache, dass das reichste Prozent seit der Pandemie einen noch größeren Anteil des weltweiten Vermögenszuwachses verzeichnen konnte als im vergangenen Jahrzehnt – 63 Prozent im Vergleich zu etwa 50 Prozent vorher -, seien nicht tragbar. Oxfam fordert deswegen eine deutlich höhere Reichensteuer. Ob eine Erhöhung der Steuer für das Vermögen der Superreichen tatsächlich kommen wird – und wie hoch sie dann in welchen Ländern der Welt ausfällt – ist fraglich und bleibt abzuwarten.
Redaktion finanzen.net
Der Hebel muss zwischen 2 und 20 liegen
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