Düsseldorf, Berlin Die Bundesagentur für Arbeit (BA) will die insolvente Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof nur unter Bedingungen bei der Sanierung unterstützen. „Wichtig ist, dass es ein Zukunftskonzept für das Geschäftsmodell gibt“, sagte BA-Vorstand Daniel Terzenbach dem Handelsblatt. Nur ein Weiter-so reiche nicht.
Am Montag wollen die Gläubiger über den Insolvenzplan des Konzerns entscheiden, der angekündigt hat, 47 der aktuell 129 Warenhäuser zu schließen. Ursprünglich sollten es noch fünf mehr sein. Dann wären laut der Gewerkschaft Verdi bis zu 5000 Arbeitsplätze bedroht gewesen. Die BA zählt neben dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds, Kreditinstituten und Vermietern zu den großen Gläubigern. Laut Insolvenzplan, der dem Handelsblatt vorliegt, hat die Behörde 96,8 Millionen Euro Insolvenzgeld an die Beschäftigten gezahlt.
Terzenbach sieht gute Chancen für die Beschäftigten, deren Jobs jetzt auf der Kippe stehen. Der Arbeitsmarkt sei aufnahmefähig. Die Arbeitsagentur hat bereits Sprechstunden in einzelnen Galeria-Filialen abgehalten und plant digitale „Begegnungsräume“ mit Unternehmen, die neue berufliche Perspektiven bieten könnten.
Allerdings reiche es nicht, allein auf die vom Jobverlust bedrohten Beschäftigten zu schauen, betont der BA-Vorstand. „Galeria muss auch in die Mitarbeitenden investieren, die im Unternehmen bleiben, damit wir nicht in einigen Jahren wieder vor den gleichen Problemen stehen.“
Schließlich handelt es sich mittlerweile um das dritte Insolvenzverfahren. Erst die Karstadt-Pleite im Jahr 2009. Dann beantragte der fusionierte Konzern Galeria Karstadt Kaufhof nach dem ersten Corona-Lockdown 2020 ein Schutzschirmverfahren, schloss in der Folge rund 40 Filialen und baute etwa 4000 Stellen ab. Zudem wurden mehr als zwei Milliarden Euro an Schulden gestrichen. Dieser erste Anlauf entlastete den Konzern aber nur vorrübergehend.
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Im Oktober 2022 beantragte das Unternehmen dann erneut ein Schutzschirmverfahren, weil auch Staatskredite und stille Einlagen in Höhe von insgesamt 680 Millionen Euro nicht reichten, um eine erneute Insolvenz abzuwenden.
Dass aber viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter trotz immer wiederkehrender Krisen so lange am Unternehmen festgehalten hätten, zeigt nach Einschätzung von Terzenbach, welch große Verbundenheit dort herrsche – „und welch gute ökonomischen Rahmenbedingungen das Unternehmen trotzdem noch geboten hat“.
Eine Transfergesellschaft, für die sich auch Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) starkgemacht hatte, soll nun den von Arbeitslosigkeit bedrohten Mitarbeitern den Weg in eine neue Beschäftigung ebnen. Die Perspektiven sind da. Laut dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) gibt es im Handel bundesweit derzeit mehr als 200.000 offene Stellen.
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Terzenbach gibt allerdings zu bedenken, dass viele Mitarbeitende schon auf eine lange Betriebszugehörigkeit bei Galeria Karstadt Kaufhof zurückblicken könnten und auch deshalb im Branchenvergleich überdurchschnittlich verdienten. „Das hat immer zwei Seiten“, sagt der BA-Vorstand.
Auf der einen Seite brächten die Beschäftigten viel Erfahrung mit. Auf der anderen Seite könne der Übergang in ein neues Beschäftigungsverhältnis aber auch schwerer sein, weil er möglicherweise mit finanziellen Einbußen einhergehe.
Stimmt der Gläubigerausschuss am Montag dem Insolvenzplan des Unternehmens zu, kann das Schutzschirmverfahren abgeschlossen und eine Zukunft für Galeria Karstadt Kaufhof gesucht werden. Andernfalls müssten sich wohl alle der aktuell noch gut 17.000 Beschäftigten nach einem neuen Job umsehen.
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