Berlin (Reuters) – Die deutschen Großhändler haben ihre Verkaufspreise zu Jahresbeginn so langsam angehoben wie seit knapp zwei Jahren nicht mehr.
Sie stiegen im Januar um durchschnittlich 10,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte. Damit sank die Teuerungsrate den vierten Monat in Folge und fiel auf das niedrigste Niveau seit Mai 2021. Im vergangenen Jahr zogen die Großhandelspreise um durchschnittlich 18,8 Prozent an, wobei im April mit 23,8 Prozent der höchste Wert seit Einführung der Statistik 1962 gemessen wurde. Im Vergleich zum Vormonat Dezember zogen die Preise diesmal leicht an, und zwar um 0,2 Prozent.
Mit der sinkenden Teuerungsrate mehren sich die Hinweise darauf, dass die Inflation in Deutschland ihren Höhepunkt überschritten haben könnte. Der Großhandel gilt als Scharnier zwischen Herstellern und Endkunden. Höhere Kosten landen am Ende zumindest teilweise bei den Konsumenten. Die Inflationsrate lag im Januar bei 8,7 Prozent.
Preistreiber im Großhandel waren zu Jahresbeginn Nahrungs- und Genussmittel, Getränke und Tabakwaren. Im Durchschnitt kosteten sie 16,2 Prozent mehr als im Januar 2022. Teurer waren insbesondere Milch, Milcherzeugnisse, Eier, Speiseöle und Nahrungsfette (+30,3 Prozent), Fleisch- und Fleischerzeugnisse (21,0 Prozent), Zucker, Süß- und Backwaren (+20,1 Prozent) sowie Obst, Gemüse und Kartoffeln (+15,6 Prozent). Festen Brennstoffe und Mineralölerzeugnisse verteuerten sich um 13,1 Prozent. Billiger als vor einem Jahr waren die auf Großhandelsebene verkauften Altmaterialien und Reststoffe, die 21,5 Prozent weniger kosteten.
Steigende Preise haben dem deutschen Großhandel im vergangenen Jahr zu einem Rekordumsatz verholfen. Die Einnahmen seien um 19,2 Prozent im Vergleich zum bisherigen Rekordjahr 2021 gewachsen, wie das Statische Bundesamt weiter mitteilte. Preisbereinigt (real) blieb davon aber nur ein Plus von 1,0 Prozent übrig. “Die Differenz zwischen den realen und nominalen Umsätzen spiegelt die enormen Steigerungen der Erzeugerpreise im Großhandel wider, die zusammen mit den coronabedingten Störungen des globalen Warenverkehrs und den damit einhergehenden Lieferkettenproblemen die reale Umsatzentwicklung gedämpft haben dürften”, hieß es. Für dieses Jahr rechnet der Großhandelsverband BGA mit einem Umsatzwachstum von acht Prozent auf knapp 1,9 Billionen Euro. Inflationsbereinigt soll davon aber nur ein Plus von etwa einem Prozent übrig bleiben.
(Bericht von Rene Wagner. Redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)
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