Paris Die konfliktreichen Jahre zwischen Frankreich und Großbritannien nach dem Brexit sollen der Vergangenheit angehören: Präsident Emmanuel Macron und Premierminister Rishi Sunak bemühten sich bei einem Gipfeltreffen am Freitag in Paris darum, ihre Beziehungen zu erneuern. Macron kam Sunak mit dem Versprechen entgegen, stärker gegen die Weiterreise von Migranten über den Ärmelkanal vorzugehen.
Der britische Premier hatte Anfang der Woche ein neues Gesetz gegen illegale Migration vorgestellt, das die stark gewachsene Zahl von Bootsflüchtlingen über den Kanal begrenzen soll. Allein im vergangenen Jahr kamen auf diesem Wege mehr als 45.000 Menschen nach Großbritannien – viele von ihnen beginnen ihre gefährliche Überfahrt an den nordfranzösischen Stränden.
„Wir sind dahingehend übereingekommen, dass es notwendig ist, unsere Eingriffs- und Überwachungskapazitäten zu verstärken“, sagte Macron zum Migrationspakt. Das Abkommen sieht vor, dass sich die Regierung in London in den nächsten drei Jahren mit rund 540 Millionen Euro am französischen Grenzschutz beteiligt. Auch eine gemeinsame Kommandozentrale soll entstehen – und ein britisch finanziertes Abschiebegefängnis in Nordfrankreich.
„Kriminelle Banden dürfen nicht entscheiden, wer in unsere Länder kommt“, sagte Sunak. Auch Macron sagte, dass sich das Vorgehen gegen Schlepperbanden richte. Schon 2022 seien mehr als 1300 illegale Überfahrten verhindert worden. Mehr als 50 kriminelle Organisationen seien gesprengt worden.
Als Frankreich und Großbritannien Anfang 2018 ihren letzten bilateralen Gipfel abhielten, regierte in London noch Theresa May. Schon damals war die Stimmung wegen des Streits mit der EU um die Brexit-Modalitäten angespannt, doch während der Amtszeit von Mays Nachfolger Boris Johnson schlitterten die Beziehungen in eine echte Krise.
>> Lesen Sie hier: London will Bootsflüchtlinge mit drakonischen Maßnahmen abschrecken
Auch unter der Kurzzeit-Regierungschefin Liz Truss wurde es nicht besser. Als Truss im vergangenen Jahr gefragt wurde, ob Macron „eher Freund oder Feind“ sei, ließ sie die Antwort offen. Fünf Jahre verstrichen ohne ein Gipfeltreffen. In der Vergangenheit kamen die beiden Länder alle zwei Jahre zu einem Gespräch zusammen.
„Merci, mon ami“ – neuer Ton zwischen Paris und London
„Das ist eindeutig ein Moment der Wiedervereinigung, der Neuverbindung, und ein neuer Start“, sagte Macron bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Sunak. Der britische Premier dankte ihm auf Französisch mit den Worten „Merci, mon ami“ („Danke, mein Freund“). Zuvor hatten Macron und Sunak bereits Rugby-Trikots ausgetauscht – eine Sportart, die beide Länder verbindet.
Frankreich und Großbritannien wollen auch in Verteidigungsfragen sowie in der Energiepolitik enger zusammenarbeiten – insbesondere bei der Kernkraft. Der französische Stromkonzern EDF baut im britischen Hinkley Point derzeit einen neuen Atomreaktor und hat den Auftrag für einen weiteren Reaktor in Sizewell.
Macron und Sunak bekräftigten ihre Unterstützung für die Ukraine im Krieg gegen Russland. „Wir müssen unsere ukrainischen Freunde in die bestmögliche Situation bringen, damit sie den Zeitpunkt und die Bedingungen der Verhandlungen bestimmen“, sagte Frankreichs Präsident. Sunak betonte, Kiew müsse den Krieg gewinnen. Deshalb würden Waffen geliefert und Soldaten ausgebildet.
Mehr: Macron und Sunak treffen sich – denn der britische Premierminister braucht dringend Hilfe
<< Den vollständigen Artikel: Französisch-britischer Gipfel: Macron und Sunak schließen Migrationspakt – und London zahlt >> hier vollständig lesen auf www.handelsblatt.com.