Feb 8, 2023
63 Views
Comments Off on Ukraine-Krieg: Selenski in London: „Gebt uns die Flügel, unsere Freiheit zu verteidigen“
0 0

Ukraine-Krieg: Selenski in London: „Gebt uns die Flügel, unsere Freiheit zu verteidigen“

Written by Torsten Riecke


Präsident der Ukraine Selenskyj in London

Es war nach seinen Visiten in den USA und Polen erst der dritte Besuch Selenskis im Ausland.



(Foto: dpa)

London Noch bevor Wolodimir Selenski am Mittwochmorgen britischen Boden betrat, hatte die Regierung in London dem ukrainischen Präsidenten bereits ein Geschenk gemacht: Großbritannien werde künftig nicht nur ukrainische Soldaten und Panzerbeatzungen ausbilden, sondern auch Piloten für moderne Kampfflugzeuge, verkündete der britische Premierminister Rishi Sunak. Damit will London seine führende Rolle bei der militärischen Unterstützung der Ukraine unterstreichen.

Auf den ersten Blick handelt es sich dabei jedoch um Symbolpolitik – was machen die Ukrainer mit Piloten ohne Kampfjets? Selenski nutzte das Geschenk jedoch geschickt und rief die Briten zu einer „Koalition der Flugzeuge“ auf: „Gebt uns die Flügel, um unsere Freiheit zu verteidigen“, sagte der Präsident vor beiden Häusern des britischen Parlaments in der traditionsreichen Westminster Hall. „Die Freiheit wird gewinnen und Russland wird verlieren.“

Es war nach seinen Visiten in den USA und Polen erst der dritte Besuch Selenskis im Ausland – und er hätte symbolträchtiger nicht sein können. Vor dem Regierungssitz 10 Downing Street war der rote Teppich ausgerollt. In der mehr als 900 Jahre alten Westminister Hall standen die britischen Parlamentarier Schulter an Schulter, um dem Gast aus der Ukraine zuzuhören.

Ungewöhnlich einig hatten sich britische Regierung und Opposition bereits zuvor in der parlamentarischen Fragestunde im Unterhaus gezeigt. So stimmte Premier Sunak dem Labour-Chef Keir Starmer zu, als der eine wirtschaftliche Wiedergutmachung durch russische Vermögenswerte für die Ukrainer forderte.

Die Verantwortlichen in Moskau für den Angriffskrieg inklusive des russischen Präsidenten Wladimir Putin sollten nach Meinung des Oppositionsführers vor dem Internationalen Strafgerichtshof ICC in Den Haag zur Verantwortung gezogen werden. „Die ersten Anklagen werden in Kürze erhoben“, kündigte Sunak an.

Keine Kampfflugzeuge für die Ukraine

Selenski erinnerte die Briten an seine Landsleute, die „in Schützengräben“ gegen den russischen Aggressor ausharrten. Und er erinnerte an seinen Besuch in London 2020, als er in den berühmten „War Rooms“ auf dem Stuhl saß, von dem aus Winston Churchill sein Land im Zweiten Weltkrieg gegen Nazi-Deutschland verteidigte. Auch hier war die Symbolik gut gewählt. „London stand an unserer Seite vom ersten Tag an“, sagte der Ukrainer, „vielen Dank für ihre Tapferkeit.“

Präsident der Ukraine Selenskyj in London

„Gebt uns die Flügel, um unsere Freiheit zu verteidigen“, sagte der Präsident vor beiden Häusern des britischen Parlaments in der traditionsreichen Westminster Hall.



(Foto: dpa)

Eine spezielles Dankeschön hatte Selenski für den ehemaligen britischen Premier Boris Johnson parat, der im vergangenen Jahr als einer der ersten westlichen Regierungschefs der Ukraine militärisch zur Seite gesprungen war. Auch das war kein Zufall: Johnson hat gerade seinen Nach-Nachfolger Rishi Sunak heftig dafür kritisiert, dass der keine Kampfflugzeuge an Kiew liefern will.

Großbritannien bildete im vergangenen Jahr nach Angaben der Regierung etwa 10.000 ukrainische Soldaten aus. In diesem Jahr sollen es 20.000 sein. London liefert außerdem schwere Waffen, darunter auch 14 Kampfpanzer vom Typ Challenger II.

Einig sind sich London, Berlin und Washington bislang darin, keine modernen Kampfflugzeuge zu liefern. Bundeskanzler Scholz warnte in einer Regierungserklärung vor einem „Überbietungswettbewerb bei Waffenlieferungen“. „Es ist nicht zu erwarten, dass Großbritannien jetzt auch F-16 Kampfjets senden wird“, sagte Patrick Bury, Sicherheitsexperte an der Universität in Bath, der BBC.

Mögliches Treffen mit Scholz und Macron in Paris  Besuch beim EU-Gipfel in Brüssel?

Selenski weiß jedoch, dass er auch in der Panzerfrage lange drängeln musste, um den politischen Weg für das schwere Kriegsgerät freizuräumen. Und der französische Verteidigungsminister Sébastien Lecornu hatte Ende Januar betont, dass eine Lieferung von Flugzeugen an Kiew „kein Tabu“ sein dürfe.

Nach Meinung ukrainischer Militärs werden Kampfjets dringend gebraucht, um die Infrastruktur und Zivilbevölkerung in dem Land gegen russische Luftangriffe zu schützen. Beobachter rechnen mit einer russischen Offensive, sobald die Wetterverhältnisse in der Ukraine das zulassen.

Nach seinem Auftritt vor den Parlamentariern fuhr Selenski zu einer Audienz bei König Charles III. im Buckingham Palace. Anschließend wollte er zusammen mit dem britischen Premier Sunak im Südwesten Englands eine Ausbildungsstätte für ukrainische Soldaten besuchen.

Am Ende seines Auftritts in der Westminister Hall bedankte sich Selenski bereits im Voraus für den englischen Nachmittagstee „und die machtvollen britischen Kampfflugzeuge“. Am Mittwochabend könnte es zu einem Treffen Selenskis mit Scholz und dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron in Paris kommen, wie es vom französischen Präsidialamt heißt. Auch über einen Besuch des Ukrainers beim EU-Gipfel diese Woche in Brüssel wird spekuliert.

Mehr: Scholz warnt vor „Überbietungswettbewerb“ bei Waffenlieferungen – Merz kritisiert Zögern des Kanzlers



<< Den vollständigen Artikel: Ukraine-Krieg: Selenski in London: „Gebt uns die Flügel, unsere Freiheit zu verteidigen“ >> hier vollständig lesen auf www.handelsblatt.com.

Article Categories:
Politik

Comments are closed.