Paris Der französische Präsident machte eine klare Ansage, als er am Dienstag einen Markt in der Pariser Vorstadt Rungis besuchte. Emmanuel Macron regte eine „kleine Geste“ bei den Spritpreisen an. Wünschenswert sei, dass Total Energies wie schon im vergangenen Jahr einen Tankrabatt einführe.
Einen Tag später trat dann der Chef des französischen Ölkonzerns in den Abendnachrichten auf und folgte Macrons Linie: „An allen Tankstellen von Total Energies werden 2023 die Preise für Benzin und Diesel 1,99 pro Liter nicht übersteigen“, sagte Vorstandschef Patrick Pouyanné im Sender TF1.
Die Preisgarantie soll allerdings nur für die rund 3400 Tankstellen des Unternehmens in Frankreich gelten. An den Total-Zapfsäulen im restlichen Europa greift die Obergrenze nicht – auch nicht in Deutschland, wo der Konzern mit rund 1200 Standorten das drittgrößte Tankstellennetz betreibt.
Diesel kostet in Frankreich derzeit 1,83 Euro je Liter, Superbenzin E5 etwa 1,90 Euro, Tendenz zuletzt leicht steigend. In Deutschland liegen die Preise gut zehn bis 15 Cent darunter.
Französische Regierung: Entscheidung lag bei Total
Das französische Wirtschaftsministerium teilte auf Nachfrage mit, dass die Entscheidung über den Tankrabatt ganz bei Total gelegen habe. Man sei allerdings seit Beginn des Ukrainekriegs mit seinen Auswirkungen auf die Energiepreise mit dem Konzern „permanent im Kontakt“. Auf die Frage, ob Total nicht auch Autofahrern in anderen europäischen Ländern einen Nachlass gewähren sollte, hieß es: „Wir haben einem privaten Unternehmen keine Weisungen zu erteilen.“
Doch der Eindruck ist, dass die Wünsche der französischen Regierung in der Total-Zentrale sehr genau gehört werden. Nachdem der Konzern Anfang Februar mitgeteilt hatte, mit rund 19 Milliarden Euro im vergangenen Jahr so viel wie noch nie in der Unternehmensgeschichte verdient zu haben, nahm der Druck aus der Politik zu. Mehrere Mitglieder von Macrons Regierung forderten das Unternehmen zu einem erneuten Spritpreisdeckel auf.
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Der Energieexperte Jean-Michel Gauthier von der Pariser Wirtschaftshochschule HEC sagte, dass Total Energies der Obergrenze für die Preise an der Zapfsäule auf Bitten der Regierung zugestimmt habe. Für den Konzern sei es auch wichtig gewesen, sein Image auf dem Heimatmarkt angesichts des Rekordgewinns zu pflegen.
Zwingen könne die Regierung Total Energies aber nicht: Der französische Staat sei seit einiger Zeit nicht mehr an dem viertgrößten Ölkonzern der Welt beteiligt, die Mehrheit der Aktionäre stamme aus dem angelsächsischen Raum.
Bei Total Energies hieß es, dass man den Spritpreisdeckel „wegen der historischen Verankerung des Unternehmens in dem Land“ auf Frankreich beschränken werde. Mit einem Marktanteil von 25 Prozent sei der Konzern hier führend beim Tankstellennetz. Außerdem befinde sich ein Großteil der Wertschöpfungskette des Unternehmens in Frankreich, von Raffinerien bis zu Ölspeichern. Die Position auf dem deutschen Markt sei eine andere.
In der Bundesrepublik sind Total-Tankstellen besonders stark im Südwesten an der Grenze zu Frankreich sowie in den ostdeutschen Bundesländern vertreten. Der französische Mineralölkonzern Elf, der später in Total aufging, hatte nach der Wiedervereinigung die staatlichen Minol-Tankstellen der früheren DDR übernommen.
Sorge vor neuer „Gelbwesten“-Bewegung
Als eine Maßnahme gegen die Inflation hatte Macron vergangenes Jahr einen Tankrabatt eingeführt, der zwischen zehn und 30 Cent pro Liter lag. Schon damals hatte seine Regierung Total Energies dazu gedrängt, den Kunden auf dem Heimatmarkt zusätzlich zum staatlichen Rabatt noch eine weitere Ermäßigung von 20 und später zehn Cent pro Liter zu geben. Den Konzern kostete das rund 550 Millionen Euro.
Die Vergünstigungen für alle Autofahrer liefen Ende 2022 aus und wurden durch eine Spritpauschale von 100 Euro ersetzt, die pendelnde Arbeitnehmer mit geringem Einkommen beantragen können. Macrons Regierung begründete die gezieltere Maßnahme unter anderem damit, dass der breit angelegte Tankrabatt den Staatshaushalt auf Dauer überfordern würde.
Doch die Sorge vor einem erneuten Anstieg der Benzin- und Dieselpreise treibt den Präsidenten offenbar um, auch wenn diese derzeit noch unter der Marke von zwei Euro liegen. Vor vier Jahren hatte der Unmut über hohe Spritkosten die Protestbewegung der „Gelbwesten“ entstehen lassen.
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