Oct 5, 2022
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Bargeld statt Bezahlkarte: „Nur Bares ist Wahres“ – Österreich bewirbt Bargeld als Schutz in Krisenzeiten

Written by Daniel Imwinkelried


Geldautomat

In Österreich gibt es 9000 Geldautomaten, die Zahl hat sich in den vergangenen Jahren kaum verändert.



(Foto: dpa)

Wien Kerzen, Zündhölzer, Mineralwasser und „eine signifikante Menge an Bargeld“ solle man im Hause haben, sagte der ehemalige Chef der Österreichischen Nationalbank (OeNB), Ewald Nowotny, vor Kurzem. Das sei vernünftig, zum Beispiel im Fall eines Blackouts.

In Österreich hängen immer noch viele Menschen am Bargeld. An der Kasse im Lebensmittelladen kramen nach wie vor viele Käufer ihre Münzen zusammen, und außerhalb der Hauptstadt Wien kommt man ohne Bargeld nicht weit. In kleinen Läden und dörflichen Gaststätten werden Bezahlkarten oft nicht akzeptiert.

Werbung braucht das Bargeld also keine, würde man meinen. Aber in Österreich läuft für diese Art des Bezahlens gerade eine Kampagne, die kommerzielle Anbieter von Debit- und Kreditkarten, also die „natürlichen Feinde“ des Bargelds, neidisch machen könnte.

Robert Holzmann, der Gouverneur der OeNB und Mitglied des EZB-Rats, sagt, man wolle die Gesellschaft im Umfeld multipler Krisen stärker für das Thema Bargeld sensibilisieren. Diesem Zweck dient die Ende September begründete Plattform „Euro-Bargeld 360 Grad“.

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Österreich versteht sich als sozialpartnerschaftlicher Staat, und so sind ganz verschiedene Gruppierungen in die Bargeldkampagne eingebunden: neben der OeNB die Prägeanstalt Münze Österreich, Verbraucherschützer, Arbeitnehmervertreter, der Seniorenrat sowie der Gemeindebund. Die Argumente der Parteien sind allerdings unterschiedlich.

Werbung mit Emotionen

Die Notenbank erkenne die Unverzichtbarkeit von Bargeld, meint OeNB-Direktor Matthias Schroth nüchtern; der digitale Euro sei bloß komplementär und damit „eine sinnvolle Ergänzung“.

Notenbank Österreich

Die Notenbank erkennt die Unverzichtbarkeit von Bargeld, meint OeNB-Direktor Matthias Schroth.



(Foto: Reuters)

Münze Österreich, eine Tochtergesellschaft der OeNB, wirbt dagegen mit Emotionen. Bei der Bargeldbezahlung verwende man ein regional produziertes Zahlungsmittel, lautet einer ihrer Slogans. Es fördere den Standort Österreich und sichere damit Jobs.

In eigens produzierten Werbespots bringt die Organisation Bedenken zum Ausdruck, die viele Kartennutzer wohl zu Recht plagen: Die Daten, die Verbraucher hinterlassen, wenn sie elektronisch bezahlen, seien für Firmen „extrem“ wertvoll, heißt es.

Um zu verhindern, dass diese Informationen für unerwünschte Zwecke verwendet würden, solle man daher stets bar bezahlen. Nur Bares sei Wahres, heißt es in einem Spot mit Anleihen an James-Bond-Filme.

Dilemma des Finanzsektors

Diese Gegenattacke der Bargeldbefürworter bringt auch ein Dilemma des Finanzsektors zum Ausdruck. Aus Stabilitätssicht scheint es zwar vernünftig zu sein, nicht nur auf ein einziges Zahlungsmittel zu setzen.

Gleichzeitig stehen die Banken unter Druck, ihre Rentabilität zu erhöhen. Das gelingt ihnen nur, wenn möglichst viele Geschäfte digital abgewickelt werden: Das erhöht die Effizienz, und die Karten generieren hohe Gebühren.

Trotzdem haben sich die Finanzinstitute offenbar noch nicht getraut, das Geldautomatennetz auszudünnen. In Österreich gibt es 9000 dieser Maschinen, die Zahl hat sich in den vergangenen Jahren kaum verändert.

Die Initianten der neuen Plattform treffen aber auf jeden Fall einen Nerv. Vor wenigen Tagen ist nämlich ebenfalls das Volksbegehren „Für uneingeschränkte Bargeldzahlung“ eingereicht worden.

>> Lesen Sie hier: Deutschland treibt den digitalen Euro voran

Gestartet wurde es von einem Wiener Schreinermeister, und rund 531.000 Personen haben es unterschrieben. Weil das Volksbegehren die Schwelle von 100.000 Unterschriften locker übersprungen hat, wird das Parlament nun darüber beraten müssen, ob das Anliegen in die Verfassung aufgenommen werden soll.

Mehr: Warum wichtige Prüfer eine Bargeldobergrenze in Deutschland empfehlen



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Politik

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